Zusammenfassung
In seiner Abschiedsrede auf der ordentlichen X. SDS-Delegiertenkonferenz in Göttingen (21.–23. Oktober 1955) warnte Ulrich Lohmar die 87 anwesenden Delegierten und Gäste im DGB-Haus nachdrücklich vor einer allgemeinen Politisierung der SDS-Arbeit:
„Zu den Anträgen aus den Gruppen des SDS über Fragen der Außenpolitik, Wehrpolitik und Wiedervereinigung laßt mich folgendes sagen: Die Flucht in die Außenpolitik ist bei uns zum Teil eine kompensatorische Verdrängung, ein Ausweichen vor der Bewältigung konkreter hochschulpolitischer Aufgaben. (Protest) Die Diskussion kann mich nachher zerreißen, aber erst laßt mich meine Meinung begründen. Mir scheint die Frage der Außenpolitik, der Wiedervereinigung, der Wehrpolitik eine Angelegenheit, über die wir selbstverständlich auch eine politische Meinung herausarbeiten müssen, aber die Durchsetzung erfolgt nach meiner Überzeugung nur in Zusammenarbeit aller sozialistischen Organisationen, und dem Prinzip der Teilung nach ist in erster Linie die Partei dafür zuständig.“1
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Literatur
Vgl. Standort ZI 6, X. o. DK, Göttingen, 21.–23.10.1955, mschr. hektogr. Protokoll der X. Bundesdelegiertenkonferenz des SDS, S. 48.
Vgl. Standort Friedrich-Ebert-Stiftung, Bund, Delegiertenkonferenzen, 3201.02, mschr. hektogr. Protokoll der IX. Bundesdelegiertenkonferenz des SDS in Marburg, 27.—29.10. 1954, S. 36.
Ebd., S. 40.
Vgl. Hochschule im Umbruch, Teil II: Konsolidierung um jeden Preis (1949–1957), Berlin 1974, S. 10.
Vgl. Hans-Karl Rupp, Außenparlamentarische Opposition in der Ära Adenauer, Köln 1970, S. 52 f.
Vgl. Tilman Fichter/Siegward Lönnendonker, Kleine Geschichte des SDS, Berlin 1977, S. 52, Anm. 40; vgl. auch Philipp Müller — 11. Mai 1952 in Essen: Polizeimord an einem jungen Arbeiter, dok. u. aufgez. v. Wolfgang Bartels, hrsg. v. BV d. SDAJ, Dortmund 1977, S. 73 ff.
Vgl. Delegiertenkonferenzen (Anm. 2), mschr. hektogr. Protokoll der IX. Bundesdelegiertenkonferenz des SDS in Marburg, 27.–29.10.1954, S. 40.
Ebd., S. 41.
Ebd., S. 68 ff. 10 Vgl. Brief von Wolfgang Hindrichs v. 26.7.1986. — Um der betriebsnahen Bildungsarbeit in den Gewerkschaften trotzdem eine breitere theoretische und organisatorische Basis zu verschaffen, gründeten im Frühjahr 1962 Peter von Oertzen, Reinhard Hoffmann, Siegfried Braun, Konrad Frielinghaus, Burkhard Lutz, Jürgen Seifert, Adolf Brock, Konrad Thomas, Thomas v. d. Vring, Karsten Kullmann, Wolfgang Hindrichs u. a. die „Sozialwissenschaftliche Vereinigung Duisburg e. V.“, die vom Frühjahr 1962 bis zum Februar 1967 regelmäßig die „Arbeitshefte“ herausgab. Der Schwerpunkt dieser „internen Mitarbeiterbriefe“ war der Produktionsbetrieb. Die Redaktion lag bis April 1965 bei Peter von Oertzen. Danach war für die „Arbeitshefte“ ein Redaktionskollegium verantwortlich, dem u. a. Michael Vester, Hans Peter Riesche, Thomas Leithäuser und Wolfgang Hindrichs angehörten. Vgl. auch die Sammelbesprechung von Dietrich Hoss, „Zur Arbeit der ‚Arbeitshefte‘“, in: neue kritik, H. 29, Apr. 1965, S. 12ff.;
Jürgen Seifert, Linke in der SPD (1945–1968), in: Die Linke im Rechtsstaat, Bd. 1: Bedingungen sozialistischer Politik 1945–1965, Berlin 1976, S. 242,
Jürgen Seifert, Linke in der SPD (1945–1968), in: Die Linke im Rechtsstaat, Bd. 1: Bedingungen sozialistischer Politik 1945–1965, Berlin 1976, 262;
Fichter/Lönnendonker, SDS (Anm. 6), S. 151, Anm. 34.
