Zusammenfassung
Nicht wenige Regierungen, die in den letzten Jahren unter dem Druck von Zahlungsbilanzkrisen mit dem IWF über die Gewährung von Bereitschaftskrediten zu verhandeln gezwungen waren, dürften mit dem Urteil sympathisiert haben, das eine Kritikerin der IWF-Politik gefällt hat: “Seit seiner Gründung …hat der IWF das auserwählte Instrument gebildet für die Durchsetzung imperialistischer Finanzdisziplin hinter einer Fassade des Multilateralismus und der technischen Kompetenz.” (2) Peru und die Türkei,Jamaika und Zaire,Sambia und Portugal mußten sich den wirtschaftspolitischen Auflagen des IWF beugen, um wieder Zugang zu internationalen Kreditquellen zu gewinnen.In mehreren Ländern haben die vom IWF diktierten Stabilisierungspeogramme zu sozialen Unruhen geführt, eine einschneidende Verschlechterung der Lebensbedingungen der armen Bevölkerungsschichten mit sich gebracht und politische Polarisierungen ausgelöst, die labile demokratische Systeme zu sprengen drehen.Von der Konzeption her dienen Bereitschaftskreditabkommen dazu,Mitgliedsländern die Finanzierung temporärer Zahlungsbilanzdefizite zu ermöglichen, indem diese Fremdwährungskredite in Anspruch nehmen.Die Ziehungsrechte bemessen sich nach der Höhe der Quote, die jedes Land beim IWF hat.Nimmt ein Land seine Ziehungsrechte in den sog. “höheren Kredittranchen” in Anspruch, muß sich die Regierung in einer “letter of intent” zur Durchführung eines Stabilisierungsprogramms verpflichten, das einen Abbau des Zahlungsbilanzdefizits ermöglicht.Meist enthalten die Stabilisierungsprograitme Maßnahmen zur Beschränkung der Kreditexpansion, Höchstgrenzen für staatliche Haushaltsdefizite,Wechselkurskorrekturen und Maßnahmen zur Liberalisierung des Handels-und Zahlungsverkehrs (3).
“The less creditworthy a country is, the smaller its deficit, because it cannot borrow to finance a larger deficit.”
Irving S. Friedman,Citibank (1)
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Anmerkungen
Nach U.S. Senate,Committee on Foreign Relations,The Witteveen Facility and the OPEC Financial Surpluses.Hearings before the Subcommittee on Foreign Economic Policy,Washington 1978, S. 146.
C. Payer,The Debt Trap:The International Monetary Fund and the Third Wbrld,Landon 1974, S.X.
Zur Konzeption und Geschichte der Stand-by-Abkanmen vgl. J. Gold,The Stand-by Arrangements of the International Monetary Fund,Washington D.C. 1970; E.G. Spitzer,Stand-by Arrangements:Purposes and Form, in: The International Monetary Fund 1945–1965, Washington D.C. 1969,Vol.II: Analysis,S.468–491; M.G. de Vries,The International Monetary Fund 1966–1971, Vol.I:Narrative,Washington D.C. 1976.
H. Haumer, Die Stabilisierungspolitik des Internationalen Währungsfonds unter besonderer Berücksichtigung Lateinamerikas, in:Aussenwirtschaft, 26.Jg. 1971,S. 392–427,S. 397.
Vgl.G. Leithäuser,Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die eingeschränkte Souveränität nationalstaatlicher Wirtschaftspolitik in seinem Einflußbereich, in:Blätter für deutsche und internationale Politik,23.Jg. 1978,S.290–306,S.306; U. Gerdes,Internationales Finanzkapital untergräbt Neue Weltwirtschaftsordnung, in: Neue Gesellschaft 9/1978, S.735–738,S. 738.
Vgl. R. Khieper, Zurichtung nationaler Politik durch internationales Fecht?Die Bereitschaftskreditabkcmmen des Internationalen Währungsfonds, in: Kritische Justiz 12.Jg. 1979,H.3,S.270–292;K.-L.Hübener,Jamaika an der Angel des Internationalen Währungsfonds, in:Neue Gesellschaft 1/1979,S.27–31; K.F.Schade,Ohne neues Währungssystem keine neue Wirtschaftsordnung, in:Neue Gesellschaft 9/1978,S.739–743.
F. Caffè, Su alcune trasformazioni reoenti del Fondo monetario internazionale, in:La Ccmunità Internazionale 1978,H.4,S.525–531.
