Zusammenfassung
Die Politik der Sowjetunion und der deutschen Kommunisten, die SBZ in den Ostblock zu integrieren, bestimmte auch die Entwicklung des Bildungs- und Erziehungswesens der SBZ nach dem zweiten Weltkrieg. Der Prozeß einer weitgehenden Angleichung wurde in den ersten Jahren möglichst unauffällig eingeleitet, seit 1948 aber unter Verzicht auf jede Verschleierungstaktik offen durchgeführt1. Dagegen wurden alle Versuche einer Wiederbelebung und teilweisen Fortführung der bis 1933 gepflegten Tradition pädagogischen Denkens zunächst eingedämmt und bald darauf rigoros unterbunden. Die Sowjetpädagogik wurde von den Machthabern der SBZ zur allein gültigen pädagogischen Theorie erklärt.
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Anmerkungen
In mehreren westdeutschen Darstellungen wird eine — allerdings nicht übereinstimmende — Periodisierung der Entwicklung versucht. Vor allem sind zu nennen: Hans Mieskes, Pädagogik des Fortschritts? Das System der sowjetzonalen Pädagogik in Forschung, Lehre und Praxis, München 1960
Leonhard Froese, Die Sowjetisierung der deutschen Schule. Entwicklung und Struktur des mitteldeutschen Bildungswesens, Freiburg—Basel—Wien 1962.
B. P. Esipov und N. K. Gončarov, Pädagogik. Lehrbuch für pädagogische Lehranstalten, Berlin—Leipzig 1948. Dieser Übersetzung lag die dritte Auflage der russischen Ausgabe von 1946 zugrunde.
W. Wolf, Polytechnische Erziehung in der Grundschule und Zweijahresplan, in: Pädagogik. 4. Jg. (1949), H. 1, S. 9–17
G. Hohendorf, Soll unsere Schule Arbeitsschule sein?, in: Die neue Schule, 4. Jg. (1949), H. 6, S. 173–176
W. Meinck, Produktionsschule — oder polytechnischer Unterricht?, in: Die neue Schule, 4. Jg. (1949), H. 12, S. 402–403.
Der 4. Pädagogische Kongreß vom 23. bis 25. August 1949, herausgegeben vom Ministerium für Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin—Leipzig 1949, S. 34.
Vgl. vor allem H. Grothe, Zur sowjetischen Theorie der polytechnischen Bildung, in: Mitteilungen der Deutschen Pestalozzi-Gesellschaft, 7. Jg. (1960), Nr. 1–2, S. 7–15.
Brief Stalins an Jarošenko vom 22. 5. 1952, in: Stalin, Ekonomičeskie problemy socializma v SSSR, Moskau 1952, S. 69.
„Maßnahmen für den Übergang zum obligatorischen polytechnischen Unterricht“ forderte das ZK der KPdSU in den „Direktiven“, die am 20. August 1952 in der „Pravda“ zur Vorbereitung des XIX. Parteitages veröffentlicht wurden.
Mitteilungen des DPZI Berlin und des Staatssekretariats für Berufsbildung, Berlin o. J., S. 1.
Das Experiment von größtem Ausmaß wurde im Kreis Sondershausen durchgeführt. Vgl. Der Sondershausener Plan. Erfahrungen bei der Durchsetzung der polytechnischen Bildung im Kreis Sondershausen, Berlin 1958.
Die erste bedeutsame Diskussion fand auf der vom „Deutschen Pädagogischen Zentralinstitut“ im Mai 1953 veranstalteten Konferenz statt. Vgl. Die polytechnische Bildung in der Deutschen Demokratischen Republik und die Wege zu ihrer Verwirklichung. Protokoll der theoretisch-praktischen Konferenz des Deutschen Pädagogischen Zentralinstituts über Fragen der polytechnischen Bildung vom 21. bis 23. Mai 1953 in Berlin, Berlin 1954.
Chruščëv auf dem XX. Parteikongreß der KPdSU am 14. 2. 1956, zitiert aus: O. Anweiler und K. Meyer, Hrsg., Die sowjetische Bildungspolitik seit 1917. Dokumente und Texte, Heidelberg 1961, S. 276.
