Zusammenfassung
In kurzer Zeit hat sich das Bild, das über die Ungleichheitsstruktur der Bundesrepublik Deutschland gezeichnet wird, in bemerkenswerter Weise verändert. Noch Ende der 60er Jahre war die Vorstellung einer bipolaren, antagonistischen Klassengesellschaft weit verbreitet. Allenfalls schwer zu verortende, aber in ihrer Größe und Bedeutung nur marginale Mittelklassen störten das Bild. Heute erscheint manchen Beobachtern die Bundesrepublik als Gesellschaft, in der hierarchisch-vertikale Ungleichheiten ihre Bedeutung verloren hätten und in der „als Gegenbild einer ständisch-klassenstrukturell geprägten Lebenswelt … das Gefüge einer immer feinkörniger privatisierten Lebenswelt“ (Beck 1984: 54) getreten sei, die grundlegend durch „Diversifizierung und Individualisierung von Lebenslagen und Lebenswegen“ (S. 36) gekennzeichnet sei. Vor allem unter dem Einfluß wohlfahrtsstaatlicher Absicherung von Lebensrisiken würden subkulturelle Klassenidentitäten zunehmend wegschmelzen. Eine wichtige Rolle in dieser Diagnose spielt auch das Argument, daß als Folge hoher sozialer Mobilität die Sozialstruktur „durcheinandergewirbelt“ würde und damit die Wahrscheinlichkeit der Aufrechterhaltung oder Ausbildung von Klassenidentitäten verlorengehe.
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Müller, W. (1986). Soziale Mobilität: Die Bundesrepublik im internationalen Vergleich. In: Kaase, M. (eds) Politische Wissenschaft und politische Ordnung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86109-2_26
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