Zusammenfassung
Treffen auf einem Markte viele Anbieter auf viele Nachfrager, so entsteht die Marktform (i. e. S.) der polypolistischen Konkurrenz. Wie im Falle des Monopols existiert für jeden der Anbieter eine bestimmte Nachfrage- bzw. Absatzfunktion. Jedoch ist hier — im Gegensatz zur Marktform des Monopols — die Menge, die ein Anbieter in einer bestimmten Periode absetzen kann, nicht nur von seiner eigenen Preisforderung und dem Einsatz seines eigenen absatzpolitischen Instrumentariums abhängig, sondern wird in erheblichem Maße auch von den Preisforderungen und den übrigen absatzpolitischen Maßnahmen seiner Konkurrenten mitbestimmt. Die Absatzfunktion eines polypolistischen Anbieters hat demzufolge die Form
Hierin bedeutet x1 die in der zugrunde gelegten Periode absetzbare Menge des von dem Anbieter 1 auf den Markt gebrachten Gutes; p1 und a1 symbolisieren seine Preisforderung und seine sonstigen absatzpolitischen Maßnahmen. Mit P2,…, Pn sind die Preisforderungen, mit a2,…, an die absatzpolitischen Maßnahmen der Konkurrenten bezeichnet.
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Literatur
Es sei denn, die Unternehmen würden ihre Erzeugnisse auf dem gesamten Gebietsmarkt zu jeweils gleichen Preisen anbieten. In diesem Falle ist der Einfluß unterschiedlicher Standorte für die Abnehmer nicht mehr fühlbar. Sie kaufen unter den gleichen Bedingungen wie auf einem Punktmarkt.
Auf die Beziehung zwischen Angebot und Preis kommen wir im folgenden noch ausführlich zu sprechen.
Analytische Lösung: Die Gewinngleichung des Unternehmens lautet in der hier betrachteten Situation G(x) = p · x — K(x). Zur Bestimmung des Maximums ist diese Funktion nach x zu differenzieren und die erste Ableitung gleich Null zu setzen. Es ergibt sich die Bestimmungsgleichung p = K’(x), in Worten: Preis = Grenzkosten, aus der die gewinnmaximale Menge x errechnet werden kann. — Die Gleichung p = K’(x) kann als Sonderfall der Monopollösung E’(x) = K’(x) aufgefaßt werden mit E’(x) = p0 für beliebige Werte von x.
Von Besonderheiten, z. B. dem Auftreten besonderer Pflege-und Wartungskosten nach Stillegung des Betriebes, von Anlaufkosten bei Wiederaufnahme der Produktion usw., sei hier abgesehen.
Eine solche Lage wäre z. B. dann gegeben, wenn die zum Zwecke der Kapazitätserweiterung angeschafften Aggregate infolge sonstiger Engpässe nicht voll ausgenutzt werden könnten oder wenn die Produktionserweiterung eine erhebliche Verteuerung des Verwaltungs-und Vertriebsapparates mit sich brächte.
Die gleiche Gesetzmäßigkeit läßt sich auch in etwas anderer Form für den Fall ableiten, daß die Grenzkostenkurven der beteiligten Unternehmen parallel zur Abszissenachse verlaufen.
Von anderen möglichen Einflußfaktoren, vor allem von jenen, die in der finanziellen Sphäre wirksam werden können, sei hier abgesehen.
Vgl. hierzu die Untersuchungen von L. J. Zimmerman, The Propensity to Monopolize, Amsterdam 1952.
Der Begriff des akquisitorischen Potentials und die später verwendeten Begriffe des oberen und unteren Grenzpreises wurden von Gutenberg in die Diskussion eingeführt. Vgl. E. Gutenberg, Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Bd. 2, Der Absatz, 5. Auflage, Berlin—Göttingen—Heidelberg 1962, S. 221 ff.
Vgl. hierzu insbesondere E. Gutenberg, a. a. O., S. 222 ff., der als erster diese Form der Absatzkurve begründet und verwendet hat.
