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Industrialisierung, Mobilität und sozialer Wandel am Beispiel der Städte Rheydt und Rheindahlen

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Zusammenfassung

Weshalb wächst ein Ort, während ein anderer in unmittelbarer Nachbarschaft zurückbleibt? Diese Frage stellt sich angesichts der Entwicklung der Städte Rheydt und Dahlen (seit 1878 Rheindahlen) im 19. Jahrhundert (1815–1914). Beide liegen in demselben Wirtschafts- und Kulturraum nur 5 km voneinander entfernt und grenzen aneinander, beide sind seit Ende des vergangenen Jahrhunderts Teil eines Agglomerationsgebiets mit der Stadt Mönchengladbach (früher auch: Gladbach, M.-Gladbach) als Kern. Auf den ersten Blick war am Ausgangspunkt der Entwicklung Ende des 18. Jahrhunderts die in unterschiedlicher territorialer Zugehörigkeit begründete Konfessionsverschiedenheit der einzige wesentliche Unterschied: Das Amt Dahlen war katholisch, die Herrschaft Rheydt protestantisch. Bestimmte Eigenschaften schienen Dahlen sogar einen gewissen Entwicklungsvorsprung zu geben: Es war im Besitz eines mittelalterlichen Stadtrechts mit Marktrechten, es hatte noch 1798 über 1.000 Einwohner mehr als Rheydt, es lag zudem an der wichtigen Straße von Aachen nach Krefeld.

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Literatur

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  9. Zum Problem von Stagnation und Wachstum s. den grundsätzlichen Beitrag von Helmut Jaeger, Entwicklung und Stagnation in historischen Städten, in:Stadt und Stadtraum. Forschungsberichte des Arbeitskreises „Geschichtliche Entwicklung des Stadtraumes“ der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover 1974, S. 69–74.

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  10. Vgl. auch Klaus Achim Boesler, Die städtischen Funktionen, Berlin 1960 sowie Gunther Ipsen, Landkreis im Sauerland: Meschede 1818–1915. Soziale Beharrung am Rande der großen Industrie, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie, 19. Jg. (1971), S. 197–210. Von historischer Seite interessant ist die wichtige Fallstudie von Ingrid Thienel, Städtewachstum im Industrialisierungsprozeß des 19. Jahrhunderts. Das Berliner Beispiel, Berlin/New York 1973.

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  11. Vgl. auch Hermann Schindler, Die Reutlinger Wirtschaft von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges, Tübingen 1969;

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  12. Wolfgang Hoth, Die Industrialisierung einer rheinischen Gewerbestadt — dargestellt am Beispiel Wuppertal, Köln 1975. Unter innovationstheoretischem Blickwinkel, jedoch mehr auf die Entwicklung der Wirtschaft als auf die der Stadt oder der Region gerichtet, steht die Arbeit von Herman Freudenberger/Gerhard Mensch, Von der Provinzstadt zur Industrieregion (Brünn-Studie). Ein Beitrag zur Politökonomie der Sozialinnovation, dargestellt am Innovationsschub der industriellen Revolution im Raume Brünn, Göttingen 1975. In der Klarheit der Problemstellung sind die Oberlegungen von Sombart bisher nicht erreicht.

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  13. Wilfried Krings, Die Kleinstädte am mittleren Niederrhein. Untersuchung ihrer Rolle in der Entwicklung des Siedlungsnetzes seit der frühindustriellen Zeit,Bonn 1972.

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  14. Siehe darüber hinaus: Otto Neuloh/Jenö Kurucz, Vom Kirchdorf zur Industriegemeinde. Untersuchungen über den Einfluß der Industrialisierung auf die Wertordnung der Arbeitnehmer, Köln/Berlin 1967;

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  16. ders., Der Wachstumsprozeß in den österreichischen Großstädten 1869–1910. Eine historisch-demographische Untersuchung, in: Peter Christian Ludz (Hrsg.), Soziologie und Sozialgeschichte, Opladen 1972, S. 386–418;

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  18. ders., Regionale Mobilität und Arbeiterklasse. Das Beispiel Bochum 1880–1901, in: Geschichte und Gesellschaft, Jg. 1 (1975), S. 99–120.

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  19. Dazu hier nur: Wolfgang Zapf (Hrsg.), Theorien des sozialen Wandels, Köln 1969 (bes. die Beiträge von Lerner, Deutsch, Rokkan);

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  20. Peter Flora, Modernisierungstheorien. Zur empirischen Analyse der gesellschaftlichen Entwicklung, Opladen 1974.

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  21. Zu Rheydt s. vor allem Wilhelm Strauß, Geschichte der Stadt Rheydt,Rheydt 1897 (Rheydter Chronik,Bd. 2). Zu Rheindahlens.

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  22. Heinr. Groeteken, Geschichte der Stadt und des Amtes Dahlen, M.Gladbach 1870 (2. Aufl. M.Gladbach-Rheindahlen 1927 );

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  23. Robert Jeuckens, Geschichte der Stadt und Pfarre Rheindahlen, Aachen 1954; Rheindahlen, hrsg. v. Wolfgang Löhr, Mönchengladbach 1971;

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  24. Rheindahlen, bearb. v. Wolfgang Löhr u. Martin Müller, Köln 1976 (Rheinischer Städteatlas,Lieferung III, Nr. 18, 1976); zitiert als: Löhr, Rheindahlen;

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  25. Josef Deilmann, Das Unteramt Dahlen und seine Stellung im Jülichschen Amte Brüggen, in: M.Gladbach. Aus Geschichte und Kultur einer rheinischen Stadt, hrsg. v. R. Brandts, M.Gladbach 1950, S. 201–259.

