Skip to main content

Anmerkungen zu einem Schlüsselbegriff

  • Chapter
  • 209 Accesses

Part of the book series: Studienbücher zur Sozialwissenschaft ((STBS,volume 15))

Zusammenfassung

Der Begriff Emanzipation — „Befreiung aus einem Zustand der Abhängigkeit oder Beschränkung“ (dtv.-Lexikon), in der römischen Antike das Mündigwerden, das Entlassenwerden aus dem mancipium, der väterlichen Herrschaft (wörtlich: aus dem in der Hand gehalten Werden), auch für die Übertragung von Ackerland verwendet — muß es sich heute gefallen lassen, Undefiniert1 als Aushängeschild für Erziehungsprogramme zu dienen, teils als Leerformel, teils anarchistisch, teils vulgärmarxistisch mißverstanden: bald als die Befreiung von der Eigenschaft, ein soziales Wesen zu sein, bald als die Reduktion des Befreiungsprozesses auf einen einzigen revolutionären Akt.

Erstveröffentlichung in: Gesellschaft — Staat — Erziehung, 1972, Heft 3, S. 150–153.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Anmerkungen

  1. „,Emanzipation’ heißt die Befreiung der Subjekte — in unserem Fall der Heranwachsenden in dieser Gesellschaft — aus Bedingungen, die ihre Rationalität und das mit ihr verbundene gesellschaftliche Handeln beschränken. Die These selbst — ‚Erziehung und Emanzipation‘— wird allerdings nicht gesondert expliziert werden“ — auf diese Begriffsklärung z.B. beschränkt sich Klaus Mollenhauer in seiner „Erziehung und Emanzipation“, München 1969, S. 11. Auch die „Forderung“, die von der „Kommission zur Reform der Hessischen Bildungspläne“ im Projekt „Wohnen“, S. III, „unter dem Stichwort ‚Emanzipation‘“ formuliert wurde: „Der Wert eines Lernzieles wird letztlich daran gemessen, inwieweit es innerhalb des organisierten Lernprozesses dazu beiträgt, die Fähigkeit des Schülers zur Analyse gesellschaftlicher Zusammenhänge und damit sein Selbstverständnis und seine Handlungsfähigkeit in der jeweiligen historischen Situation zu fördern“ kann beliebig, z.B. individualistisch interpretiert werden, solange man nicht mögliche Ergebnisse jener Analyse, etwa im Sinne der kritischen Theorie, in die Definition hineinnimmt. Beide Definitionen bleiben in ihrer Einseitigkeit hinter der schon in der frühkapitalistischen Phase und im Hinblick auf den frühliberalen Staat gegebenen Marxschen zurück, die eine komplementär-dialektische Auslegung, eine Wechselbeziehung zwischen personalen und sozialen Bezügen, freilich mit dem Übergewicht letzterer, zumindest zuläßt: „Alle Emanzipation ist Zurückführung der menschlichen Welt, der Verhältnisse auf den Menschen selbst. Die politische Emanzipation ist die Reduktion des Menschen einerseits auf das Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft, auf das egoistische unabhängige Individuum, andererseits auf den Staatsbürger, auf die moralische Person. Erst wenn der wirkliche individuelle Mensch den abstrakten Staatsbürger in sich zurücknimmt und als individueller Mensch in seinem empirischen Leben, in seiner individuellen Arbeit, in seinen individuellen Verhältnissen, Gattungswesen geworden sind, erst wenn der Mensch seine ‚forces propres‘als gesellschaftliche Kräfte erkannt und organisiert hat und daher die gesellschaftliche Kraft nicht mehr in der Gestalt der politischen Kraft von sich trennt, erst dann ist die menschliche Emanzipation vollbracht.“ (Marx, K.: Frühschriften, hrsg. S. v. Landshut, Stuttgart 1953, S. 199)

    Google Scholar 

  2. Giesecke, H., Jugendarbeit und Emanzipation, in: neue Sammlung, Heft 3/1971, S. 216–230

    Google Scholar 

  3. — das z.B. Mollenhauer übergeht, wenn er den wichtigen Grundsatz der „Erprobung politischer Handlungsmöglichkeiten“ nicht durch den Hinweis auf eine „sekundäre“ Erprobung, d.h. auf die Notwendigkeit der Antizipation von Konsequenzen, der Durchspielung alternativer Modelle ergänzt (vgl. „Erziehung und Emanzipation“, S. 163 f.).

    Google Scholar 

  4. Habermas, J., Technik und Wissenschaft als Ideologie, ed. suhrk. 287, S. 62 f.

    Google Scholar 

  5. Horkheimer, M. und Adorno, Th. W.: Dialektik der Aufklärung, Amsterdam 1947.

    Google Scholar 

  6. Habermas, J., Technik und Wissenschaft als Ideologie, S. 100

    Google Scholar 

  7. Horkheimer, M. und Adorno, Th. W.: Dialektik der Aufklärung, Amsterdam 1947, S. 9.

    Google Scholar 

  8. Habermas, J., ed. suhrk. 287, S. 159

    Google Scholar 

  9. Mollenhauer, K., Erziehung…, S. 11

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Paul Ackermann

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1974 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Hilligen, W. (1974). Anmerkungen zu einem Schlüsselbegriff. In: Ackermann, P. (eds) Politische Sozialisation. Studienbücher zur Sozialwissenschaft, vol 15. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86106-1_15

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86106-1_15

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-21184-8

  • Online ISBN: 978-3-322-86106-1

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics