Affekt, Interaktion und Delinquenz

Zusammenfassung

Es soll im folgenden ein Überblick über neuere Untersuchungen gegeben werden, die sich mit den Beziehungen zwischen Delinquenz, Richtung der Aggressivität, bio-chemischen Prozessen, Geschwisterfolge und der Frage, durch welchen Elternteil die Bestrafung erfolgt, befassen. Aus den Ergebnissen dieser Untersuchungen läßt sich eine vorläufige Theorie über die Affekte ableiten, die auf zwei Bedürfnissen beruhen: 1. auf dem Bedürfnis nach Entladung von negativem Affekt und 2. auf dem Bedürfnis nach Empfang von positivem Affekt. Die psychiatrische und bio-chemische Forschung weist auf die Bedeutung dieser beiden Bedürfnisse für das Funktionieren des vegetativen Nervensystems hin, die soziologische und psychologische auf ihre Bedeutung für die Prozesse der Abweichung und Konformität des Verhaltens in der Interaktion zwischen einzelnen Personen. Diese Beziehungen sollen in den folgenden Abschnitten dargestellt und gewisse Implikationen für die Forschung genannt werden.

Wir erfüllen die traurige Pflicht, unsere Leser vom plötzlichen Ableben von Dr. Andrew F. Henry zu unterrichten, der am 28. Juli 1957, nur 35jährig, an einer Meningitis in Nashville (Tennessee) gestorben ist. Trotz seiner Jugend hatte sich Henry, der ursprünglich aus Südafrika stammte und länger in Brasilien gelebt hatte, einen guten Ruf unter den jüngeren amerikanischen Soziologen geschaffen, so daß die aufstrebende Vanderbilt University sicher gut beraten war, als sie ihn 1955 berief. Wir bedauern es, daß der Kontakt, den wir mit ihm aufgenommen hatten, so schnell wieder abgebrochen werden mußte. Von seinen Werken nennen wir vor allem „Suicide and Homicide“, das er zusammen mit James F. Short, Jr., verfaßte und das 1954 bei The Free Press, Glencoe, Ill., erschien.