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  26. Alphons Thun, Die Industrie am Niederrhein und ihre Arbeiter,Leipzig 1879;

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  27. Richard Zeyss, Die Entstehung der Handelskammern und die Industrie am Niederrhein während der französischen Herrschaft,Leipzig 1907;

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  28. Friedrich Otto Dilthey, Die Geschichte der niederrheinischen Baumwollindustrie,Jena 1908;

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  30. ders., The Impact of the French Revolution on the Lower Rhine Textile Districts — Some Comments on Economic Development and Social Change, in: The Economic History Review,Bd. XV (1962/63), S. 304–327;

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  31. Gerhard Adelmann, Strukturwandlungen der rheinischen Leinen- und Baumwollgewerbe zu Beginn der Industrialisierung, in Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Bd. 53 (1966), S. 162–84;

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  32. Willy Franken, Die Entwicklung des Gewerbes in den Städten Mönchengladbach und Rheydt im 19. Jahrhundert, Köln 1969;

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  33. Vom Werden und Wachsen eines Wirtschaftsgebietes am linken Niederrhein. Zur Feier des hundertjährigen Bestehens,hrsg. von der Industrie- nd Handelskammer Gladbach-Rheydt-Neuß, M.Gladbach 1937;

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  34. Lebendige Wirtschaft im Wandel zum Morgen. 125 Jahre Industrie- und Handelskammer zu Mönchengladbach,Mönchengladbach 1963; Joachim Kermann, Die Manufakturen im Rheinland 1750–1833,Bonn 1972;

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  35. Historische Wirtschaftskarte der Rheinlande um 1820, hrsg. v. Helmut Hahn u. Wolfgang Zorn, Bonn 1973.

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  36. Siehe dazu seit 1848 die Jahresberichte der Handelskammer zu Gladbach sowie Dilthey, Geschichte,S. 11 ff.

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  37. Vgl. Strauß, Geschichte,S. 403 f.

    Google Scholar 

  38. Zum Manufaktursystem und zur Organisation der hausindustriellen Weberei in diesem Gebiet s. besonders Dilthey, Geschichte,S. 4 f.; Adelmann, Strukturwandlungen, S. 165 f. Vgl. auch die Darstellung des Landrats des Kreises Gladbach bei Gerhard Adelmann (Hrsg.), Der gewerblich-industrielle Zustand der Rheinprovinz im Jahre 1836. Amtliche Übersichten,Bonn 1967, S. 60 f.

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  39. Vgl. Fränken, Entwicklung,S. 15.

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  40. Ebd., S. 45 (diese Angaben gelten für das Jahr 1806; in den folgenden Jahren schwankte die Zahl der Arbeiter erheblich). Im Kreis Gladbach gab es nur noch in den Mairien Gladbach, Obergeburt und Oberniedergeburt insgesamt vier weitere Spinnereien.

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  41. Strauß, Geschichte,S. 383 f. Die erste wirklich mechanische Spinnerei wurde freilich erst 1845 im Bezirk errichtet: vgl. Werden und Wachsen,S. 82.

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  42. HStAD,Reg.Düss. 2160 (Fabrikentabelle).

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  43. HStAD,Reg.Düss. 2165; LRA M.Gladbach 605, Bl. 43 ff.: Nachweis der Webstühle, die in den einzelnen Orten für die jeweiligen Firmen arbeiteten. Mit 383 Webstühlen — davon sechs am Ort — war die Firma W. Dilthey und Co. die bei weitem größte.

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  44. HStAD,Reg.Düss. 2162, Bl. 296 ff. Im Jahre 1852 wurden von 176 Webstühlen im Stadtbezirk, die für auswärtige Firmen beschäftigt waren, je 74 für Rheydter und für Krefelder Unternehmen betrieben; von den 468 für auswärts arbeitenden Webstühlen im Landbezirk waren 258 für Rheydter Firmen tätig.

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  45. Die Angaben für die Zeit vor 1800 sind unpräzise; vgl. Jeuckens, Geschichte,S. 47 ff. Für 1724 sind 23 Weber verzeichnet; Löhr, Rheindahlen,S. 6.

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  46. Fränken, Entwicklung,S. 89.

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  47. HStAD,LRA M.Gladbach 605, Bl. 81. Um 1820 betrieb die Firma Schwinges — später Schwinges und Receveur — in Dahlen Seiden- und Samtbandfabrikation: Kermann, Die Manufakturen,S. 294 f.

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  48. Strauß, Geschichte,S. 391 f.: Gründung der Firma J.H.Peltzer Söhne, die aufgrund ihres wirtschaftlichen Erfolges ihre anfängliche Arbeiterzahl von 80 rasch verdoppeln konnte. In schneller Folge wurden weitere mechanische Webereien gegründet. Siehe dazu auch HStAD,Reg.Düss. 387/388; 12191–12193 (Konzessionierung von Betriebsanlagen).

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  49. Strauß, Geschichte,S. 404.

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  50. Ebd., S. 405 ff.; Fränken, Entwicklung,S. 108 ff.

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  51. Strauß (Geschichte,S. 399) berichtet von einer „Emigration der Rheydter Fabrikanten auf das Gebiet der Gemeinde Odenkirchen“. Er begründet dies mit den dortigen besseren Wasserverhältnissen in der Niersniederung und zieht die Schlußfolgerung: „Es bedarf daher des Eingreifens der Gemeinde, um der Industrie auf dem heimischen Gebiete den Boden mehr als bisher zu ebnen und die natürlichen Schwierigkeiten soweit wie möglich zu beheben.”

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  52. Verwaltungsbericht 1874(Rheindahlen),S. 10; StAMG 2b-68; vgl. auch Löhr, Rheindahlen,S. 25.

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  53. HStAD, LRA M. Gladbach 678 (Aufstellung vom 4.11. 1895 ). Die Firma Müller und Hager hatte hierhin nur ihre Produktion verlagert; Geschäftssitz war M.Gladbach.

