Zusammenfassung
Obwohl die amerikanische Luftwaffe schon Anfang August 1945 die beiden japanischen Großstädte Hiroshima und Nagasaki durch Atombomben vernichtet hatte und die Regierung der UdSSR nach der erfolgreichen Zündung im Juli 1949 über die Atombombe verfügte, spielte die Existenz von Kernwaffen in der bundesrepublikanischen Wehrdebatte zunächst eine untergeordnete Rolle. Erst nach den Zündungen transportfähiger Wasserstoffbomben durch die USA im November 1952 und die UdSSR im August 19531 trat dieses Problem mit zeitlicher Verschiebung in das Bewußtsein der westdeutschen Öffentlichkeit.
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Literatur
Die erste von den USA am 1.11.1952 gezündete Wasserstoffbombe ließ sich noch nicht in einem Flugzeug transportieren. Die amerikanischen Militärs forcierten schon damals das Gerücht, die UdSSR sei den USA in der militärtechnischen Entwicklung voraus, um schneller mehr Mittel vom Kongreß bewilligt zu erhalten. Bei der von der UdSSR am 12.8.1953 ausgelösten Explosion hatte es sich allem Anschein nach nicht um eine Wasserstoffbombe gehandelt und schon gar nicht um eine transportable, wie amerikanische und sowjetische Militärs in berufsspezifischer Kumpanei der Weltöffentlichkeit wider besseres Wissen weismachten.
Am 12.4.1957 übergab der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Dr. Hahn (Nobelpreisträger für Chemie des Jahres 1944), der Öffentlichkeit die Erklärung. Unter den Unterzeichnern befanden sich die Nobelpreisträger Max Born (Physik, 1954), Werner Heisenberg (Physik, 1932) und Max von Laue (Physik, 1914).
Hans Karl Rupp, Außenparlamentarische Opposition in der Ära Adenauer, Köln 1970, S. 37, Anm. 129.
Am 1.3.1954 — kurz vor der Einnahme der französischen Festung Dien-Bien-Phu durch die Vietminh — war das Wettrüsten durch die Zündung der „Dreistufen-Bombe“(eine Atombombe im Inneren zündete eine Wasserstoffbombe, die wiederum von einem Mantel aus Fortsetzung Fußnote 4 Uran 238 umgeben war) in eine qualitativ neue Phase getreten. Hier hatten Wissenschaftler und Militärs erstmals die Kontrolle über ihr „Experiment“verloren und das in mehrerer Hinsicht: Einmal war die Explosion doppelt so stark wie berechnet, zum zweiten stellte man nach der Detonation in der Luft im Regen und im Meerwasser radioaktive Verseuchung bis nach Europa und den USA fest, die die Wissenschaftler nicht vorausgesagt hatten; zum dritten wurde die Mannschaft eines japanischen Fischerboots, das sich weit außerhalb der Gefahrenzone, etwa 100 km vom Explosionsort entfernt befand, vom radioaktiven Aschenregen erfaßt, weil plötzlich der Wind gedreht hatte. Einer der 23 Fischer starb einige Monate später, die übrigen siechten bis zu ihrem Tod in Krankenhäusern dahin. Vgl. Robert Jungk, Heller als tausend Sonnen, Berlin/München/Wien 1963, S. 500 ff.
Vgl. auch Tilman Fichter/Siegward Lönnendonker, Kleine Geschichte des SDS, Berlin 1977, S. 50 f.
Vgl. auch Tilman Fichter/Siegward Lönnendonker, Kleine Geschichte des SDS, Berlin 1977, 159.
Rupp, Außerparlamentarische Opposition (Anm. 3), S. 74 f.
Ebd., S. 81 ff.
Ebd.
Im Vergleich dazu erhielt die SPD 31,8 Prozent (169 Sitze) und die FDP 7,7 Prozent (41 Sitze).
Günther Anders, Endzeit und Zeitwende, München 1972, S. 106 ff.
Vgl. Fichter/Lönnendonker, SDS (Anm. 4), S. 54.
Vgl. „Die Stalin-Offerte“, oben S. 114 ff,
Theo Pirker, Die SPD nach Hitler, München 1965, S. 252; vgl. auch Vorwärts v. 14.3.1958
Rupp, Außerparlamentarische Opposition (Anm. 3), S. 133 f.
Vgl. ebd., S. 136.
