Zusammenfassung
Für ein besseres Problemverständnis wird zunächst auf die Waschmittel als Konsumgut sowohl hinsichtlich ihrer historischen Entwicklung als auch ihrer Zusammensetzung und Wirkungsweise näher eingegangen. Vor diesem Hintergrund wird dann die Wirkungsweise der Phosphate in Wasch- und Reinigungsmitteln1 sowie die Eutro-phierung der Gewässer als Konsequenz ihres Einsatzes dargestellt. Schließlich werden Ansätze zur Bekämpfung der Eutrophierung dargestellt, die zum einen an den verschiedenen Quellen des Phosphateintrags in die Gewässer, wie Landwirtschaft und Waschmittel, und zum anderen an einer generellen Lösung des Eutrophierungs-problems durch eine Elimination Phosphate durch eine chemische Fällung der Phosphate in Kläranlagen ansetzen.
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Literatur
Bei der Unterscheidung von Wasch- und Reinigungsmitteln beziehen sich Waschmittel zur Reinigung von Textilien während Reinigungsmittel zur Reinigung fester Oberflächen dienen.
Das Wort ’Waschen’ läßt sich auf einen germanischen Wortstamm zurückführen und bedeutet soviel wie ’Hin- und Herbewegen von Kleidung’ zum Reinigen’’ (vgl. Billen/Schmitz 1984, S. 13).
Die ersten erfolgreichen Tenside, die sich für Waschmittel eigneten, waren Fettalkoholsulfate, die erstmals 1932 im Feinwaschmittel Fewa eingesetzt wurden (vgl. Brüschweiler et al. 1988, S. 301).
Zwar wurde 1934 das erste phosphathaltige Waschmittel auf dem Markt eingeführt (vgl. Foroutan-Rad 1981, S. 218), aber erst seit Anfang der 50er Jahre werden die Phosphate als Gerüststoff für die Waschtechnologie in großem Maße eingesetzt (vgl. Berth/ Berg/Hachmann 1983, S. 276f).
Zur weltweiten Produktion und Komsumption vgl. ferner Jakobi/Löhr 1987, S. 155ff.
Die folgenden Ausführungen über die Zusammensetzung von Waschmitteln beziehen sich auf Haushaltswaschmittel. Sie unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung von solchen Waschmitteln, die in gewerblichen Wäschereien mit entsprechend groß dimensionierten Waschmaschinen und den geforderten relativ kürzeren Waschzeiten verwendet werden.
Vgl. Berth/Schwuger 1979, S. 175ff; Billen/Schmitz 1984, S. 19ff.; o.V.: Zur Umweltverträglichkeit... 1985, S. 10; Berth/Jeschke 1988,78ff.; Schöberl/Bock et al. 1988, S. 86ff.
Aufgrund ihres elektrochemischen Verhaltens werden vier Klassen von Tensiden unterschieden: 1. die anionischen Tenside, deren biologische Abbaubarkeit im Waschmittelgesetz geregelt ist; sie sind sehr stark schaumbildend; da aus den Waschmaschinen jedoch kein Schaum heraustreten soll, sind andere, schaumhemmende Tenside erforderlich; ihre Waschkraft hängt in hohem Maße von der Wasserhärte ab, so daß sie zur Unterstützung sogenannte Builder oder Bildner benotigen, von denen das Phosphat das bekannteste ist. 2. die kationischen Tenside, die vor allem in Weichspülern vorhanden sind und der Wäsche einen weichen Griff verleihen; da sie für Mikroorganismen stark giftig sind, werden sie häufig in desinfizierenden Reinigungsmitteln eingesetzt; sie sind bisher trotz ihrer schweren Abbaubarkeit noch nicht in der Tensidverordnung erfaßt. 3. die nichtionischen Tenside werden häufig in Salben und Cremes verwendet; im Zuge der Verringerung des Phosphatgehalts in Waschmitteln werden sie nun auch in Waschmitteln (insbesondere in flüssigen Waschmitteln) eingesetzt, da sie unabhängig von der Wasserhärte wirken; ein wesentlicher Nachteil ist jedoch ihre schwere biologische Abbaubarkeit. 4. die amphoteren Tenside dienen in Waschmitteln als Schaumregulatoren und werden häufig in Weich- und Geschirrspülmitteln eingesetzt; problematisch ist, daß ihre biologische Abbaubarkeit in der Tensidverordnung nicht geregelt ist, obwohl sie für Warmblütler giftiger sind als die anderen Tensidgmppen.