Vgl. ferner Adolf Brock, „Arbeitshefte“ der Sozialwissenschaftlichen Vereinigung und „Themenkreis Betrieb“, in: Manfred Dammeyer/Werner Fricke/Wilfried Kruse (Hrsg.), Mitten im Strom, Bonn 1986, S. 9 ff.; Dokumentendossier „Sozialwissenschaftliche Vereinigung“, im Besitz von Peter von Oertzen;
Klaus Peter Wittemann, Industriesoziologie und Politik am Beispiel von „Industriearbeit und Arbeiterbewußtsein“, in: Horst Kern/Michael Schumann, Industriearbeit und Arbeiterbewußtsein, Frankfurt a. M. 1985, S. 323 ff.
Oskar Negt, Soziologische Phantasie und exemplarisches Lernen, Frankfurt a.M. 1968. Laut Vorwort beteiligten sich Hans Tietgens, Heinz Dürrbeck, Hans Matthöfer, Albert Schengber, Werner Vitt, Hermann Rappe, Hinrich Oetjen, Adolf Brock und Paul Steinmetz an den zahlreichen „ausgiebigen Diskussionen“, die in diese Arbeit eingegangen sind. Die Studie erschien in der Reihe Theorie und Praxis der Gewerkschaften in der IG-Metall-nahen „Europäischen Verlagsanstalt“ (EVA).
Diese Angaben stammen aus einem Gespräch mit Hans Matthöfer in Bonn am 24.4.1985.
Ebd.
Die Ostertagungen des SDS-Landesverbandes Berlin hatten inzwischen im wesentlichen die Funktion, Vertreter ausländischer sozialistischer Studentenorganisationen über die deutschlandpolitische Position des SDS zu informieren und sie auf eine gemeinsame Politik in der Frage der Wiedervereinigung Deutschlands zu verpflichten. Auf der 5. Konferenz (7.—14.4. 1955 in Berlin-Wannsee), „Deutschland im Spannungsfeld der internationalen Politik“, diskutierten Willy Brandt (SPD), Ernst Lemmer (CDU), Dr. Erich Müller;Gangloff (Evangelische Akademie Berlin) über den „Weg zur deutschen Einheit“. Dr. Ernst Richert (Institut für politische Wissenschaft) analysierte die sowjetische Deutschlandpolitik, und Dr. Karl Silex, Chefredakteur des „Tagesspiegel“, untersuchte die „Deutschlandpolitik der Westmächte“. Anschließend trat das SDS-nahe Berliner Kabarett „Die Barrikade“ mit der Schlagerparodie „C’est si Bonn“ auf. An der Tagung beteiligten sich neben den Berlinern 65 Delegierte aus der Bundesrepublik Deutschland und 22 ausländische Gäste, größtenteils Mitglieder der IUSY.
Vgl. Delegiertenkonferenzen (Anm. 2), mschr. hektogr. Protokoll der a. o. Bundesdelegiertenkonferenz des SDS in Berlin, 12.–13.4.1955, S. 1.
Ebd., S. 9.
Ebd., S. 46.
Ebd.
Ebd., S. 9.
Ebd., S. 32 f.; vgl. auch Anm. 26.
Ebd., S. 50 f.
Vgl. Alexander von Brünneck, Politik und Verfolgung der KPD seit 1948, in: Die Linke im Rechtsstaat, Berlin 1976, S. 222.
Vgl. ebd., S. 226.
Ebd., S. 230. Der Begriff „Kontaktschuld“ meint — laut Heinrich Hannover — den „Vorwurf personeller Berührung mit den Kommunisten“.
Ebd. — „Konsensschuld“ bedeutet — laut Hannover — den „Vorwurf sachlicher Übereinstimmung mit den Kommunisten“.