Ebd., S. 139 f.
Theo Pirker, Die blinde Macht, München 1960, S. 252 f.
Ebd.; vgl. Rupp, Außerparlamentarische Opposition (Anm. 3), S. 140 ff.
Ebd.
Ebd.
Ebd., S. 143 ff.
Ebd., S. 149 ff.
Ebd., S. 150.
Ebd.
Vgl. Karl A. Otto, Vom Ostermarsch zur APO, Frankfurt a.M./New York 1977, S. 55. Erich Ollenhauer hatte bereits auf dem Berliner SPD-Parteitag im Juli 1954 erklärt, daß im Falle einer Ratifizierung der Pariser Verträge „Aufbau und Gestaltung einer neuen deutschen Militärorganisation nicht die Aufgabe der Regierung und ihrer Koalition allein seien“. Die Sozialdemokratie erhebt schon jetzt für den Zeitpunkt, an dem diese Frage akut werden sollte, den Anspruch der Beteiligung an dem Aufbau dieser demokratischen Organisation und Kontrolle…“Der Parteitag schloß sich damals diesem Votum in einer Entschließung gegen nur 20 Stimmen an. Vgl. auch Kap. 14, Anm. 5.
Vgl. Rupp, Außerparlamentarische Opposition (Anm. 3), S. 152, Anm. 791.
Ebd.
Vgl. ebd., S. 156.
Vgl. ebd., S. 157 f. Obwohl sich der IG-Metall-Ortsverband von diesem „wilden Streik“distanzierte, zogen die Streikenden anschließend durch Kassel. Als sich unter den Demonstranten kein Redner fand, entschloß sich nach einigem Zögern der SPD- Bezirkssekretär von Nordhessen, Bernhard Ahrens, eine kurze Ansprache zu halten.
Vgl. ebd., S. 159 f. Einzig der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Nellen stimmte zusammen mit der Opposition für eine allgemeine Verwerfung von Kernwaffen als Mittel der Kriegführung.
Ebd., S. 161.
Ebd., S. 163.
Ebd., S. 163 f.
Ebd., S. 164 ff.
Vgl. ebd., S. 176 f.
Ebd., S. 180.
Vgl. ebd., S. 181 u. Anm. 939; vgl. auch den Brief von Jürgen Seifert v. 24.3.1986.
Rupp, Außerparlamentarische Opposition (Anm. 3), S. 183.
Ebd., S. 1831
Ebd., S. 185 f.
Ebd., S. 187.
Vgl.Rupp Hochschule im Umbruch, Teil III: Auf dem Weg in den Dissens (1957–1964), Berlin 1974, S. 7 f.
Vgl. Rupp, Außerparlamentarische Opposition (Anm. 3), S. 189 f.
Vgl. Hans-Jürgen Heß, Innerparteiliche Gruppenbildung, Bonn 1984, S. 36; vgl. auch Kap. 10, Anm. 16.
Rupp, Außerparlamentarische Opposition (Anm. 3), S. 71.
Joachim Raschke, Innerparteiliche Opposition, Hamburg 1974, S. 71.
