Zusammenfassung
Wer über Gesellschaft zu schreiben und zu reden hat, sieht sich vor schier unüberwindlichen Hindernissen. Einmal soll er, was wesentlich Prozeß ist, durch seine Beschreibung irgendwie handgreiflich herauspräparieren; dabei weiß jeder, daß Gesellschaft, die nicht nur eine beschreibend-dynamische, sondern eine funktionale Kategorie ist, als Gegenstand niemals dingfest zu machen ist. Zum andern erinnert er sich der unendlichen Anstrengungen und unablässigen Versuche denkender Menschen seit eh und je, sich über diese ihre Verhältnisse Klarheit zu verschaffen, die die ihren sind und womöglich doch nicht als die eigentlichen erfahren werden.
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Anmerkungen
Obwohl zum ersten Mal in dem Sammelband „Christliche Verantwortung. Eine ökumenische Bestandsaufnahme zeitgemäßer Ethik“ veröffentlicht, verzichtet der vorliegende Beitrag bewußt und ausdrücklich darauf, einen expliziten Bezug zu jenem Titel und dessen Intentionen herzustellen. Er argumentiert durch Kritik an der Sache und steht damit für verantwortliches Denken und Handeln selber ein.
Vgl. Friedrich Lütge: Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Berlin/Göttingen/Heidelberg. 1952
desgleichen Hans Freyer: Theorie des gegenwärtigen Zeitalters, Stuttgart. 1955.
Vgl. zu diesem Zusammenhang den bedeutenden Entwurf von Jean Fourastie: Die 40 000 Stunden. Aufgaben und Chancen der sozialen Evolution, Düsseldorf und Wien. 1966; desgleichen, doch stärker auf politökonomische Zusammenhänge sowie auf die Planungszwänge einer rationalen Gesellschaftspolitik als Entwicklungsstrategie abhebend, John Kenneth Galbraith: The New Industrial State (dt.: Die moderne Industriegesellschaft, München/Zürich 1968).
Als wohl bekannteste Analyse zu diesem Thema, neben vielen anderen, vgl. John Kenneth Galbraith: The Affluent Society (dt.: Gesellschaft im Überfluß, München/Zürich 1959).
Eine Analyse der antizivilisatorischen und antiwesthchen Deutschtumsmetaphysik findet sich bei Hermann Lübbe: Politische Philosophie in Deutschland. Studien zu ihrer Geschichte, Basel und Stuttgart 1963, insbes. Kap. 4: Die philosophischen Ideen von 1914.
Vgl. dazu die umfassende Analyse von Hans-Peter Schwarz: Vom Reich zur Bundesrepublik. Deutschland im Widerstreit der außenpolitischen Konzeptionen in den Jahren der Besatzungsherrschaft 1945–1949, Neuwied 1966.
Ernest Zahn: Soziologie der Prosperität. Wirtschaft und Gesellschaft im Zeichen des Wohlstandes, München. 1964, S. 20.
Vgl. Hans Freyer, a. a. O., [s. FN 2].
Diese Entwicklungstendenzen geben längst die Grundlage ab für die gegenwärtig vorherrschende Technokratieideologie. Vgl. u. a. Karl Bednarik: Die Programmierer. Eliten der Automation, Frankfurt/M. und Hamburg. 1967.
Vgl. insbesondere Helmut Arndt: Die Konzentration in der westdeutschen Wirtschaft, Pfullingen. 1966; desgleichen Karl-Heinz Stanzick: Der ökonomische Konzentrationsprozeß, in: G. Schäfer/C. Nedelmann (Hrsg.): Der CDU-Staat. Studien zur Verfassungswirklichkeit der Bundesrepublik, München. 1967, S. 23 ff.
Vgl. Helmut Arndt, a. a. O., [s. PN 10], S. 20 ff.
Dafür symptomatisch John Kenneth Galbraith: American Capitahsm. The Concept of Countervailing Power (dt.: Der amerikanische Kapitalismus im Gleichgewicht der Wirtschaftskräfte, Stuttgart/Wien/Zürich 1956).
Diese sind in der Regel nach mpartistischem/trialogischem Muster gestrickt: Vertreter der Gewerkschaften und der Arbeitgeberverbände sitzen mit den zuständigen Spitzen der Ministerialbürokratie und — als deren Handlanger — mit den Mitgliedern z. B. des volkswirtschaftlichen Sachverständigenbeirates zusammen am „runden Tisch“.
Vgl. Carl Föhl/Manfred Hennies: Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand, Pfullingen. 1966
desgleichen Ernst Helmstädter: Die Entwicklung der Einkommensverteilung in der Bundesrepublik Deutschland unter verteilungstheoretischem Aspekt 1950–1965, in: Jb. f. Nationalökonomie und Statistik, Bd. 179 (1966), H. 5, S. 389 ff.; vgl. darüber hinaus „Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland“ sowie „Wirtschaft und Statistik“, lfd. Folge.
Vgl. Karl Martin Bolte u. a.: Deutsche Gesellschaft im Wandel, Opladen. 1966, insbes. S. 233 ff.
Vgl. dazu Peter Brückner: Freiheit, Gleichheit, Sicherheit. Von den Widersprüchen des Wohlstandes, Frankfurt/M. 1966. Wie unzulänglich die These von der „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“ die soziale Wirklichkeit tatsächlich deckt, wird, zumindest für die britischen Verhältnisse, an Hand empirischer Untersuchungen von J. H. Goldthorpe nachgewiesen. Vgl. John H. Goldthorpe: Arbeiter im Wohlstand, in: atomzeitalter, 1967, H. 3, S. 116 ff.