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  54. Jeuckens, Geschichte,S. 54: Die „Rheindahlener Textilwerke (F. Müller)“ wurden 1890 gegründet, gingen aber später bankrott. Daneben bestand als größeres Unternehmen noch die Bauwollspinnerei Dilthey. Im Kartenbild sind zudem mehrere Ziegeleien erkennbar.

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  55. Diesen Begriff hat Mendels geprägt bzw. fortentwickelt; er kennzeichnet eine rasch wachsende, traditional organisierte, aber marktorientierte, prinzipiell ländliche Industrie: Franklin F. Mendels, Protoindustrialization: The First Phase of the Industrialization Process, in: The Journal of Economic History,Bd. XXXII (1972), S. 241–261. So zutreffend der Begriff für die wirtschaftliche Gesamtentwicklung auch ist, in der Anwendung auf die beiden vorliegenden Orte wirft er Probleme auf. Sinnvoll läßt er sich im Grunde nur für die Entwicklung Dahlens benutzen; Rheydt hatte auch in dieser Phase — zusammen mit anderen Städten — nicht nur die Dispositionsfunktion für die ländliche Hausindustrie, hier konzentrierten sich auch (wie später noch zu diskutieren sein wird) gewerbliche Funktionen. Nebengewerbliche Weberei als Merkmal der Protoindustrialisierung erhielt sich ausgeprägter etwa in der westfälischen Leinenweberei: Gladen, Der Kreis Tecklenburg (Anm. 4), bes. S. 57 ff.

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  56. Zeyss, Handelskammern (Anm. 10), S. 160: 1809 wurde die Chaussee von Aachen über Krefeld nach Duisburg begonnen.

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  57. Vgl. Krings, Kleinstädte (Anm. 6), bes. S. 198 f.

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  58. Strauß, Geschichte (Anm. 9), S. 411 f.

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  59. Groeteken, Geschichte (Anm. 9), S. 29.

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  60. Zur Entwicklung des höheren Schulwesens s. bes. Strauß, Geschichte,S. 294 ff.; zum Stand zu Beginn dieses Jahrhunderts: Verwaltungsbericht Rheydt 1907/1910,S. 108 ff.

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  61. Die Gewerbetabelle des Kreises Gladbach für das Jahr 1822 läßt freilich auch erkennen, daß die Betriebsgröße in zahlreichen Sparten in Dahlen größer war; bei den Schneidern sind 18 Gehilfen und Lehrlinge aufgeführt, ohne Meister (HStAD,Reg. Düss. 2159).42 Verwaltungsbericht Rheindahlen 1874,S. 4. Dort wurde zugleich die starke Zersplitterung der Parzellen beklagt, die augenscheinlich zu einer Konkurrenz von Nachbarn um zum Verkauf stehende Parzellen und zu relativ hohen Bodenpreisen führte. Auf die starke Parzellierung in diesem Raum machte bereits 1836 der Gladbacher Landrat aufmerksam; Adelmann (Hrsg.), Der gewerblich-industrielle Zustand,S. 61.

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  62. Statistik des Kreises Gladbach,S. 126.

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  63. Der Jahresbericht der Handelskammer zu Gladbach 1858 (S. 6) betonte neben anderen positiven Auswirkungen der Fabriken auf den Wohlstand der angrenzenden Ackerbaubezirke in etwas durchsichtiger Argumentation als Vorzug, daß sie „bei sich auch das ländliche Proletariat und namentlich die bei der Landwirtschaft nicht mehr genügenden, schwächlichen, gebrechlichen und invaliden Personen“ aufnähmen.

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  64. Zeyss, Handelskammern (Anm. 10), S. 90. Vgl. auch die Bilanz einer Rheydter Firma aus dem Jahre 1811 (Strauß, Geschichte,S. 380). Dennoch herrschte in dieser Gründungsphase Kapitalmangel, worauf 1836 der Gladbacher Landrat verwies; Adelmann (Hrsg.), Der gewerblich-industrielle Zustand (Anm. 13), S. 60 f.

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  65. Zu den Rheydter Familien vgl. besonders: Strauß, Geschichte, S. 58 ff; Günter Erckens, Werden und Wachsen alter Familien in Rheydt, insbesondere der katholischen Familien (Rheydter Jahrbuch, Bd. 7 ), 1968, S. 5–179.

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  66. Zu den Ausstellungserfolgen in Berlin (1844), Paris (1851 und 1855), Düsseldorf (1852) s. Strauß, Geschichte, S. 386 f. Ein Mitglied der Dynastie der Peltzers heiratete eine Engländerin und gründete unter dem Namen Peltzer-Teacher eine Maschinenfabrik in Rheydt, richtete ein ständiges Kontor in Manchester ein und beteiligte sich an einer großen englischen Maschinenfabrik (ebd., S. 406 ).

    Google Scholar 

  67. Vgl. Hans Hoff, Die Rheydter Bürgermeister und ihre Zeit, in: ders., Aufsätze zur Stadtgeschichte (Rheydter Jahrbuch,Bd. 10), 1973, S. 44 f.; StAMG,25/403.

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  68. Strauß, Geschichte,S. 389. Für 1834 sind 24 Firmen für Baumwolle und vier weitere für Seiden- und Baumwollfabrikation aufgeführt; Werden und Wachsen (Anm. 10), S. 51 ff.

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  69. : 6 wahlberechtigte Mitglieder (Notabeln); 1849: 20 (Strauß, Geschichte, S. 388).

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  70. Statistik des Kreises Gladbach, S. 105 ff.

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  71. Adelmann, Strukturwandlungen, S. 175 ff.

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  72. Fränken, Entwicklung, S. 97.

