Zusammenfassung
In den Vereinigten Staaten, aber auch in Europa sind jene euphorisch klingenden Etiketten sattsam bekannt, die der Person und dem Amt des amerikanischen Präsidenten in der Presse und selbst in politikwissenschaftlichen Lehrbüchern angeheftet werden, um seine Machtfülle zu demonstrieren: “Mächtigster Mann der freien Welt”, ja der ganzen Welt, dessen Rechte “so weitreichend seien, daß er selbst den sowjetischen Parteichef und jedem anderen Diktator überlegen” sei. “Großer Motor der Demokratie”, des “amerikanischen Volkes Stimme”, die den Geist der Nation verkörpere, ein “großartiger Löwe, der weit umherstreifen kann, um gute Taten zu vollbringen”1.
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Anmerkungen
Vgl. Thomas E. Cronin, The State of the Presidency, Boston und Toronto 1975 S. 26 ff.
David McKay, American Politics and Society, London 1983, S. 173.
Vgl. Winfried Steffani, Opposition und Kooperation. Präsident und Kongreß in der Ära Reagan, In: Hartmut Wasser (Hrsg.), Die Ära Reagan, Eine erste Bilanz, Stuttgart 1988 S. 86 und für 1988 Vital Statistics on Congress, Washington D.C. 1990, S. 194. Um unsere Argumentation zuzuspitzen, wurden hier die vergleichsweise niedrigsten Werte genannt.
Vgl. Richard Neustadt, Presidential Power, New York 1978, S. XX.
Hierzu die Formulierung bei Steffani in: Hartmut Wasser (Hrsg.), a.a.O., S. 78 ff.
Der Senator eines großen Bundesstaates wie Kalifornien oder New York hat im Jahr etwa 50.000 solcher Einzelfälle zu bearbeiten bzw. bearbeiten zu lassen. Geraldine Ferraro hat als Mitglied des Repräsentantenhauses aus einem Wahlkreis in Brooklyn in den ersten beiden Wahlperioden, denen sie dem Haus angehörte, 13.000 Fälle durch ihre fünf dafür eingestellten Mitarbeiter behandeln lassen. Vgl. Peter Lösche, Amerika in Perspektive, Politik und Gesellschaft der Vereinigten Staaten, Darmstadt 1989, S. 192.
Dies gilt trotz einer gewissen Stärkung der Parteien in den letzten Jahren. Vgl. Peter Lösche, Zerfall und Wiederaufbau. Die amerikanischen Parteien in den achtziger Jahren. In: Hartmut Wasser (Hrsg.), a.a.O., S. 185 ff.
Den Vorsitz in den Ausschüssen bzw. Unterausschüssen übernimmt jeweils die Mehrheitspartei. Fast jeder Senator der Mehrheitspartei sitzt daher zwei Ausschüssen bzw. Unterausschüssen vor, jeder zweite Repräsentant der Mehrheitspartei ist Vorsitzender eines Ausschusses oder Unterausschusses.
Zur Verankerung der amerikanischen Parlamentarier in ihren Wahlkreisen vgl. Richard F. Fenno, Jr., Home Style; House Members in their Districts, Boston 1978.
Zur Reform des Kongresses in den 70er Jahren vgl. James L. Sundquist, The Decline and Resurgence of Congress, Washington D.C. 1981
Glenn R. Parker (Hrsg.), Studies of Congress, Washington D.C. 1985
Thomas E. Mann und Norman J. Ornstein (Hrsg.), The New Congress, Washington und London 1981
Burton D. Sheppard, Rethinking Congressional Reform. The Reform Roots of the Special Interest Congress, Cambridge, Mass. 1985.
In vergleichender Perspektive neuerdings Uwe Thaysen, Roger H. Davidson und Robert G. Livingston (Hrsg.), US-Kongreß und Deutscher Bundestag. Bestandsaufnahme und Vergleich, Opladen 1989.
Vgl. Richard Rose, Government against Sub-Governments: A European Perspective on Washington, In: ders. und Esra Suleiman (Hrsg.), Presidents and Prime Ministers, Washington D.C. 1980, S. 284 ff.
Thaysen, Davidson und Linvingston haben Recht, wenn sie im Vergleich zwischen Bundestag und Kongreß feststellen, daß es in den Ausschüssen des Kapitols größeren esprit de corps gibt. Nur gilt dieser eben für die ganze Politikarena, in die der Ausschuß oder Unterausschuß integriert ist, und er gilt auch für die entsprechenden Behörden der Exekutive und für die Interessengruppen sowie die Experten. Vgl. Thaysen, Davidson und Livingston a.a.O., S. 552.
Nicht das ganze Department gehört in die jeweiligen “eisernen Dreiecke”, sondern die einzelnen Abteilungen des Departments, da diese mit der Administration einzelner Programme beauftragt sind.
Vgl. Theodore J. Lowi, The End of Liberalism. The Second Republic of the United States, New York und London 1969. Die Untersuchung Lowis basiert z.T. auf der Arbeit von Grant McConnell, Private Power and American Democracy, New York 1966.