Dazu grundlegend Popitz/Bahrdt/Jüres/Kesting: Das Gesellschaftsbild des Arbeiters. Soziologische Untersuchungen in der Hüttenindustrie, Tübingen. 1957. Auf den weiterbestehenden qualitativen Unterschied in den Gesellschaftsbildem von Arbeitern und Angestellten sowie auf die gleichbleibenden relativen Unterschiede in der objektiven Situation als Arbeitnehmer macht anhand einer Literaturbesprechung Siegfried Braun aufmerksam. Vgl. Siegfried Braun: Das Gesellschaftsbild der Angestellten, in: atomzeitalter, 1967, H. 9, S. 482 ff.
Vgl. u.a. Ralf Dahrendorf: Arbeiterkinder an deutschen Universitäten, Tübingen. 1965
ferner Susanne Grimm: Die Bildungsabstinenz der Arbeiter, München. 1966; auf sozial-psychologische Milieuschranken verweist vor allem Karl Erhnghagen: Katholisches Bildungsdefizit in Deutschland, Freiburg i. Br. 1965.
Vgl. beispielsweise Ulrike-Marie Meinhof: Frauen sind billiger. Ein Bericht über Frauenlöhne und Frauenarbeit in der Industrie, in: Frankfurter Hefte, Jg. 22 (1967), S. 349–356 und S. 401–408;
desgleichen Helge Pross: Freiheit und Frauenemanzipation, in: Uwe Schultz (Hrsg.): Freiheit, die sie meinen, Frankfurt/M. und Hamburg. 1967, S. 167 ff.
Vgl. dazu Institut für angewandte Sozialwissenschaft (Hrsg.): Deutsche und Gastarbeiter. Politogramm, Bad Godesberg 1966; desgleichen Ernst Günter Vetter: Gastarbeiter — die radikale Garde beim Streik? In: FAZ vom 27.11.1967.
Vgl. Helmut Schelsky: Die Bedeutung des Berufs in der modernen Gesellschaft, in: ders.: Auf der Suche nach Wirklichkeit. Gesammelte Aufsätze, Düsseldorf und Köln 1965, S. 238ff.; desgleichen René König: Beruf oder Job? In: ders.: Soziologische Orientierungen. Vorträge und Aufsätze, Köln und Berlin 1965, S. 179 ff.
Vgl. Richard F. Behrendt: Über das Gefühl der Ohnmacht in der Gesellschaft der Gegenwart, in: Gesellschaft, Staat, Erziehung, Jg. 2 (1966), H. 6, S. 499 ff. Vgl. in diesem Zusammenhang die Diskussion um das am 20.9.1967 vom Bundeskabinett verabschiedete Arbeitsförderungsgesetz, das als wichtigste Neuerung einen Rechtsanspruch der Arbeitnehmer auf Fortbildung und Umschulung begründet, sowie dessen weiteres „Schicksal“.
Als besonders einschlägig seien genannt Friedrich Edding: Ökonomie des Bildungswesens. Lehren und Lernen als Haushalt und Investition, Freiburg i. Br. 1963. Ferner Hans-Joachim Bodenhöfer und Carl Victor von Weizsäcker: Bildungsinvestitionen, Pfullingen 1967. „Empirische Untersuchungen der Entwicklung des Industrialisierungsprozesses machen eine Tendenz zu höheren Qualifikationserfordernissen der Arbeitskraft deutlich, der eine Verlängerung und Vertiefung der durchschnittlichen Allgemein- und Berufsausbildung entspricht“ (H.J. Bodenhöfer, a.a.O., S. 20). Vgl. auch Elisabeth Liefmann-Keil: Erwerbstätigkeit, Ausbildung und wirtschaftliches Wachstum, in: Fritz Neumark (Hrsg.): Strukturwandlungen einer wachsenden Wirtschaft, Schriften des Vereins für Sozialpolitik, N. F., Bd. 30, Berlin 1964.
Vgl. hierzu und zwecks stärkerer Profilierung der bundesrepublikanischen Forschungspolitik die verschiedenen „Forschungsberichte der Bundesregierung“, Bonn 1967 ff.
Helmut Schelsky: Die Paradoxien des Alters in der modernen Gesellschaft, a.a.O., [s. FN21],S. 198 ff. sss
Helmut Schelsky: Die Bedeutung des Berufs in der modernen Gesellschaft, a. a. O., [s. FN 21], S. 246.
Vgl. Siegfried Kracauer: Die Angestellten. Aus dem neuesten Deutschland, Frankfurt/M. 1974, S. 45 f.
Vgl. Helmut Schelsky: Wandlungen der deutschen Famihe in der Gegenwart. Darstellung und Deutung einer empirischen und soziologischen Tatbestandsaufnahme, Stuttgart. 1960.
Vgl. Karl Bednarik: An der Konsumfront. Zwischenbilanz des modernen Lebens, Stuttgart. 1957
desgleichen Vance Packard: Die große Verschwendung, Frankfurt/M. und Hamburg. 1964.
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Massing, O. (1987). Individuum und Gesellschaft. In: Verflixte Verhältnisse. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86381-2_1
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