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  73. Das drückt sich etwa in der Zahl der Betriebe mit mehr als 50 Arbeitern oder in der Zahl der Dampfmaschinen und der PS aus. 1861 gab es in Gladbach: 46 Fabriken mit mehr als 50 Arbeitern, 51 Dampfmaschinen mit 2.088 PS; in Rheydt: 3 Fabriken mit mehr als 50 Arbeitern, 17 Dampfmaschinen mit 223 PS; in Dahlen: keine entsprechende Fabrik, 2 Dampfmaschinen mit 8 PS; vgl. Statistik des Kreises Gladbach,S. 157 ff.

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  74. a Eine entsprechende Entwicklung — weiteres Bevölkerungswachstum in den Fabrikgemeinden, Rückgang in den Heimindustriegemeinden — hat Braun im Zürcher Oberland festgestellt: Braun, Sozialer und kultureller Wandel,S. 255 ff.

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  75. Zum Zeitpunkt der Eingemeindung 1921 besaß Rheindahlen 8611 Einwohner; s. Die Stadt M.Gladbach 1921–1925,M.Gladbach 1926, S. 16.

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  76. Die Erhebung zum Stadtkreis 1907 hatte aufgrund der Kreisordnung für die Rheinprovinz vom 30. 5. 1887 (Preuß. GS.,S. 209) bei einer Einwohnerzahl von 40.000 zu erfolgen, die bei der Volkszählung von 1905 überschritten wurde.

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  77. Ergebnis der 1929 erfolgten Zusammenlegung von M.Gladbach und Rheydt und der 1933 durchgeführten Trennung blieb die Eingemeindung der Stadt Odenkirchen und der Landgemeinden Giesenkirchen und Schelsen nach Rheydt.

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  78. Vgl. Köllmann, Sozialgeschichte (Anm. 4), S. 70 ff.

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  79. In den 50er Jahren lag die Mob ilitätskennziffer in Berlin zwischen 110 und 140, in den 70er Jahren zwischen 190 und 280 (Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin,34. Jg., 1920 S. 191). Zu Berlin: Karl Obermann, Du róle et du caractère des migrations internes vers Berlin de 1815 à 1875, in: Annales de Démographie Historique,1971, S. 133–159 (vornehmlich errechnete Wanderungssalden). Vgl. auch Dieter Langewiesche, Wanderungsbewegungen in der Hochindustrialisierungsperiode. Regionale interstädtische und innerstädtische Mobilität in Deutschland 1880–1914, in: Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte,64/ 1977, S. 1–40. Die Mobilität in Rheydt übertraf damit in den 70er Jahren bei weitem die in Barmen; vgl. Köllmann, Sozialgeschichte,S. 78.

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  80. In Rheydt erschwerten augenscheinlich die wachsende Größe der Stadt und die immer stärkere Mobilität zunehmend die Kontrolle der vorschriftsmäßigen An- und Abmeldungen. Der Rheydter Verwaltungsbericht für 1873/74 sprach von 48 polizeilichen Anzeigen wegen Verstoßes gegen die Meldepflicht und stellte im darauffolgenden Jahre, als der Fehler sich besonders schwer auswirkte, seine Informationen über Zu- und Fortzüge ein.

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  81. Rudolf Heberle/Fritz Meyer, Die Großstädte im Strom der Binnenwanderung,Leipzig 1937, S. 102; zwischen 1900 und 1912 betrug die Mobilitätskennziffer für alle Städte über 50.000 Einwohner im Durchschnitt 326, für die Städte der Größenklasse 50.000 bis 100.000 Einwohner 342.

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  82. Quellenangaben für diese wie für die folgenden Anmerkungen in Tab. 7. Die Abkürzungen gelten gleichfalls für die folgenden Anmerkungen: K/J = Knaben und Junggesellen, M/J = Mädchen und Jungfrauen, M/W = Männer und Witwer, F/W = Frauen und Witwen; M = Männer, F = Frauen; U = Unverheiratete, V = Verheiratete. Wegen Fehlern in den Quellen können die Summen für die Berechnungen in den einzelnen Anmerkungen geringfügig, statistisch nicht relevant, voneinander abweichen. Rhein-) Dahlen 1834–1850:

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  83. Zuwanderung: 34% Familienwanderer, 66% Einzelwanderer, durchschnittlich 4,3 Personen je wandernde Familie; Abwanderung: 38% Familienwanderer, 62% Einzelwanderer, durchschnittlich 4,6 Personen je wandernde Familie. 1895 gab es in Rheindahlen 1.237 Familienhaushaltungen; zieht man von der Einwohnerzahl von 6.699 55 Einzelhaushaltungen sowie ca. 100 Insassen von zwei Anstalten ab, dann kommt man auf durchschnittlich 5,3 Personen je Familienhaushaltung.

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  84. Rheydt 1904–1910: Anmeldungen 39% Familienwanderer, 61% Einzelwanderer — Abmeldungen 38% Familienwanderer, 62% Einzelwanderer. Während bei der Zu-wie Abwanderung die Familien durchschnittlich 4,0 Personen groß waren, betrug die durchschnittliche Größe nach der Volkszählung von 1905 ca. 5,0 Personen je Familienhaushaltung.

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  85. Zum Zusammenhang von Mobilität und Konjunktur zu Beginn des 20. Jahrhunderts s. Heberle/Meyer, Die Großstädte,S. 94 ff. — Die ungewöhnliche Abnahme der Bevölkerung im Regierungsbezirk Düsseldorf im Jahre 1831 kommentierte der Regierungspräsident am 29. 3. 1832 gegenüber dem Statistischen Bureau in Berlin dahingehend, daß dies „sehr überzeugend den Druck der Zeit bekundet, der zunächst durch Stockung in den Gewerben und durch Arbeitslosigkeit der industriellen Volksklasse herbeigeführt worden ist“; vgl. HStAD,Reg. Düss. 416, fol. 178.

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  86. waren in der Baumwollspinnerei sowie in der Zwirn- und Garnherstellung 32 Frauen beschäftigt, darunter 15 Mädchen unter 14 Jahren: HStAD,Reg. Düss. 2160. 1861 waren in einer Maschinenspinnerei 80 Frauen, in 2 Maschinenwebereien 39 Frauen tätig: Statistik des Kreises Gladbach,S. 144.