Vorschläge der Parteikonferenz zur sozialistischen Erziehung der Schuljugend, in: Deutsche Lehrerzeitung, 5. Jg., Nr. 22, 31. 5. 1958, Beilage S. 3.
Anweisung zur Durchführung des Schuljahres 1958/59 vom 30. Juli 1958, in: Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums für Volksbildung, Nr. 14/58; berichtigt durch Verfügung vom 6. August 1958, a. a. O., Nr. 15/58.
Seit dem Schuljahr 1958/59 schon ab Klasse 7.
Lehrplan der zehnklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule, Berlin 1959, Unterrichtstag in der Produktion, S. 2.
Mit der Vorbereitung des neuen Schuljahres beginnen, Interview der Deutschen Lehrerzeitung mit dem Minister für Volksbildung, Prof. Dr. Lemmnitz, in: Deutsche Lehrerzeitung, 6. Jg., Nr. 23, 5. 6. 1959, S. 2.
Beschluß des Politbüros des ZK der SED vom 17. Mai 1960: Verbesserung und weitere Entwicklung des polytechnischen Unterrichts an den Oberschulen, in: Deutsche Lehrerzeitung, 7. Jg., Nr. 26, 24. 6. 1960, S. 3. — Gemeinsamer Beschluß des Politbüros des ZK der SED und des Ministerrates der DDR über die Grundsätze der weiteren Systematisierung des polytechnischen Unterrichts, der schrittweisen Einführung der beruflichen Grundausbildung und der Entwicklung von Spezialschulen und -klassen vom 3. Juli J963, in: Deutsche Lehrerzeitung, 10. Jg., Nr. 29, 19. 7. 1963, Beilage.
Schulwerkstatt oder Betrieb?, Leserbrief, in: Deutsche Lehrerzeitung, 6. Jg., Nr. 16, 17. 4. 1959, S. 7.
Gerhard Butzmann, Die Entwicklung der Polytechnischen Kabinette im Bezirk Leipzig, in: Polytechnische Bildung und Erziehung, 3. Jg. (1961), Heft 11, S. 502.
Zentrale Polytechnische Konferenz 1961. Referate und Diskussionsbeiträge, Berlin 1961, S. 181.
L. Oppermann, Polytechnik-Beschluß — ein Markstein unserer Schulentwicklung, in: Deutsche Lehrerzeitung, 10. Jg., Nr. 41, 11. Oktober 1963, S. 5.
Oppermann, a. a. O.
Vgl. O. Anweiler, Motive und Ziele der sozialistischen Umgestaltung des Schulwesens in Mitteldeutschland, in: Bildung und Erziehung, 12. Jg. (1959), Heft 9, S. 513–530.
Gemeinsamer Beschluß des Politbüros des ZK der SED und des Ministerrates der DDR vom 3. Juli 1963, a. a. O., (Anm. 13), S. 1 (Hervorhebung vom Verf.).
A. a. O., S. 2.
A. a. O., S. 3.
Bis 1962 erschienen, Zeitschriftenaufsätze eingerechnet, schon über 1000 Titel. Vgl. Rudolf Pfautz, Literatur zur polytechnischen Bildung und Erziehung. Eine empfehlende Bibliographie, 2 Bände, Berlin 1959, 1963.
Dies zeigt besonders die Diskussion über den Grundlehrgang Elektrotechnik in der Zeitschrift „Polytechnische Bildung und Erziehung“, 2. Jg. (1960), Heft 1, S. 44; Heft 2, S. 90; Heft 4, S. 179; Heft 5, S. 196; und 3. Jg. (1961), Heft 3, S. 119.
Noch 1960 wehrten sich einige Betriebe gegen die Durchführung des Unterrichtstages in der Produktion. Vgl.: Polytechnische Bildung und Erziehung, 2. Jg. (1960), Heft 6, S. 265; Heft 9, S. 403.