Kurt Klotzbach, Der Weg zur Staatspartei, Berlin/Bonn 1982, S. 356. Klotzbach, Leiter des Arbeitsbereichs „Geschichte“des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung, vertritt in seiner Studie eine weitgehend unkritische, pro-westliche Position. Er sympathisiert nachträglich offen mit der Adenauerschen Politik des „geduldigen Vertrauensgewinns“(S. 195) zu Beginn der fünfziger Jahre. Kurt Schumacher habe die „deutschen Möglichkeiten“im zwischenstaatlichen Verkehr „maßlos“überschätzt (S. 169). Darüber hinaus bescheinigt er Schumacher in der Auseinandersetzung über die Europapolitik eine „kaum noch zu überbietende Arroganz“(S. 204). Als Bundeskanzler Adenauer Ende 1949 in zunehmendem Maße auch öffentlich das Remilitarisierungsthema aufgegriffen habe, sei er sich im „Gegensatz zur Sozialdemokratie“darüber im klaren gewesen, daß eine „nationale Selbstbestimmung“nicht ohne einen „vorher zu zahlenden Preis“zu erreichen sei. Adenauer — so Klotzbach — habe die Chance erkannt, die Souveränität „als Folge der Wiederaufrüstung“zu erlangen (S. 213). Der „Konstellationsanalyse“des sozialdemokratischen Parteiführers habe zum damaligen Zeitpunkt ein „merkwürdiges statisches und intransigentes Kalkül“zugrundegelegen, das die „gegenwärtigen deutschen Möglichkeiten über-, die Imponderabilien der internationalen Lage und die zumindest immer noch ambivalente Einschätzung der westlichen Nationen zu Deutschland“unterschätzte (S. 217). Demgegenüber habe Adenauer in einer möglichen „Neutralisierung“für Deutschland keinen „akzeptablen Existenzrahmen“, sondern nur eine „Vorstufe für die Bolschewisierung des gesamtdeutschen Territoriums“und über „kurz oder lang auch ganz Europas“erkannt (S. 233). Die Westintegration bedeutete ihm ebenso „Ziel an sich wie einziges Mittel zur Erringung der deutschen Einheit in Freiheit. Darüber hinaus lehnt Klotzbach die Vorwürfe ab, Adenauer habe Gelegenheiten „verpaßt“oder 1952 Chancen „versäumt“. Klotzbach stimmt außerdem mit der Argumentation von Hans-Peter Schwarz (CDU) darin überein, daß es in der „harten Welt der Tatsachen“für die Bundesrepublik nur zwei Wege gegeben habe: „Ein Zusammengehen mit dem Westen oder aber ein Zusammengehen mit den Sowjets.“Alles andere sei nicht „Politik“, sondern „Illusion“gewesen. Deshalb habe Adenauer die Wiedervereinigung als „Gegenleistung gegen eine Neütralisierung“auch nicht verpaßt, er habe einfach diese Lösung der deutschen Frage vielmehr nicht gewollt und mit allen ihm „verfügbaren Mitteln zu hintertreiben versucht“(S. 233). Vor diesem Hintergrund erhält die Überschrift „Bündnis- und sicherheitspolitische Tatsachenrezeption“(S. 356) ihre besondere ideologische Färbung. In der Mitarbeit Fritz Erlers an der Ausarbeitung einer „demokratischen Wehrverfassung“sieht Klotzbach den ersten Schritt zu einer realistischen pro-atlantischen, sozialdemokratischen Verteidigungs- und Außenpolitik.
Standort ZI 6, Archiv des SDS-Bundesvorstandes Frankfurt, mschr. hektogr. Protokoll der XI. Bundesdelegiertenkonferenz des SDS in Frankfurt a.M., 27.10.–29.10.1956, S. 9 ff.
Ebd., S. 13.
Ebd., S. 14.
Im Herbst 1973 schreckte Prof. Lothar Bossle (inzwischen CSU-Mitglied) nicht davor zurück, im Club Manquehue in Santiago de Chile vor Anhängern der Pinochet-Junta den ermordeten Präsidenten der Unidad Popular, Salvador Allende, Willy Brandt und Adolf Hitler als „Typ des politischen und sozialen Bohemiens“miteinander gleichzusetzen (vgl. Frankfurter Rundschau v. 18.9.1975). Der „fachlich nicht ausgewiesene Parteigänger“(Fritz Vilmar) wurde auf Betreiben von Franz Josef Strauß vom Kultusminister des Freistaats Bayern, Prof. Dr. Hans Maier, unter 55 Mitbewerbern — gegen die Voten des akademischen Senats, des Berufungsausschusses und des Fachbereichs — vorgezogen und zum neuen Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie an die Julius-Maximilians-Universität Würzburg berufen. Die Studentenschaft der Universität Würzburg reagierte darauf, indem sie Bossle den Titel „Prof. h. CSU“verlieh.
XI. Bundesdelegiertenkonferenz (Anm. 46), S. 12.
Ebd., S. 9.