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  87. Strauß, Geschichte (Anm. 9), S. 415: Männliche Arbeiter erhielten täglich im Durchschnitt 2,50 Mk Lohn, Arbeiterinnen 2,20 Mk, jugendliche Arbeiter 1,50–2 Mk, Arbeiter in der Maschinenbranche bis zu 4 und 5 Mk oder mehr. In Rheindahlen war das Lohnniveau augenscheinlich geringer: Die Kleiderfabrik Müller und Hager bezahlte 1,80–2,50 Mk; Frauen in der Hausindustrie erhielten 0,50 Mk. Für die Textilarbeiter in Rheydt und Gladbach wurde ein Lohn von 2–2,50 Mk angegeben. Die Hausweber in Samt, die zudem nicht voll beschäftigt waren, kamen auf einen Lohn von 1–1,50 Mk (HStAD, LRA 678: Aufstellung vom 4.11.1895).

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  88. Strauß, Geschichte,S. 414 f.

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  89. HStAD, LRA M.Gladbach 678 (Aufstellung vom 4. 11, 1895).

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  90. Die durchschnittliche Mobilitätskennziffer für die Jahre 1921–1925 betrug für Rheydt 141. Zum drastischen Absinken der Mobilität nach dem Ersten Weltkrieg vgl. Heberle/Meyer, Die Großstädte,bes. S. 99 ff.

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  91. Die Wohndichte (E/bebaute Fläche) lag 1871/72 für Rheindahlen bei 6165 E/km2 (engerer Stadtbezirk 21.498), für Rheydt bei 14.468 E/km2. 1895 war sie in Rheydt auf 13.130 gefallen und stieg bis 1910 auf 14.193 E/km2 an. Berechnet nach: StAMG,Rheydt C II a 38; Verwaltungsbericht Rheindahlen 1874,S. 3; Strauß, Geschichte,S. 18; Verwaltungsbericht Rheydt 1907/10,S. 24.

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  92. Beschreibung des Regierungsbezirkes Düsseldorf nach seinem Umfange, seiner VerwaltungsEintheilung und Bevölkerung,Düsseldorf 1817, S. 112 ff.; vgl. auch Johann Georg von Viebahn, Statistik und Topographie des Regierungs-Bezirks Düsseldorf,1. Teil, Düsseldorf 1836, S. 131 ff.; Statistik des Kreises Gladbach,S. 39 ff.; Gemeindelexikon für das Königreich Preußen (1905),Bd. XII, Berlin 1909, S. 64 ff.

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  93. befand sich die einzige Weberei mit 25 Webstühlen und 31 Beschäftigten sowie eine Färberei mit einem Arbeiter im Stadtgebiet, während in der Außenbürgermeisterei laut Fabrikentabelle keine entsprechenden Betriebe bestanden; von den insgesamt 816 Webstühlen wurden nur 216 in der Stadt selbst betrieben. In Rheydt konzentrierten sich die größeren gewerblichen Unternehmen gleichfalls im eigentlichen Stadtbezirk: Von den 77 Webereien hatten beispielsweise 68 mit 1.645 Beschäftigten und 159 Webstühlen im eigentlichen Stadtbezirk ihren Sitz. Von den tatsächlich am Ort vorhandenen 967 Webstühlen wurden nur 164 in der Stadt selbst betrieben (HStAD,Reg. Düss. 2165; Korrekturen bei HStAD,Reg. Düss. 2167, Bl. 52 R.).

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  94. Strauß, Geschichte, S. 101, 104 ff.;HStAD, Reg. Düss. 1369.

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  95. Alphons Thun, Die Industrie am Niederrhein und ihre Arbeiter,Leipzig 1879, S. 172 ff. (aus sozialreformerischen Intentionen); P. Norrenberg, Geschichte der Pfarreien des Dekanates M.-Gladbach,Köln 1889, S. 234 f. (aus sozial engagierter, konservativer Oberzeugung, mit eine Bestätigung. In den fünfziger Jahren lag antiindustriellem Affekt). Zu Norrenberg vgl. auch Wolfgang Löhr, Die Fabrikordnung der Firma Franz Brandts in Mönchengladbach, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein,H. 178 (1976), S. 146 ff. Die Skepsis, die die katholische Kirche am Ort der industriellen Entwicklung insgesamt entgegenbrachte, geht daraus hervor, daß der Rheindahlener Pfarrer 1909 die zunehmende Industrialisierung der Gemeinde und deren sittliche Folgen bedauerte (Jeuckens, Geschichte,S. 54).

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  96. Statistik des Kreises Gladbach,S. 28 ff.

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  97. Strauß, Geschichte,S. 175 ff.

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  98. Von den 393 Trauungen in Rheydt in den Jahren 1867–70 wurden 24 (6%) zwischen konfessionell verschiedenen Partnern geschlossen, in (Rhein-)Dahlen war es von den zwischen 1867 und 1872 geschlossenen 241 Ehen nur eine (vgl. Verwaltungsbericht Rheydt sowie Verwaltungsbericht Rheindahlen 1874,S. 13). In den Jahren 1856–61 lagen solche Ehen im gesamten Kreis Gladbach zwischen 2,2% und 3,5%; vgl. Statistik des Kreises Gladbach,S. 32.