Die Untersuchung Lowis basiert z.T. auf der Arbeit von Grant McConnell, Private Power and American Democracy, New York 1966.
Auch in parlamentarischen Regierungssystem gibt es naturlich “subgovernments”, wie etwa die Diskussion um Neokorporatismus vor einigen Jahren zeigte. Dennoch besteht der entscheidende Unterschied zum präsidentiellen Regierungssystem der Vereinigten Staaten darin, daß die verschiedenen “subgovernments” in parlamentarischen Systemen durch das Kabinett miteinander verbunden sind oder doch politisch vom Kabinett aufgebrochen werden können.
Vgl. Hugh Heclo, Issue Networks and the Executive Establishment, in: Anthony Kling (Hrsg.), The New American Political System, Washington D.C. 1978, S. 87 ff.
Zu den drei Modellen präsidentieller Herrschaft vgl. George C. Edwards III und Stephen J. Wayne, Presidential Leadership. Politics and Policy Making, New York 1985
Arthur M. Schlesinger, The Imperial Presidency, New York 1976
Theodore J. Lowi, The Personal President. Power Invested. Promise Unfullfilled, Ithaca und London 1985.
So etwa Thaysen, Davidson und Livingston a.a.O. S. 527, 535, 537, die die momentane Beziehung zwischen Kongreß und Präsidentenamt auf den Begriff des “Congressional Government” bringen.
Zum Verhältnis von Kongreß und Präsidentenamt vgl. u.a. Nelson W. Polsby (Hrsg.), Congress and the Presidency, Englewood Cliffs, N.J. 1986
Louis Fisher, Constitutional Conflict between Congress and the President, Princeton, N.J. 1985
Anthony King (Hrsg.), Both Ends of the Avenue. The Presidency, the Executive Branch, and Congress in the 1980s, Washington 1983
George C. Edwards III. At the Margins. Presidential Leadership of Congress, New Haven und London 1989; Roger H. Davidson (Hrsg.), Congress and the Presidency: Invitation to Struggle, Beverley Hills 1988 (=The Annals of the American Academy of Political and Social Science 499).
Roger H. Davidson (Hrsg.), Congress and the Presidency: Invitation to Struggle, Beverley Hills 1988 (=The Annals of the American Academy of Political and Social Science 499).
Vgl. zum Beispiel Kenneth M. Duberstein und David C. Kozak, Notes to the Next Administration: Thoughts on Effective Congressional Relations and Legislative Liaison, in: James P. Pfeiffner und R. Gordon Hoxie (Hrsg.), The Presidency in Transition, New York 1989 (=Center for the Study of the Presidency, Proceedings VT) S. 347 ff.
Die hier genannten Kriterien werden im Vergleich der Präsidentschaft Reagans und der Carters und mit den ersten zwei Jahren der von Bush besonders deutlich.
Edwards These lautet: Präsidenten könnten “facilitators of change”, nicht aber “directors of change” sein. Vgl. George C. Edwards, At the Margins a.a.O., S. 221.
Sehr informativ hierzu James A. Thurber, The Consequences of Budget Reform for Congressional-Presidential Relations, in: Roger H. Davidson (Hrsg.), a.a.O., S. 101 ff.
So Thaysen, Davidson und Livingston (Hrsg.), a.a.O., S. 524.
Edwards hat — die Literatur zusammenfassend — gezeigt, daß die These von den zwei Präsidentschaften, nämlich der innenpolitischen, in der der Präsident immer wieder am Widerstand des Kongresses scheitert, und der außenpolitischen, in der das Weiße Haus das Parlament führt, empirisch nur für die Eisenhower-Administrationen haltbar, aber eben nicht generalisierbar ist. Vgl. George C. Edwards, a.a.O., S. 54 f., 67, 69.
Diese Überlegung ist weiter ausgeführt bei Richard Rose. The Postmodern President. The White House Meets the World, Chatham, N.J. 1988, S. 61 ff. Als schlagende Illustration für die These von Rose kann die Entwicklung in der persischen Golfregion seit dem August 1990 angesehen werden; Mit viel Geschick gelang es Präsident Bush, eine diplomatische und militärische Koalition gegen den Irak aufzubauen; zugleich wurde aber auch die relative Ohnmacht der USA im internationalen System deutlich.
Die Begriffe Segmentierung der amerikanischen Gesellschaft und Fragmentierung des politischen Systems sind ausgeführt und mit vielen Beispielen illustriert bei Peter Lösche, Amerika in Perspektive, a.a.O., passim.
Zu dieser Reformdiskussion vgl. Andreas Falke, Sind 200 Jahre genug? Zur Debatte um eine Reform der amerikanischen Verfassung, In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 30–31/87 vom 25.7.1987 und James L. Sundquist, Constitutional Reform und Effective Government, Washington D.C. 1986.
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Lösche, P. (1992). Herrschaft des Kongresses oder Herrschaft des Präsidenten?. In: Hartmann, J., Thaysen, U. (eds) Pluralismus und Parlamentarismus in Theorie und Praxis. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86097-2_10
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