Vgl. o.V.: C emie im Haushalt... 1986, S. 2; o.V.: Waschmittel-Lexikon... 1985, S. 22ff.; Berth/Schwugcr 1979, S. 177ff.; Hauptausschuß ’Phosphate und Wasser’... 1978, S. 27; Kunz 1977, S. 8, Jakobi/Schwuger 1976, S. 98ff.; Berth/Jakobi/Schmadel et al. 1975, S. 116ff.
Zu Gefahren für die Gesundheit von Enzymen und optischen Aufhellern vgl. Hedewig, 1985, S. 6ff.
Vgl. hierzu Berg et al. 1976, S. 155ff.; Berth/Schwuger 1979, S.179ff.; Billen/Schmitz 1984, S. 30; Friege 1988, S. 6; Schöberl/Huber 1988, S. 105ff.
So gehen z.B. 90% der abgebauten Rohphosphate in den Bereich der Landwirtschaft, wo sie hauptsächlich als Düngemittel verwendet werden. Der gestiegenen Verbrauch an Phosphatdünger ist durch eine Steigerung der Nahrungsmittelproduktion zu erklären, die aufgrund einer verbesserte Nahrungsmittelversorgung in Verbindung mit einer gestiegenen Weltbevölkerung (von 1950 bis 1980 stieg die Weltbevölkerung um 75%, d.h. von 2,5 auf 4,45 Milliarden Menschen) erforderlich wurde. Von einer Phosphatfracht von 0,55 kg pro Person und Jahr ausgehend stiegt der Phosphatanteil menschlicher Ausscheidungen von 1950 bis 1980 von 1,38 auf 2,45 Millionen Tonnen an. Durch den Ausweitung der Viehhaltung ist auch der Phosphatanteil aus tierischen Ausscheidungen stark angestiegen, der 1980 etwa siebenmal höher liegt als der Phosphatanteil der Humanexkremente der Weltbevölkerung (vgl. Gleisberg 1988, S. 201ff. sowie die dort angegebene Literatur).
Zwar sind insbesondere stehende und langsam fließende Gewässer von der Eutrophierung bedroht, sie kann aber auch in Küstengewässern, Meeresbuchten und auch im offenen Meer auftreten (vgl. Gleisberg u.a. 1976 S. 354 sowie vertiefend die dort angegeben Literatur).
Die heute gebräuchliche Trophie-Terminologie geht zurück auf E. Naumann (1932) und bildet zusammen mit den Untersuchungen über die Tiefenverhältnisse der Seen und besonders über den Sauerstoffhaushalt von Thienemann (1925) die wissenschaftliche Grundlage für die Beurteilung der Eutrophierungsprozesse (vgl. Vollenweider 1979, S. 46).
Weitere 40% stammten aus den menschlichen Fäkalien und die restlichen 20% aus der Düngemittelabspülung der Landwirtschaft (vgl. o.V.: Um das Phosphatverbot herumgeredet, in: FAZ, Blick durch die Wirtschaft Nr. 42 vom 19.2.1971).
Ein partieller Austausch von Phosphat gegen NTA ist in den USA eher möglich als in Europa, da die Wasserhärte in den USA im allgemeinen sehr viel niedriger ist und die dort verwendeten Bottichwaschmaschinen weniger korrosionsempfindlich sind (vgl. Berth/Fischer 1971, S. 8).
Vgl. Henning/Kandler/Nielel 1977/78, S. 2 sowie die dort angegebene Literatur zu einigen Forschungsarbeiten.