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  99. HStAD,Reg. Düss. 386, Bl. 181 ff. Die Gruppe der Fabrikarbeiter, Tagelöhner, Dienstboten und Unterstützungsempfänger umfaßte in Dahlen 310 Personen (30,0%), in Rheydt 366 (35,7%). Die Zwischengruppe mit proletaroidem Einschlag (Handwerker ohne Gehilfen, Hausierhandel, Verbindung mehrerer Gewerbe, mehrere Gewerbe mit etwas Landwirtschaft) belief sich in Dahlen auf 278 (26,9%), in Rheydt auf 455 (44,4%) Berufstätige. Landwirtschaftliche Nahrungsstellen über 15 Morgen gab es in Rheydt weit mehr (65) als unter den Berufen ausgewiesen (23), in Dahlen hingegen mit 89 weitaus weniger (305), was wiederum darauf verweist, daß in Dahlen noch relativ kleine landwirtschaftliche Betriebsgrößen Existenzgrundlage bieten mußten.

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  100. Statistik des Kreises Gladbach,S. 358: Die höchsten Steuersätze in den drei Wahlklassen waren in Dahlen 69, 18, 8 Thaler, in Rheydt 243, 99, 16. Die Wahlberechtigten verteilten sich ebenfalls sehr ungleich auf die Klassen I—III (Rheydt: 7, 20, 73%; Dahlen: 11, 23, 67%). Auch der höhere Anteil der Wahlberechtigten an der Gesamtbevölkerung verweist auf die größere soziale Homogenität in Dahlen (Rheydt: 8,8%, Dahlen: 10,5%).

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  101. Ebd., S. 345: Rheydt hatte 39 Zensiten in dieser Steuerart, Dahlen 8, die aber nur ein Achtel des Ergebnisses in Rheydt erbrachten. Mitte der 70er Jahre hatte sich dieser Unterschied noch verschärft: Dahlen besaß nur noch 7 Steuerzahler zur klassifizierten Einkommensteuer, Rheydt inzwischen 106, zudem mit einer durchschnittlich höheren Steuerleistung. Auch die Tatsache, daß Dahlen zu diesem Zeitpunkt einen höheren Anteil Klassensteuerpflichtiger an der Gesamtbevölkerung hatte (24,4% gegen 22,1%), die sich in stärkerem Maße auf die unteren drei Stufen konzentrierten, bestätigt die oben getroffenen Feststellungen (Verwaltungsbericht Rheindahlen 1874,S. 68; Verwaltungsbericht Rheydt 1874/ 1875,S. 8).

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  102. Zu den Vereinen s. Strauß, Geschichte (Anm. 9), S. 430 ff. Mit zum gesellschaftlichen Bewußtsein gehörte auch, daß Vertreter führender Familien Güter in der Umgebung übernahmen; vgl. auch Krings, Die Kleinstädte (Anm. 6 ), S. 42.

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  103. Jeuckens, Geschichte (Anm. 9), bes. S. 116 ff. Zur Rolle des Kirchenchors im Gemeindeleben s. Wolfgang Löhr, Zur Geschichte der Caecilia Rheindahlen, in: Studien zur Musikgeschichte der Stadt Mönchengladbach,hrsg. v. Hans Josef Irmen, II, 1975, S. 72–77. — Die katholische Prägung des Ortes läßt sich nicht zuletzt an den Einweihungsfeierlichkeiten anläßlich der Gründung der Fabrik Müller und Hager ablesen, die nach dem Empfinden der Zeitgenossen die Industrie in Rheindahlen einfiihrte: kirchliche Einsegnung der Fabrik, Ansprachen der katholischen Geistlichkeit, Meßfeier neben einer bürgerlichen, vom Stadtrat veranstalteten Feier, einem Festmahl von Seiten der Fabrikherren und einem „Arbeiterbankett“, in: Arbeiterwohl,9. Jg. (1889), S. 215 ff. (diesen Hinweis verdanke ich Herrn Stadtarchivdirektor Dr. W. Löhr).

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  104. Den nach der Gewerbesteuerrolle von 1874 19 steuerpflichtigen standen 563 steuerfreie Handwerker gegenüber, davon 463 Weber: Verwaltungsbericht Rheindablen 1874,S. 11.

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  105. Vgl. bes. Thun, Die Industrie (Anm. 10), S. 169 ff.

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  106. Zur Behebung der Wohnungsnot wurde 1872 nach dem Gladbacher Vorbild eine gemeinnützige Aktienbaugesellschaft gegründet, die Arbeiterwohnungen baute und zu günstigen Konditionen an Arbeiter übergab, was aber nur für gut gestellte Arbeiter in Betracht kam. Klagen über fehlende Arbeiterwohnungen finden sich auch weiterhin in den Verwaltungsberichten.

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  107. In ihrer Stellungnahme gegen die Einstufung der Stadt in die 3. Gewerbesteuerklasse argumentierte die Verwaltung von Rheindahlen damit, daß zahlreiche Gewerbetreibende nur durch die Verbindung mehrerer Gewerbe (Schankwirtschaft mit Bäckerei oder Kleinhandel) überhaupt existieren konnten, insbesondere angesichts des Konkurrenzdrucks der benachbarten größeren Städte; vgl. Verwaltungsbericht Rheindahlen 1874,S. 71.

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  108. Welche psychologischen Auswirkungen und welche Konsequenzen dies für das soziale Zusammenleben und das Verhalten der Betroffenen hatte, bedürfte einer genaueren Analyse.

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  109. StAMG,2b-20: 1867 waren 843 „Selbsttätige“ in abhängiger Beschäftigung in der Gruppe E (Große und kleine Industrie), 305 in der Landwirtschaft, 215 als Dienstboten und Tagelöhner; 1910 gab es 1534 Arbeiter in Rheindahlen; vgl. StAMG,2b 11–16.

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  110. StAMG,2b-9: Schriftwechsel Rheindahlen — industrielle Nachbargemeinden (1908–11).

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  111. Unterstützte Arme je 1.000 Einwohner: 1861: in Rheydt 26 (davon 15 dauernd), in Dahlen 31 (davon 6 dauernd); 1874: in Rheydt 16 je 1.000 Einwohner (132 Familien, 117 Einzelpersonen), in Rheindahlen 6 je 1.000 Einwohner (40 Parteien); 1896: in Rheydt 39 je 1.000 Einwohner; vgl. Statistik des Kreises Gladbach,S. 254; Verwaltungsbericht Rheydt 1874/75,S. 10 f.; Verwaltungsbericht Rheindahlen 1874,S. 38; Strauß, Geschichte,S. 140.