Ein ähnlicher Verlauf der Nachfragekurve mag zustande kommen, wenn die Unvollkommenheit des Marktes auf Standortunterschieden beruht, vorausgesetzt, daß die Unternehmen jeweils feste Preise ab Werk verlangen und die Transportkosten gesondert zuschlagen, und daß die Besiedlung des betrachteten Gebietes relativ gleichmäßig ist. Die angebotenen Güter mögen relativ homogen sein. Jedes Unternehmen kann sich in diesem Falle im wesentlichen auf die Abnehmer stützen, die in seiner näheren Umgebung wohnen. Erhöht es nun seinen Preis ab Werk sukzessive, so werden sich jeweils nur einige der bisherigen Nachfrager, nämlich jene, die am entferntesten wohnen, anderen Unternehmen zuwenden. Die Abhängigkeit der Nachfrage von dem Preis ab Werk wird also durch eine von links oben nach rechts unten verlaufende Nachfragekurve wiedergegeben. — Standortunterschiede werden nicht wirksam, wenn sämtliche Unternehmen auf dem gesamten Gebietsmarkt ihr Erzeugnis jeweils zum gleichen Preise verkaufen. Falls homogene Güter miteinander konkurrieren, gelten dann die Regeln der polypolistischen Konkurrenz auf einem vollkommenen Markte.
In einer solchen Lage würde sich beispielsweise ein Unternehmen befinden, dessen Erzeugnis Eigenschaften aufweist, die in den Augen der Abnehmer gegenüber dem Preis kaum ins Gewicht fallen, während die Konkurrenzprodukte mit Eigenschaften ausgestattet sind, die eine relativ starke Bindung der jeweils angesprochenen Abnehmerkreise an diese Firmen zur Folge haben.
Würde man einen stetig-differenzierbaren übergang der einzelnen äste der Nachfragefunktionen unterstellen, so würde auch die Grenzerlöskurve stetig verlaufen. Die Ergebnisse würden dadurch jedoch nur unwesentlich beeinflußt werden.
Dabei ist unterstellt, daß das Unternehmen über genügend große Produktionsanlagen und über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, um die Menge x3′ herstellen zu können.
Denkbar ist auch der Fall, daß ein Anbieter auf einigen dieser Teilmärkte mit vielen, auf einigen mit wenigen konkurriert, vielleicht auf dem einen oder anderen Teilmarkt sogar eine Monopolstellung innehat. Auch eine solche Situation läßt sich relativ leicht analysieren. Die einzelnen Teilmärkte sind dabei, unter Berücksichtigung der kostenmäßigen Verflechtung, jeweils gesondert zu betrachten.
Damit die Belieferung eines Teilmarktes unter dem Gesichtspunkt der Gewinn-maximierung für ein Unternehmen vorteilhaft ist, genügt es, daß der erzielbare Preis über den — hier als linear angenommenen — Grenzkosten liegt; eine volle Kostendeckung bei anteiliger Berücksichtigung der fixen Kosten ist nicht erforderlich. Solange der Preis über den Grenzkosten liegt, wird zumindest eine Teildek-kung der fixen Kosten, die ja in jedem Falle entstehen würden, erreicht und auf diese Weise insgesamt gesehen ein höherer Gewinn erzielt als dann, wenn das Unternehmen auf die Belieferung dieses Teilmarktes verzichten würde.
Zur Erfassung der Werbekosten und zum Einfluß der Werbung auf Umsatz und Betriebserfolg siehe R. Henzler, Werbekosten — Werbemittel — Umsatz, Zeitschrift für Betriebswirtschaft, Jg. 23 (1953), S. 515 ff.; ders., über Werbekosten, Schweiz. Konsum-Verein, 60. Jg. (1960), S. 337 ff.
Auch ein polypolistiseher Anbieter kann selbstverständlich nicht nur eines, sondern mehrere Güter gleichzeitig erzeugen und anbieten. Die Theorie der Mehrproduktunternehmung, im 4. Kapitel für den Fall des Monopols entwickelt, läßt sich wegen der strukturellen übereinstimmung der Absatzfunktionen in beiden Fällen nahezu unverändert auch auf den Fall des Polypols übertragen. Besonderheiten, auf die hier jedoch nicht näher eingegangen werden kann, ergeben sich im Falle einer Preis-und Produktdifferenzierung. Vgl. hierzu H. und M. Jacob, Preisdifferenzierung bei willkürlicher Teilung des Marktes und ihre Verwirklichung mit Hilfe der Produktdifferenzierung, Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Bd. 174 (1962), S. 1 ff., insbes. S. 26 ff.
Jedem dieser Preise läßt sich alsdann wiederum, wie im 4. Kapitel, Abschnitt B I, beschrieben, ein adäquater Mengenbereich zuordnen.
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© 1971 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden
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Jacob, H. (1971). Preispolitik im Polypol. In: Preispolitik. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86130-6_6
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