Der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) hatte seinen Mitgliedsfirmen empfohlen vorerst bis zum 31.6. 1983 kein NTA in Wasch- und Reinigungsmittel einzusetzen, da erst dann ein Prüfprogramm die Umweltverträglichkeit von NTA beurteilt haben wird (vgl. o.V.: Noch kein NTA in Waschmitteln, in: Europa Chemie Nr. 5/1981).
Während früher ein Großteil der Wäsche bei 90–95°C ’gekocht’ wurde, besteht gegenwärtig ein Trend zu niedrigeren Temperaturen. Dieser läßt sich zum einen darauf zurückführen, daß bereits längere Zeit bekannt ist, daß bereits eine Waschtemperatur von 60°C für hygienisch einwandfreie Wäsche sorgt und der Energiebedarf eines Waschgangs zudem bei 60°C um etwa 50% geringer ist als bei 95°C. (Nur wenn Personen mit ansteckenden Krankheiten in der Familie oder in Anstalten leben, sollte die Wäsche ’gekocht’ werden.) Zum anderen erfordert die gestiegene Verwendung synthetischer Textilien, die erst seit 20–30 Jahren in größerem Maße produziert werden, sowie der Trend zu farbigen Textilien, die schonender zu behandeln sind als weiße Wäsche, die Wahl einer niedrigeren Temperatur (vgl. Tomlinson/Storer 1981, S. 255; Billen/Schmitz 1984, S. 14f).
Vgl. auch die Stellungnahme zur Beurteilung der Umweltverträglichkeit von Polycarboxylaten des Hauptausschusses ’Phosphate und Wasser’ der Fachgruppe Wasserchemie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker vom 15.12.1989, die am 2.2.1990 an das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ging.
Dies ist zwar eine für das Waschen bei höheren Temperaturen erwünschte Eigenschaft, die aber an Bedeutung verliert, wenn man sich die rückläufige Tendenz hoher Waschtemperaturen vergegenwärtigt (vgl. hierzu Fußnote 19).
Vgl. hierzu insbsondere: Umweltbundesamt (Hrsg.): Materialien 4/1979, welche eine eine ausführliche Darstellung der Prüfverfahren in Form von 15 Einzelberichten beinhaltet; ferner Krings/Upadek/Verbeek 1984, S. 8f.
Zur Veränderung der Rahmenrezepturen unter dem Einfluß der PHöchstMengV vgl. ferner Kanowski 1986, S. 89ff.; zur Veränderung der Rezepturen und deren Umweltbelastungen vgl. ferner Schenke 1986, S. 95ff.
Zur Weltsituation der Waschmittelzeolithe vgl. Dietrich/Leonhardt 1987, S. 322ff.
Für die Schweiz konnten Knoepfel/Zimmermann (1988, S. 211) feststellen, daß auf der Programmebene ein erheblicher Ökologisierungsschub in den letzten fünfzehn Jahren zu verzeichnen ist, der jedoch nicht in rechtlich verbindliche Empfehlungen und Handlungsanweisungen mündete und auch nicht zum harten Kern klassischen landwirtschaftspolitischen Mengensteuerung (Preis-, Struktur- und Subventionspolitik) vorgedrungen ist, so daß auch weiterhin eine ökologische Regulierung der Landwirtschaft mit Boden- und Gewasserschutz unterbleibt.
Auf die Gefahren der Landwirtschaft und die Intensivtierhaltung weist auch Ulrich Horstmann vom Institut für Meereskunde der Universität Kiel hin und wirft die Frage auf, ob nicht das Verursacherprinzip auch auf die Landwirtschaft angewendet werden sollte, da sie insbesondere durch Stickstoffeinträge zu dem massenhafte Auftreten von Algen sowie den weitreichenden Eutrophie-nmgsprozesse in Nord- und Ostsee beiträgt (vgl. Horstmann 1989).
Zur Kritik an der konventionellen und zu Ansätzen einer alternativen Landwirtschaft vgl z.B. Meier 1986, S. 194ff.
Von 1950 bis 1980 stieg — entsprechend dem Anstieg der Weltbevölkerung von 2,5 auf 4,45 Milliarden Menschen — die menschliche Phosphatfracht von 1,38 auf 2,45 Millionen Tonnen Phosphor pro Jahr (vgl. Gleisberg 1988, S. 202f).