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  112. Unverkennbar bestanden bezüglich der vorhandenen öffentlichen und privaten Einrichtungen der Armenpflege erhebliche Unterschiede zwischen den beiden Orten; zudem veränderte sich die Armenpflege im Zeitablauf. Möglicherweise war angesichts der knappen Etatmittel, aber vielleicht auch mentalitätsbedingt, die Haltung gegenüber der Armenpflege in Rheindahlen restriktiver; so heißt es in den Grundsätzen, „nur wirklich hülflosen Armen Unterstützung zu gewähren“ und den „zu leistenden Beistand nur auf den dürftigsten Unterhalt” zu beschränken; vgl. Verwaltungsbericht Rheindahlen 1874, S. 38.

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  113. Ebd., S. 39 ff. Auch das Amt des Gemeindesekretärs wurde nebenamtlich wahrgenommen.

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  114. Vgl. etwa Strauß, Geschichte,S. 171 ff.; im Verwaltungsbericht Rheydt 1894/95,S. 22 f., erscheint zum ersten Mal eine Abteilungsgliederung für die gesamte Verwaltung. 1892 war für die Bauverwaltung als dritten Bereich neben der Zentral- und der Polizeiverwaltung ein eigenes Korrespondenzjournal eingeführt worden. Bis dahin waren die Kommissionen, Deputationen sowie die Kuratorien und Direktorien der Anstalten und Einrichtungen mit ihren ehrenamtlich tätigen Mitgliedern die eigentlichen Träger der Verwaltung gewesen.

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  115. Vgl. dazu auch die Entwicklung in Köln: Friedrich-Wilhelm Henning, Die Stadterweiterung unter dem Einfluß der Industrialisierung (1871–1914), in: Zwei Jahrtausende Kölner Wirtschaft,hrsg. v. H. Kellenbenz, Bd. 2, Köln 1975, S. 326 f.

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  116. Rheydt hatte nach 1815 Schulden in Höhe von 18.000 bis 20.000 Thaler, die durch Grundstücksverkäufe (250 von 350 Morgen Gemeindebesitz) getilgt wurden (Strauß, Geschichte,S. 46 ff.). In Dahlen wurden 1810 von den Altschulden knapp 50 % kassiert; dennoch beliefen sich die Alt- und Neuschulden insgesamt auf 25.000 Thaler, 1816 auf knapp 31.000 Thaler. Durch Schuldnachlässe, besonders aber durch den Verkauf von Gemeindebesitz (1.122 Morgen) und durch Steuerumlagen, konnten diese Schulden bis 1844 getilgt werden; danach erfolgten Darlehensaufnahmen vornehmlich für den Bau von Straßen und Schulen (Verwaltungsbericht Rheindahlen 1874,S. 59 ff.). Die Auseinanderentwicklung beider Orte hinsichtlich der Darlehensaufnahme scheint mit der Industrialisierung eingesetzt zu haben: 1858 lagen die Schulden Dahlens geringfügig über denen Rheydts; 1861 waren sie zurückgegangen, während die Rheydts sich nahezu verdoppelt hatten (Statistik des Kreises Gladbach,S. 360).

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  117. Auf die Versäumnisse der früheren Verwaltung bezüglich der Umlagenhöhe wies anläßlich der Eingemeindungsdiskussion der Bürgermeister von Rheindahlen den Landrat in M.Gladbach am 14. 7. 1920 hin (HStAD,LRA M.Gladbach, 765, Bl. 109 f.). Für 1861 lagen — abgesehen von der Grundsteuer — die Prozentsätze der Kommunalsteuerumlagen für Dahlen erheblich unter denen von Rheydt (Statistik des Kreises Gladbach,S. 364), stärker noch 1864 und 1869 (HStAD,LRA 658). Daß die Steuersätze 1890/91 für Rheindahlen mit Genehmigung der Regierung in Düsseldorf (HStAD,LRA MG 657) höher lagen als in Rheydt (Verwaltungsbericht Rheydt 1890/91,S. 17), geht wohl eher auf die Finanzschwäche Rheindahlens als auf eine gestiegene Leistungsbereitschaft zurück. Die Einkommensteuerzuschläge lagen in Rheydt in den Jahren 1895 und 1907 über dem Durchschnitt der preußischen Groß- und Mittelstädte: Silbergleit, Preußens Städte,S. 451.

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  118. Der Niederrhein, Reiseführer, hrsg. v. Tremöhlen, Duisburg 1914, S. 141 f.

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  119. Das Scheitern der intensiven Versuche zur Ansiedlung von Industrie führte der Bürgermeister von Rheindahlen 1920 im Rückblick auf mangelnden Grundbesitz zurück (HStAD, LRA MG 765, Bl. 113 f.). Selbst Rheydt rangierte 1907 mit 94 ha städtischem Grundbesitz am unteren Ende der Skala preußischer Städte; vgl. Silbergleit, Preußens Städte, S. 178 f. — Nicht zuletzt wohl wegen seines teilweise noch ländlichen Charakters richtete die Rheinprovinz außerhalb des Ortskerns 1909 eine Fürsorgeerziehungsanstalt für katholische Minderjährige ein, während die Heilsarmee den ehemaligen Sittarderhof aufkaufte und ihn zu einer Anstalt für männliche Alkoholiker umbaute; vgl. Tremöhlen (Hrsg.), Der Niederrhein, S. 140 f

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  120. Diese Situation, die nach dem Urteil des Bürgermeisters der Stadt nur noch ein „Vegetieren“ ermöglichte, war kaum — wie er es darstellte — primär eine Folge der Kriegsauswirkungen und der neuen Steuergesetzgebung, wenn sie sicherlich auch dadurch wesentlich verschärft worden war; HStAD, LRA MG 765, Bl. 118: Bürgermeister an Landrat 14. 7. 1920.

