Zur Erinnerung an Josef Loschmidt

Zusammenfassung

Eine Arbeit Loschmidts, die Berechnung der Größe der Luftmoleküle, wurde aus Anlaß seines Todes in letzter Zeit in den Zeitungen wieder viel besprochen. In einem Kreise von Physikern und Chemikern ist es wohl nicht nötig, auf die Prinzipien dieser Berechnung und ihre Bedeutung für die Wissenschaft hinzuweisen, ebenso wenig auf einige später von anderen ausgeführte ähnliche Berechnungen, welche aber erst durch Lord Kelvins berühmte Abhandlung „On the size of molecules“zu allgemeiner Anerkennung gelangten. Später wurden noch die verschiedensten Berechnungen dieser Größe nach den mannigfaltigsten Methoden ausgeführt, so daß ich selbst die Titel aller betreffenden Abhandlungen hier nicht aufzählen könnte. Nur eines ist ihnen allen gemein, daß sie durchwegs auf die zuerst von Loschmidt gefundene Zahl führen, wodurch dieselbe eine fast an Gewißheit grenzende Evidenz erhielt.

Am 8. Juli 1895 verstarb in Wien Josef Loschmidt im 74. Lebensjahre. Er wirkte vom Jahre 1868 bis zum Jahre 1891 als Professor der Physik an der Wiener Universität und wurde von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien im Jahre 1867 zum korrespondierenden, im Jahre 1870 zum wirklichen Mitgliede erwählt. Der chemisch-physikalischen Gesellschaft in Wien gehörte Loschmidt seit der Gründung an. Einem Wunsche ihrer Mitglieder entsprechend, wurde in der Sitzung vom 29. Oktober 1895 diese Gedenkrede gehalten.