Betrug die Länge der Schmutzwasserkanalisation 1957 noch 61000 km, so wurde sie bis Ende 1983 auf etwa 218 000 km ausgeweitet. 1987 wurde das Abwasser von etwa 56,230 Mio. Einwohnern, das entspricht einem Anteil von 91,7% der Wohnbevölkerung; 1957 waren es erst 60% (vgl. Gilles 1987, S. 414).
Wurden 1957 erst 10% des kommunalen Abwasser biologisch behandelt (vgl. Gilles 1987, S. 414) und waren 1970 lediglich 35% der Bevölkerung in der Bundesrepublik an eine mechanisch-biologische Abwasserreinigung angeschlossen (vgl. Rohe 1984, S. 20), so stieg bis 1987 das in Kläranlagen geleitete und einem mechanisch-biologischen Reinigungsverfahren unterzogene Abwasser auf über 84% (davon 76,3% vollbiologisch bei Einhaltung der Mindeststandards und 8,0% biologisch ohne Erfüllung der Mindestanforderungen). Lediglich 4,4% der Abwasser wurden nur mechanisch in öffentlichen Kläranlagen und 3,0% nur mechanisch in nicht-öffentlichen Kläranlagen gereinigt (vgl. o.V.: Positive Wirkungen... 1987, S. 302).
Klute et al. (1984, S. 809) haben festgestellt, daß die Zunahme von Kläranlagen mit weitergehender Abwasserreinigung insbesondere im Einzugsgebiet von Seen (z.B. Bodensee, Seen in Schleswig-Holstein) oder Flüssen (z.B. Ruhr...), die zur Trinkwasserversorgung herangezogen werden, zu beobachten ist.
So stieg der Phosphorgehalt z.B. im Bodensee von 1930 bis 1980 von 5 g/1 auf 85 g/1 (vgl. Ka-nowski 1988, S. 7).
Ahnlich wie in Schweden wurde auch in Finnland die Abwasserreinigung vorangetrieben: Wurden in den 60er Jahren noch organische Abwassersubstanzen zu beseitigen, um ästhetische und hygienische Nachteile zu vermeiden, lag das Schwergewicht in den 70er Jahren in der Phosphatelimi-nierung, um einer Eutrophierung vorzubeugen, bis schließlich bis Anfang der 80er Jahre alle Kläranlagen mit einer chemischen Reinigungsstufe ausgestattet waren und in den 80er Jahren damit begonnen wurde, in einigen betroffenen Gebieten mit der Nitrifikation der Abwässer begonnen wurde (vgl. Kieslinger 1988, S. 1268).
Bis 1973 arbeiteten bereits über 369 solcher Anlagen, an die 1973 38% der schwedischen Bevölkerung angeschlossen waren. 1974 sollten es 50% der Gesamtbevölkerung sein. Mittlerweile werden in Schweden etwa 80% der anfallenden kommunalen Abwässer in Kläranlagen mit weitergehender Reinigung behandel. Auch die Schweiz ist in dieser Hinsicht vorbildlich; denn dort sind rund die Hälfte der 850 Kladanlagen mit einer Fällungsreinigung ausgestattet (vgl. Rohe 1984, S. 21; Klute et al. 1984, S. 809 Nösler 1974, S. 41).
Auf das Argument des Phosphatrecyclings und der Ressourcenschonung geht auch Gleisberg (1988, S. 206) ein, der darauf hinweist, daß die Phosphate letztlich in die Meere geschwemmt und einer Wiederverwendung entzogen werden, wenn sie nicht in den Kläranlagen eliminiert werden.
Da 1984 noch 35% der Phosphate aus Humanexkrementen stammten, 25% aus Waschmitteln und 15% aus der Industrie, könnten die Gewässer durch eine Phosphatelimination um 75% der Phosphatimmissionen entlastet werden (vgl. Rohe 1984, S. 21).
Während z.B. in Schleswig-Holstein der Fällungsreinigung zur Phosphatelimination der Vorrang gegeben wurde, wurden in Bayern verstärkt Ringleitungen um die großen Seen gebaut, um die Abwässer fernzuhalten. Beim Tegernsee und beim Starnberger See wurden mit der Ringkanalisation auch Erfolge verzeichnet, beim Schliersee hingegen nicht, weil dort der Phosphateintrag aus diffusen Quellen den See weiterhin belastet (vgl. Rohe 1984, S. 20).
“Der Ausbau der Kläranlagen kann dagegen aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nur langsam verwirklicht werden; von geschätzten 1000 Kläranlagen mit 3. Reinigungsstufe, die zur umfassenden Bekämpfung der Eutrophierungsprobleme voraussichtlich erforderlich sind, sind erst etwa 100 entsprechend ausgerüstet; bis zum Erreichen des Endausbaus sind noch viele Jahre erforderlich; ganz abgesehen davon ist der Betrieb solcher Anlagen sehr kostenintensiv” (Leschber/Au 1979, S. 213). Und weiter: Allein aus Kostengründen war ein derartiger Aus- bzw. Neubau von Kläranlagen kurzfristig kaum realisierbar (vgl. Krings/Upadek/Verbeek 1984, S. 3).
Da die Phosphate aus unterschiedlichsten Quellen in die Gewässer gelangten, wäre eine durchgreifende Lösung des Problems der Eutrophierung nur durch Elimination aller Phosphate aus sämtlichen Quellen möglich, wofür die Erweiterung von Kläranlagen um eine dritte Reinigungsstufe der konsequenteste Weg gewesen wäre (vgl. Krings/Upadek/Verbeek 1984, S. 3).
Waren 1970 erst 35% der Bevölkerung in der Bundesrepublik an eine mechanisch-biologische Reinigung angeschlossen, waren es 1984 etwa 75% (vgl. Rohe 1984, S. 20).
In der BRD fallen pro Jahr etwa 50 Mio m3 Klärschlamm an. Obwohl 50% der Klärschlämme als verwertbar und 80% als geeignet anzusehen sind, werden nur knapp 30% landwirtschaftlich genutzt (knapp 60% deponiert und knapp 10% verbrannt; 3% werden kompostiert) und auf lediglich 4% der landwirtschaftlichen Flächen aufgebracht (vgl. Malz 1987, S. 204f).
“Ist es sinnvoll, durch eine Verordnung für das ganze Bundesgebiet eine einheitliche Norm aufzustellen, die nicht nur die eingangs angesprochene “Individualität” der Gewässer mißachtet, sondern auch unterschiedslos einen teilweisen Phosphataustausch dort vorschreibt, wo die phosphatbelasteten Abwässer von den bedrohten Gewässern ferngehalten oder wo die Phosphate aus den Abwässern entfernt werden oder wo die Gefahr einer Gewässereutrophierung überhaupt nicht besteht?” Rohe (1984, S. 23).
Die Schriftgröße wurde bewußt sehr klein gewählt, um einen komprimierten Überblick der Phosphatreduktion im Spiegel der Presse von 1970 bis 1990 zu geben. Auf die Zeitungs- und Zeitschriftenartikel wird ausführlich in den nachfolgenden Kapiteln bezug genommen, wenn es darum geht, die Ereignisse und Entscheidungen in einzelne Entwicklungsphasen zu unterteilen.
Mit dem Detergentiengesetz und der Tensidverordnung übernimmt die deutsche Gesetzgebung in Europa eine Vorreiterrolle, da sie als erste Bestimmungen für eine Verringerung der Gewässerbelastung aus grenzflächen und waschaktiven Substanzen festlegt. Das Europäische Detergentienabkommen vom 16.9.1968 (BGBl. II 1972 S. 554) kommt auf Initiative der Bundesregierung und in Anlehnung an das deutsche Recht zustande.
Bereits am 8.3.1983 wird der Bundesrat von der Eidgenössischen Gewässerschutzkommission im Rahmen der geltenden Waschmittelverordnung beauftragt, ein generelles Phosphatverbot zu erlassen. Ab 1.4.1983 kommt Dixan für die gesamte Schweiz als erstes führendes Markenprodukt in phosphatfreier Formulierung auf den Markt. Sowohl wissenschaftliche als auch wirtschaftliche Überlegungen können dem ’Druck der Straße’ nicht länger standhalten, so daß das Phosphatverbot, das am 1.6.1986 in Kraft tritt, zu einer politische Notwendigkeit geworden ist (vgl. Gadient 1988).
Eine Umfrage der Wirtschaftsjunioren Deutschlands, die das Emnid-Institut bei über 10 000 Bürgern durchführte, ergab, daß 51% der Befragten die Auffassung vertreten, daß sie zu wenig für den Umweltschutz tun; zwei Drittel der Befragten erklären sich bereit, erforderliche Umweltschutzmaßnahmen über höhere Steuern oder über die Preise mitzufinanzieren (vgl. o.V.: Grüne bemängeln das neue Waschmittelgesetz, in: SZ Nr. 155 vom 9.7.1985).
Während das Persil 1985 noch phosphathaltig ist, handelt es bei der Version von 1986 um die phosphatfreie Formulierung.
In Kooperation mit den Berliner Wasserwerken greift eine Handelskette die Phosphatdiskussion auf und wirbt ’Der Berliner Umwelt zuliebe -Waschmittel mit Phosphat verwenden!’ Einerseits versucht sie sich auf diese Weise von den konkurrierenden Handelsunternehmungen abzugrenzen, die nur noch phosphatfreie Waschmittel in ihrem Sortiment anbieten, aber andererseits führt sie außerdem weiterhin phosphatfreie Waschmittel. Doch nach einer Abmahnung der Verbraucherzentralen zieht sie diese Werbung zurück (vgl. o.V.: Experten-Patt..., in: Tsp vom 24.9.1988; Paul 1988).
Als Argument für eine zurückhaltende Umweltpolitik wurde in einem Gespräch mit einem Vertreter der Industrie sogar das Argument angeführt, daß auf eine mögliche Vorreiterrolle der Bundesrepublik im Umweltschutz aufgrund der Erfahrungen in der deutsche Geschichte, als mit Sprüchen, wie z.B. ’Am deutschen Wesen soll die Welt genesen’, die Vorreiterrolle Deutschlands gegenüber allen anderen Staaten angestrebt wurde, besser verzichtet werden sollte.
Die Idee des Baukastensystems wurde von Lever aufgriffen: Im Herbst 1989 stellten sie ihr Baukastensystem SKIP vor, das sich zum Einsatz in einem von Siemens und Bosch entwickelten vollelektronischen Waschautomat mit Dosierautomat eignet, mit dem 50% weniger Chemikalien, 55% weniger Wasser und 45% weniger Energie verbraucht werden (vgl. Oberholz 1989; Loff 1990).
Das Argument des Umweltschutzes rangiert inzwischen nach einer repräsentativen Umfrage von Lever 1987 auf gleicher Ebene wie die Forderung nach (Wasch-)Leistung (vgl. Rautzenberg 1988, S. 71, nach Schoenheit 1988, S. 282f).
Ähnlich zurückhaltend in der Werbung verhielt sich Henkel z.B. beim Sulfat; im Gegensatz z.B. zu Lever, die die Sulfatfreiheit ihrer Waschmittel umgehend werblich umsetzten. “Der Hersteller Henkel produziert Persil aber schon seit vielen Jahren ohne Sulfat, wodurch dieses Produkt seit langem niedriger als andere Waschmittel dosiert werden kann. Die Neuerung ging seinerzeit ohne großen Werbeaufwand über die Bühne, was sich nun als gewisser Marketing-Nachteil erweist” (o.V.: Die Neuen... 1990, S.10).
Vgl. hierzu das Promotoren-Modell von Witte 1973, S. 14ff.
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Nork, M.E. (1992). Umweltschutz durch Phosphatreduktion in Waschmitteln?. In: Umweltschutz in unternehmerischen Entscheidungen. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86359-1_3
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