„Weil diese Kollegen die Fertigkeiten und das Wissen ihres Berufes schöpferisch anwenden, die einzelnen Griff-Elemente automatisch ausführen, fällt ihnen die Lehrdemonstration schwer, und es unterlaufen häufig Fehler. Deshalb ist die Analyse der Arbeitstechniken das wichtigste Moment in der Vorbereitung des Betreuers auf die Lehrdemonstration.“ Hans Pest, Die Elemente des Unterrichtstages in der Produktion, in: Polytechnische Bildung und Erziehung, 2. Jg. (1960), Heft 5, Beilage S. 2.
„Der Lehrplan sieht vor, daß die praktische Tätigkeit durch die unterschiedlichsten Erläuterungen eingeführt, ergänzt und ausgewertet wird. Die Betreuer haben die Schülerin mit dem konkreten Arbeitsablauf und der speziellen Arbeitstechnik vertraut gemacht. Die Schülerin weiß jetzt, wie der Niet eingeführt, wie ein Nietkopf angestaucht und ausgeformt wird. Das ist aber auch alles — alles, was gesagt wurde, aber nicht alles, was zum Verständnis der Technik notwendig ist.“ Heinz Frankiewicz, Das Ziel im Auge behalten, in: Polytechnische Bildung und Erziehung, 2. Jg. (1960), Heft 6, S. 231.
„Während der Unterweisung war es sehr unruhig im Raum, und als die Mädchen das Lehrwerk verließen, ergingen über die jungen Betreuer solche Ausrufe wie ,langweiliger Mist‘, ,das brauchen wir sowieso nicht‘, ,bloß gut, daß wir draußen sind‘ usw.“ Siegfried Filling, Methodik der Grundlehrgänge, in: Deutsche Lehrerzeitung, 7. Jg. (1960), Nr. 8, 19. 2. 1960, S. 5.
„Fragende Kinder erlebten wir nur selten; sie ließen meist alles stumm über sich ergehen.“ Inge Leetz, Ärztliche Beobachtungen am Unterrichtstag, in: Polytechnische Bildung und Erziehung, 3. Jg. (1961), Heft 8, S. 343.
Wie gering die Bereitschaft der Arbeiter war, sich pädagogischen Aufgaben zuzuwenden, zeigen die Resultate einiger Werbeaktionen für den Lehrerberuf: „104 Werktätige wollte der Bezirk Halle für das Sonderstudium zur Ausbildung von Lehrern werben. Bis zum 30. Dezember lagen erst zwei Bewerbungen vor. Für den Vorkurs waren zum gleichen Zeitpunkt erst 18 von 194 vorgesehenen Kollegen geworben.“ In: Deutsche Lehrerzeitung, 7. Jg., Nr. 7 (1960), 12. 2. 1960, S. 3 (Notiz).
Intensiv lernen und produktiv arbeiten. Referate und Berichte vom II. Internationalen Polytechnischen Seminar Halle 1962, Berlin 1963, S. 42.
Wilfried Lange, Intensiv lernen am Unterrichtstag in der sozialistischen Produktion, in: Intensiv lernen und produktiv arbeiten, a. a. O., S. 344.
Intensiv lernen und produktiv arbeiten, a. a. O., S. 41.
Rudolf Schultze, Sie kennen kaum den Namen, in: Leipziger Volkszeitung, 16. Jg., Nr. 115, 26. 4. 1961, S. 4.
Siegfried Filling, Polytechnische Bildung geht alle an. Erfahrungen bei der Durchsetzung der polytechnischen Bildung, in: Deutsche Lehrerzeitung, 5. Jg., Nr. 25, 21. 6. 1958, S. 4.
E. v. Kügelgen, Die Tochter ist 15, in: für dich, Jg. 1963, Nr. 1, S. 30–32.
Heinz Frankiewicz, Einige Grundfragen der Weiterentwicklung der polytechnischen Bildung und Erziehung, in: Pädagogik, 17. Jg. (1962), Heft 5, S. 420–426.
Intensiv lernen und produktiv arbeiten, a. a. O., S. 51.
Zentrale Polytechnische Konferenz 1961. Referate und Diskussionsbeiträge, a. a. O., S. 177.
Zur Verbesserung und weiteren Entwicklung des Mathematikunterrichts in den allgemeinbildenden polytechnischen Oberschulen der DDR. Beschluß des Politbüros des ZK der SED und des Ministerrates der DDR vom 17. Dezember 1962, in: Deutsche Lehrerzeitung, 10. Jg., Nr. 1, 4. 1. 1963, Beilage.
Über die Festigung der Verbindung der Schule mit dem Leben und über die weitere Entwicklung des Volksbildungssystems im Lande, in: Pravda, vom 21. 9. 1958.
Rede Ulbrichts auf einer Großveranstaltung in Leipzig am 17. Oktober 1958; vgl. Walter Ulbricht berät mit Lehrern und Erziehern, in: Deutsche Lehrerzeitung, 5. Jg., Nr. 43, 24. 10. 1958, S. 2.
Sie schließt im Gegensatz zur „Abend-(Schicht-) Mittelschule der Arbeiter- und Landjugend“ und „Mittleren Fachschule“, die eine mindestens zweijährige Produktionsarbeit voraussetzen, unmittelbar an die Achtjahresschule an.
Ordnung für die allgemeinbildende polytechnische Arbeits-Mittelschule mit Produktionsunterricht, bestätigt durch Verordnung des Ministerrates der RSFSR vom 29. 12. 1959, in: Die sowjetische Bildungspolitik seit 1917, a. a. O., S. 385–390.
A. a. O., S. 386.
Der XXII. Parteitag der KPdSU und die Aufgaben in der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1961, S. 122.
Probleme der sozialistischen Pädagogik der Deutschen Demokratischen Republik nach dem XXII. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und der 14. Tagung des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, in: Pädagogik, 17. Jg. (1962), Heft 4, S. 343–344.
Heinz Frankiewicz, Einige Grundfragen der Weiterentwicklung der polytechnischen Bildung und Erziehung, a. a. O., S. 424.
Intensiv lernen und produktiv arbeiten, a. a. O., S. 51.
Vgl. zum Arbeitskräfteproblem in der „DDR“: Dietrich Storbeck, Arbeitskraft und Beschäftigung in Mitteldeutschland. Eine Untersuchung über die Entwicklung des Arbeitskräftepotentials und der Beschäftigung von 1950 bis 1965 (Dortmunder Schriften zur Sozialforschung, Band 18), Köln—Opladen 1961, passim.
Otto Grotewohl, Neue Zeiten — neue Schulen, in: Deutsche Lehrerzeitung, 6. Jg., Nr. 50, 11. 12. 1959.
Volksbildungsminister Alfred Lemmnitz auf dem II. Internationalen Polytechnischen Seminar 1962, in: Intensiv lernen und produktiv arbeiten, a. a. O., S. 45.
Rolf Wendrock, Probleme einer neuen Etappe, in: Polytechnische Bildung und Erziehung, 5. Jg. (1963), Heft 8/9, S. 316.
Walter Ulbricht, Das neue ökonomische System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft in der Praxis, in: Die Wirtschaft, 18. Jg., Nr. 26, 28. 6. 1963, S. 20.
Während der Drucklegung des Aufsatzes wurde am 2. Mai 1964 der umfangreiche „Entwurf“ der „Grundsätze zur Gestaltung des einheitlichen sozialistischen Bildungssystems“ veröffentlicht (Deutsche Lehrerzeitung, 11. Jg., Nr. 19, 8. 5. 1964). In diesem neuen Projekt zur weiteren Umgestaltung des Bildungswesens in der „DDR“ kommt die Tendenz, einen großen Teil der beruflichen Ausbildung den allgemeinbildenden Schulen zu übertragen, noch stärker zum Ausdruck als in dem gemeinsamen Beschluß des Politbüros der SED und des Ministerrates vom 3. Juli 1963.
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Baske, S. (1971). Das Experiment der Polytechnischen Bildung und Erziehung in der „DDR“. In: Ludz, P.C. (eds) Studien und Materialien zur Soziologie der DDR. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86297-6_9
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