Am 17. März 1955 hatte der „Bundesjugendring“mit dem „Zentralrat der FDJ“in Bad Godesberg verhandelt. Die drei anwesenden Mitglieder des FDJ-Zentralrats, Hannes Keusch, Fortsetzung Fußnote 52 Hans-Wolfram Mascher und Karlheinz Kniestaedt, schlugen dem „Bundesjugendring“zunächst die gemeinsame Durchführung von gesamtdeutschen Treffen, Wanderungen und Zeltlagern vor. Durch diese Unternehmungen sollte „vor aller Welt dem Willen der Jugend Ausdruck“verliehen werden, sich niemals mit der „Spaltung Deutschlands“abzufinden. Statt dessen forderten die Vertreter des „Bundesjugendrings“den FDJ-Zentralrat auf, sich öffentlich für eine freie Betätigung aller „demokratischen Jugendorganisationen“in der DDR einzusetzen. Außerdem müßte die FDJ auf ihre „privilegierte Stellung als Staatsjugend“verzichten. Eine weitere Forderung war die sofortige Freilassung aller aus „politischen Gründen inhaftierten Jugendlichen“. Als die FDJ-Vertreter sich weigerten, diese Forderungen zu akzeptieren, brach der Bundesjugendring die Besprechung mit der FDJ ab. Die Gründung des „Deutschen Jugendrings“war eine Reaktion auf den Abbruch dieser Beziehungen.
Vgl. Werner Hoffmann, Stalinismus und Antikommunismus, Frankfurt a. M. 1967, S. 131 ff.
XI. Bundesdelegiertenkonferenz, mschr. hektogr. Presseinformation v. 1.11.1956 über die wichtigsten Beschlüsse der XI. Bundesdelegiertenkonferenz des SDS, S. 8.
Ebd.
Ebd., mschr. hektogr. Protokoll (Anm. 46), S. 6; vgl. auch oben S. 259.
Standort ZI 6, XII. o. DK, SDS, Dortmund, 16./17.10.1857, Arbeitsbericht des Referenten für Gesamtdeutsche Fragen, S. 1.
Standort ZI 6, Archiv des SDS-Bundesvorstandes Frankfurt, handschriftlich korrigiertes mschr. hektogr. Protokoll der „DK 56“(vgl. dazu die Presseinformation des SDS-Bundesvor-stands v. 1.11.1956 [Anm. 54]).
Ebd., 3. Blatt, handschriftlicher Vermerk mit Tinte „angenommen“oberhalb des Textes der Resolution.
Vgl. Protokoll der XI. Bundesdelegiertenkonferenz (Anm. 46), S. 31.
Günther Müller, geb. 1934 in Passau, gehörte 1960 zu den Mitbegründern des „Sozialdemokratischen Hochschulbundes“(SHB). 1963–1967 war er Bundesvorsitzender der Jusos, 1965–1972 Bundestagsabgeordneter der SPD. Nachdem er mit der Spalterliste „Soziale Demokraten 72“an den Münchener Kommunalwahlen teilgenommen hatte, um den „Kräften, die den Rechtsstaat in Zweifel ziehen“, entgegenzutreten und beim konstruktiven Miß-trauensvotum im Deutschen Bundestag für Rainer Barzel (CDU) gestimmt hatte, wurde Müller aus der SPD ausgeschlossen. Im September 1972 trat er in die CSU ein. Müller gehörte eine Zeitlang zu den engeren politischen Beratern von Franz Josef Strauß. Vgl. Anm. 68. Vgl. auch den Brief von Wolfgang Hindrichs v. 26.7.1986.
Vgl. Standpunkt, Nr. 1, Januar/Februar 1957, S. 27.
Standort ZI 6, XII. o. DK, SDS, Dortmund, 16./17.10.1957, mschr. hektogr. Beschlußpro-tokoll, S. 1.
Ebd., S. 2.
Ebd., S. 5 f.
Vgl., Pirker, Die SPD nach Hitler (Anm, 12), S. 110,
Ebd.; vgl. mschr. hektogr. Protokoll der XII. Bundesdelegiertenkonferenz des SDS in Dortmund v. 16./17.10.1957, S. 15; vgl. auch Fichter/Lönnendonker, SDS (Anm. 4), S. 53 f.
Vgl. XII. o. DK (Anm. 63), mschr. hektogr. Protokoll, S. 17; vgl. Anm. 61.
Rupp Hochschule im Umbruch, Teil III: Auf dem Weg in den Dissens (1957–1964), Berlin 1974, S. 8Vgl. Hochschule im Umbruch, Teil III (Anm. 40), S. 8.
Pirker, Die SPD nach Hitler (Anm. 12), S. 263.
Vgl. Rupp, Außerparlamentarische Opposition (Anm. 16), S. 202.
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Fichter, T. (1988). „Kampf dem Atomtod“. In: SDS und SPD. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, vol 52. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86209-9_14
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