Vgl. Delegiertenkonferenzen (Anm. 2), mschr. hektogr. Protokoll der a. o. Delegiertenkonferenz des SDS in Berlin, 12.–13.4.1955, S. 32 f.; vgl. auch Anm. 20.
Vgl. ebd.; s. auch den Abschnitt „Drei Kampfabstimmungen“, oben S. 193 ff.
Vgl. „Die Stalin-Offerte“ und die „Partei der nationalen Einheit“ im Exkurs, oben S. 114 ff., 118 ff.
Vgl. Fichter/Lönnendonker, SDS (Anm. 6), S. 42.
Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands 1954/55, hrsg. v. Vorstand der SPD, Hannover/Bonn o. J., S. 354.
Vgl. Fichter/Lönnendonker, SDS (Anm. 6), S. 42 f.
Vgl. Rupp, Außerparlamentarische Opposition (Anm. 5), S. 50 f.
X. o. DK (Anm. 1), mschr. hektogr. Beschlußprotokoll, S. 3 f.
Ebd., mschr. hektogr. Protokoll der X. o. DK, S. 80 ff.
Ebd.
Ulrich Lohmar, Der Kanzler will es, in: Standpunkt, Nr. 10, Juli 1955, S. 3.
Das Innenministerium und der SDS, in: ebd., Nr. 1, Apr./Mai 1956, S. 5 ff.
Vgl.: Endlich, Herr Minister!, in: ebd., Nr. 3, Juli 1956, S. 2.
Ebd. Endlich, Herr Minister!, in: ebd.,
Vgl. X. o. DK (Anm. 1), mschr. hektogr. Protokoll, S. 25.
Ebd.
Ebd., S. 27.
Ebd., S. 28. Im Originaltext: „The proof of the eating is the pudding.“
Vgl. ebd.
Ebd., S. 28 f.
Ebd., S. 30 f.
Ebd. Vgl. mschr. hektogr. Anträge zur X. o. DK, 21.–23.10.1955 in Göttingen, S. 3.
Ebd., mschr. hektogr. Protokoll der X. o. DK (Anm. 1), S. 68.
Ebd., S. 66 f.
Vgl. Marianne und Egon Erwin Müller, „...stürmt die Festung Wissenschaft!“, Berlin 1953.
Die Zusammenstellung der 407 Namen fußte auf Angaben des Amtes für gesamtdeutsche Studentenfragen des Verbandes Deutscher Studentenschaften (VDS).
Vgl. Fichter/Lönnendonker, SDS (Anm. 6), S. 82 f.
Heinz Brandt, geb. 1909 in Posen, Journalist, trat 1931 der KPD bei; 1935 wurde er als Jude und Kommunist von den Nationalsozialisten zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Bis Mai 1945 war er in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Buchenwald und Auschwitz inhaftiert. 1946–1954 war er Sekretär der Ostberliner Bezirksleitung der SED, zuletzt zuständig für Agitation. Im September 1958 floh er nach Frankfurt a.M. Er arbeitete dort in der Redaktion der Zeitschrift „IG Metall“ und beteiligte sich aktiv an der Anti-Atomtod-Kampagne. Am 16. Juni 1961 wurde Heinz Brandt vom Staatssicherheitsdienst aus West-Berlin in die DDR verschleppt und am 10. Mai 1962 in einem nichtöffentlichen Verfahren zu 13 Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Gericht beschuldigte ihn, für den Bundesnachrichtendienst (BND) und einen amerikanischen Geheimdienst gearbeitet zu haben. Nach seiner Freilassung Redakteur bei der Zeitschrift „Metall“ und Initiator des „Aktionskreises Leben“ im DGB gegen den Atomfilz. Er starb am 8. Januar 1986.
Vgl. Hochschule im Umbruch, Teil III: Auf dem Weg in den Dissens (1957–1964), Berlin 1974, S. 63.
Vgl. X. o. DK (Anm. 1), mschr. hektogr. Protokoll der X. Bundesdelegiertenkonferenz des SDS in Göttingen, 21.–23.10.1955, S. 4.
Christian Gneuß, Die Intellektuellen und der Bolschewismus, in: Unser Standpunkt, 1. Jg., Nr. 3, März 1951, S. 3 f.
Ebd.
Standort Friedrich-Ebert-Stiftung, SPD-Parteivorstand, Protokolle 1958/59, Sitzung des Parteivorstands am 13.2.1959 in Bonn, hektogr. mschr. Protokoll, S. 3 f.
Michael Mauke, geb. 1928 in Berlin. In den letzten Kriegsjahren wurde er in ein Arbeitslager der Hitler-Jugend zwangsverpflichtet, wo er sich eine tuberkulöse Infektion zuzog. Seit Gründung der Freien Universität Berlin 1948 war Mauke Mitglied der SPD-Hochschulgruppe bzw. des SDS. Ständiger Mitarbeiter und von Frühjahr 1957 bis Ende 1959 Redakteur des Bundesorgans „Standpunkt“. Zusammen mit Peter Furth verfaßte er die Sondernummer über die Restauration des Waffenstudententums. Diese historisch-ideologiekritische Arbeit setzte er zusammen mit Gert Merrem und Dietrich Wetzel in dem unter dem Pseudonym „Lutz E. Finke“ erschienenen Buch: Gestatte mir Hochachtungsschluck —Bundesdeutschlands korporierte Elite, Hamburg 1963, fort. Michael Mauke starb am 30. Januar 1966 an den Folgen seiner Krankheit, nachdem er kurz zuvor eine Anstellung bei der „Historischen Kommission“ in Berlin gefunden hatte. Kajo Heymann, Klaus Meschkat und Jürgen Werth veröffentlichten 1970 aus seinem Nachlaß einen Teil seiner nichtabgeschlossenen Doktorarbeit. Vgl. Michael Mauke, Die Klassentheorie von Marx und Engels, Frankfurt a. M. 1970.
Vgl. Michael Mauke, Ein Brief..., in: Standpunkt, Nr. 10, Juli 1955, S. 13.
Ebd.
Ebd.
Ebd., S. 14.
Ulrich Lohmar, Ideologie und Struktur der deutschen Linken, in: Standpunkt, Nr. 3/4, Mai 1958, S. 8 f.
Michael Mauke, Lohmars Last. Ein freundschaftlicher Brief, in: ebd., Nr. 5/6, Juli/Aug. 1958, S. 20 ff.
Ebd.
Ebd.
Ebd.
Ebd.
Vgl. Helmut Schelsky, Die Bedeutung des Klassenbegriffes für die Analyse unserer Gesellschaft, in: Auf der Suche nach Wirklichkeit. Gesammelte Aufsätze, Düsseldorf/Köln 1965, S. 352 ff.;
ders., Wandlungen der deutschen Familie in der Gegenwart, Stuttgart 1955.
Vgl. Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch, Darmstadt/Neuwied 1967, S. 42 ff.,
Vgl. Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch, Darmstadt/Neuwied 1967, 54 ff.,
Vgl. Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch, Darmstadt/Neuwied 1967, 68 ff.
Vgl. Antonio Gramsci, Philosophie der Praxis, hrsg. u. übers. v. Christian Richers mit einem Vorwort v. Wolfgang Abendroth, Frankfurt a. M. 1967, S. 405.
Klaus Meschkat, Nachwort, in: Mauke, Klassentheorie (Anm. 59), S. 171.
Den Begriff „Ortsgeister“ verwendete Jürgen Seifert am 25.6.1985 auf dem Berliner Symposium zum Thema „Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) in der Nachkriegsgeschichte 1946–1969 — Linksintellektueller Aufbruch zwischen ‚Kulturrevolution‘und ‚kultureller Zerstörung‘“.
Vgl. Brief von Wolfgang Hindrichs v. 26.7.1986. Zur Rolle von Gerhard Weisser in der Programmkommission beim SPD-Parteivorstand in den fünfziger Jahren vgl. Konrad Low, „Darüber sollten wir im engsten Kreise sprechen“. Warum hat die SPD vor 25 Jahren Abschied von Marx genommen?, in: Politische Studien, Mai/Juni 1985, S. 279 ff.
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Fichter, T. (1988). Wachsender innen- und außenpolitischer Dissens. In: SDS und SPD. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, vol 52. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86209-9_13
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