Wiedervereinigung und Wahlentscheidung

Zusammenfassung

Der Fall der Mauer löste einen politischen Erdrutsch aus, der die bereits angesetzte Bundestagswahl ein Jahr später nachhaltig erschüttern mußte. Kaum jemand konnte Ende 1989 ahnen, wie sich die Kette der Ereignisse zum geplanten Wahltermin schließen würde. Stärker als sonst überschattete Ungewißheit das Vorfeld des Wahlkampfes — Ungewißheit darüber, wie, wann, in welcher Form, wenn überhaupt in naher Zukunft, die Einheit zu erreichen war. Die mit der Vorbereitung des westdeutschen Wahlkampfes beschäftigten Parteien mußten zu einer Frage Position beziehen, deren Lösung nicht einmal überwiegend in deutscher Hand lag.

“Der Bundeskanzler schätzte, fünf bis zehn Jahre werde es dauern, die Einheit zu verwirklichen. Wir waren uns einig: Selbst wenn die Einheit erst am Ende dieses Jahrhunderts erreicht sein sollte, wäre das ein Glücksfall der Geschichte.”

Host Teltschik, Tagebucheintragung vom 27. November 1989.

Ich danke dem Zentralarchiv für empirische Sozialforschung für die Bereitstellung der Wahlstudie 1990 (ZA Nr. 1919), die von der Forschungsgruppe Wahlen erhoben wurde. Natürlich trägt keines der Institute irgendeine Verantwortung für die Analyse oder Interpretation der Daten.