Zusammenfassung
Bevor ich meine Gesprächspartner selbst zu Wort kommen lassen möchte, will ich wenige Anmerkungen zu Kernsatzkomplexen machen, die in diesem Buch unerwähnt bleiben. In fast allen Gesprächen gerate ich, sobald das Thema Hygiene angesprochen wird, in die Rolle eines Kontrollierenden, auf die meine Gesprächspartner und -Partnerinnen sehr unterschiedlich reagieren. Der Assistenzarzt Dr. Uhl beispielsweise verweist in belehrendem Ton auf wissenschaftliche Erkenntnisse und der Stationsleiter Herr Nau auf eine aus Routine und kaum thematisierbarer Selbstverständlichkeit abgeleitete Notwendigkeit, die “schon dem Dümmsten bekannt” sei. Rasch wird mit der Hygiene etwas Peinliches verbunden, das die examinierte Schwester in den Satz eines imaginären Gesetzeshüters faßt: “Es ist immer noch zu schmutzig”. Der Asepsis steht etwa das Bedürfnis entgegen, “Kleinklinder in die Betten ihrer Väter und Mütter” zu lassen. Schnell werden im Gespräch Tendenzen zur Inszenierung eines Machtkampfes spürbar, an dessen Ende für die Krankenschwester die “Einheit” mit den männlichen Akademikern zerbricht und die persönliche Abqualifizierung zum “Karbolmäuschen” droht.
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© 1990 Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden
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Weidmann, R. (1990). Insidergespräche zur Hygiene. In: Rituale im Krankenhaus. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86199-3_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86199-3_6
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag
Print ISBN: 978-3-8244-4051-1
Online ISBN: 978-3-322-86199-3
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