Vgl.T. Hayter,Aid as Imperialism,Oxford 1971,S.42 ff.,S. 154 ff.
E. Altvater, Politische Implikationen der Krisenbereinigung-Überlegungen zu den Austerity-Tendenzen in Westeuropa, in:Probleme des Klassenkampfs (Prdkla) 32, 8. Jg.1978,S.43–72,S.66.
S.C. Kolm, La transition socialiste,Paris 1977.
H. Haumer, a.a.O.,S.418.
Payer, a.a.O.,S.40 und passim.
T. Reichmann,Die Bereitschaftskredite des Fonds und die Anpassungsprobleme 1973–75, in:Finanzierung und Entwicklung, 15.Jg.Nr.4,Dezember 1978, S. 38–41,S.41.Zu gpnstigeren Ergehnissen kam die Untersuchung von 79 Progranmen der Jahre 1963–72: T. Reichmann/R. Stillsan,Wie erfolgreich sind durch Bereitschaftskreditabkcmmen unterstützte Programma?, in:Finanzierung und Entwicklung, 14.Jg.Nr.1,März 1977,S.22–25.
Vgl.I. Kapur, Die Finanzierung der Entwicklungsländer über die Eurcmärkte, in: Finanzierung und Entwicklung, 14.Jg.Nr.3,September 1977,S.32–35.
F.E. Aschinger,Das neue Währungssystem,Frankfurt/M. 1978,S. 38.
D. Gehrmann,Bedeutung und Probleme der Zahlungsbilanzfinanzierung für die Eurccnärkte, in: Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts-und Gesellschaftspolitik, 23. Jg. 1978,S.183–205,S.187.
So gewährten etwa die Banken 1973/74 unter Ungehung von IWF-Grenzen für die kurzfristige Auäandsverschuldung der indonesischen Erdölgesellschaft Pertamina Kredite.Vgl.U.S.Senate, a.a.O., S.98;vgl. auch J. Aronscn, Money and Pcwer.Banks and the Wbrld Monetary System,Beverly Hills, London 1977, S. 166.
Gehrmann, a.a.O.,S. 196.
Aronson, a.a.O.,S. 164, 174.
I.S. Friedman,The emerging role of private banks in the developing world,New York 1977.
Foreign Policy Nr.30,Frühjahr 1978, S. 32.
Aronson, a.a.O.,S.166.
H.-H. Taake, Die währungspolitischen Auseinandersetzungen zwischen Entwicklungs-und Industrieländern-Eine Zwischenbilanz, in:Aussenwirtschaft 34.Jg.H.II,Juni 1979,S.143–157,S.154.
Internationaler Währungsfonds,Jahresbericht 1978,S.68
Hierzu und zum folgenden vgl. A. Fazio,Monetary Policy in Italy from 1970 to 1978, in: Kredit und Kapital 1979,Nr.2,S.145–180.
II Sole 24 Ore 26.2.1974.
II Giorno 6.3.1974.
II Pcpolo 27.2.1974.
II Sole 24 Ore 4.12.1976.
Vgl.Le Monde 6.12.1977.
La Stampa 19.3.1977
Der Text der Letter of Intent ist abgedruckt in: CEEP,L’econania italiana 1977/79,Mailand 1978, S. 33 ff.
Angaben nach Handelsblatt 23./24.3.1979;Bundesstelle für Außenhandelsinformation(BfA), Zaire.Wirtschaftliche Entwicklung 1977,Köln 1978; C. Young, Zaire: The Unending Crisis, in: Foreign Äffairs, Herbst 1978, S.169–185.
Näheres bei Young, a.a.O.
Handelsblatt 23./24.2.1979
Financial Tines 20.3.1979
Handelsblatt 23./24.3.1979.
Vgl. de Vries, a.a.O., S.338 ff.
Vgl.Taake, a.a.O.,S. 147, 151.
IMF Survey 19.3.1979.
Vgl.Gehrmann, a.a.O.,S. 204
Vgl. A. Fishlow, Debt Remains a Problem, in: Foreign Policy Nr. 30, Frühjahr 1978,S.133–143.
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Kreile, M. (1980). Der Internationale Währungsfonds als Krisenmanager — zur Politik und Ökonomie von Stand-By-Krediten. In: Ellwein, T. (eds) Politikfeld-Analysen 1979. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86100-9_30
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