Zusammenfassung
Die Behandlung ökonomischer Probleme vom Standpunkt der Ethik aus geht bis in die Antike zurück. In jüngster Zeit ist die Wirtschaftsethik besonders stark in den Vordergrund getreten. Das kann man aus den in immer kürzerer Folge erscheinenden Sozialenzykliken der Päpste von der “Quadragesimo Anno” Pius’ XI. über “Humanae vitae” Pauls VI., “Mater et magistra” Johannes’ XXIII, bis zu “Laborem exercens” Johannes Pauls II. ebenso ersehen wie aus den zahlreichen Denkschriften der Sozialkammer der Evangelischen Kirche. Hier seien nur einige Arbeiten genannt—“Leistung und Wettbewerb” (1978), “Solidargemeinschaft von Arbeitenden und Arbeitslosen” (1982), “Landwirtschaft im Spannungsfeld” (1984), “Die neuen Informations- und Kommunikationstechniken” (1985). Neue, umfassende Werke über Wirtschafts- und Sozialethik sind erschienen. Ich erwähne nur auf evangelischer Seite Arthur Richs “Wirtschaftsethik” (1984) und auf katholischer Seite Franz Böckles “Fundamentalmoral” (1977). Zahlreiche Bücher, Sammelwerke und Artikel kommen heraus (eine kleine Auswahl davon ist im Literaturverzeichnis angegeben). An der Hochschule St. Gallen wurde ein Lehrstuhl für Wirtschaftsethik eingeführt, und so kann man fortfahren. Woher kommt dieses plötzliche Interesse an Wirtschaftsethik? Ich glaube, das ist sehr leicht zu erklären. In einer Subsistenzgesellschaft, wo Not und Elend vorherrschen, ist das sozialethische Problem “Was soll ich ökonomisch tun?” wenig interessant, weil die Antwort auf der Hand Hegt: Nahrung, Kleidung und Wohnung für die Hungernden, Frierenden und Obdachlosen zu schaffen, ist offensichtlich das erste Gebot. Nur ein höherer Lebensstandard läßt Wahlfreiheit, so daß das sozialethische Problem der “richtigen” Wahl immer mehr in den Vordergrund tritt.
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Literatur
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Krelle, W. (1991). Positive und Negative Ethik. In: Nutzinger, H.G. (eds) Wirtschaft und Ethik. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86434-5_5
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