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  121. Strauß, Geschichte (Anm. 9), S. 294 f.

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  122. Die Statistik des Kreises Gladbach, S. 358, weist zu Beginn der 60er Jahre für Dahlen eine Wahlbeteiligung von knapp 10 %, für Rheydt hingegen von über 50 % nach. In Rheydt war die Beteiligung in der 2., in Dahlen in der 3. Wählerklasse besonders gering. 1872 betrug die Wahlbeteiligung in Rheindahlen 20 %, gleichfalls mit deutlichem Gefälle hinsichtlich der Wahlbeteiligung der unteren Wählerklassen (Verwaltungsbericht Rheindahlen 1874, S. 51).

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  123. Das Rathaus zu Rheydt. Beilage zur Rheydter Chronik, Rheydt 1897.

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  124. Zum Problem der „Nachbarstädte“ s. Dietrich Bartels, Nachbarstädte. Eine siedlungsgeographische Studie anhand ausgewählter Beispiele aus dem westlichen Deutschland, Bad Godesberg 1960. Die Reduktion der Konkurrenz auf „schwankende wirtschaftliche Konjunkturverhältnisse” (S. 61 ff.) erscheint jedoch zu pointiert.

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  125. Die unterschiedlichen Grundhaltungen und die persönlichen Spannungen werden in der Literatur über M.Gladbach und Rheydt vielfältig dokumentiert: vgl. vor allem G.A. Herx, Die wirtschaftlichen Vor- und Nachteile bei Ein-bzw. Umgemeindungen zum Zwecke der Großstädtebildung unter besonderer Berücksichtigung im M.Gladbach-Rheydter Industriebezirk, wirtsch. Diss. Köln 1934, S. 74 ff.

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  126. HStAD, LRA MG 765, Bl. 2; Begründung des Oberbürgermeisters von M.Gladbach (22.4.1920) zur Vorlage über die Vereinigung von M.Gladbach mit den Nachbargemeinden. Zunächst hatte sich das Vorhaben auf die Städte M.Gladbach, Rheydt, Odenkirchen und die diesen benachbarten Gemeinden Giesenkirchen und Schelsen sowie auf die mit der Stadt M.Gladbach verbundenen Landgemeinden M.Gladbach und Neuwerk bezogen.

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  127. Eingemeindungsverhandlungen zwischen Rheydt und Odenkirchen hatten bereits 1907/08 stattgefunden und zu einem Vereinigungsbeschluß der Gremien beider Städte geführt, der aber Anfang 1910 von der neugewählten Stadtverordnetenversammlung in Odenkirchen widerrufen wurde (Verwaltungsbericht Rheydt 1907–1910, S. 7 f.). Schon 1905 war in einer Denkschrift die Vereinigung von M.Gladbach, Rheydt und Odenkirchen gefordert worden, und es hatten formelle Besprechungen zwischen den Betroffenen stattgefunden.

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  128. Die wichtigsten Positionen in der Auseinandersetzung um die berühmte Webersche These s. bei Philippe Besnard (Hrsg.), Protestantisme et Capitalisme. La Controverse Post-Weberienne, Paris 1970. Einen knappen kritischen Überblick gibt Shmuel Eisenstadt, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, Opladen 1971.

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  129. Siehe dazu vor allem die Barmen-Studie Köllmanns (Anm. 4). Leider fehlt es an vergleichbaren Studien über andere wichtige textilindustrielle Städte.

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  130. Krings, Die Kleinstädte (Anm. 6), S. 41,61 f.

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  131. Mack Walker, German Home Towns. Community, State, and Real Estate 1648–1871, Ithaca u. London 1971.

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  132. Für Dahlen sind nur einzelne Zünfte erwähnt, die spätestens mit der französischen Herrschaft aufgehoben wurden; vgl. Jeuckens, Geschichte, S. 51 f.; Löhr, Rheindahlen, S. 13. Zur Situation des Handwerks stellte der Landrat des Kreises Gladbach 1863 fest, daß vor 1845 ein korporatives Element bei den Handwerkern nirgends anzutreffen gewesen sei und daß derzeit auch keine Innungen bestanden. „Diese Verhältnisse haben es zur Folge gehabt, dass die durch die neuere Gesetzgebung beabsichtigte Belebung des Sinnes für corporatives Leben im Handwerkerstande hier weder erreicht, noch überhaupt Seitens der Betheiligten angestrebt worden ist“ (Statistik des Kreises Gladbach, S. 198).

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  133. Zu Beginn der 60er Jahre betrug das Bürgereinzugsgeld in Dahlen und Odenkirchen 5 Thaler, in Gladbach, Rheydt und Viersen hingegen 6 Thaler; in den Landgemeinden war es weit höher (Statistik des Kreises Gladbach, S. 360).

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  134. Vgl. Krümmer, Die Wirtschafts- und Sozialstruktur, bes. S. 11, 76;

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  135. Schindler, Die Reutlinger Wirtschaft, bes. S. 5 ff., 153. Das gleiche gilt beispielsweise auch für Fulda: Hans Mauersberg, Wirtschaft und Gesellschaft Fuldas in unserer Zeit. Eine städtegeschichtliche Studie, Göttingen 1969, bes. S. 153 ff.; für Trier: Hans Rudolf Alberg, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Stadt Trier von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges, phil. Diss. Bonn 1972, S. 287 ff.

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Matzerath, H. (1978). Industrialisierung, Mobilität und sozialer Wandel am Beispiel der Städte Rheydt und Rheindahlen. In: Probleme der Modernisierung in Deutschland. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, vol 27. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86139-9_1

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