Zusammenfassung
Zunächst wollen wir den Begriff Kunst in Kunstwollen als schöpferische Lebenseinstellung, Kunstschaffen als kreatives Tun und Kunstwerk als Produkt des kreativen Tuns differenzieren. Kunst darf nicht mit kunstvoll oder künstlerisch gleichgesetzt werden, da dies eher einem werturteilsgebundenen Vorverständnis vom Kunstschaffen entsprechen würde. Da ein normierter Ästhetikbegriff, an dem Kunst gemessen werden könnte, fragwürdig geworden ist, legen wir hier der Kunst die oben angeführte Definition zugrunde. Damit wird Kunst als Einstellung für alle Menschen ergreifbar, darüber hinaus auch machbar und erhält so einen neuen Funktionswert im gesellschaftlichen Beziehungsgefüge. Es stellt sich das Problem, ob Kunst sowohl ein erkenntniskritisches Mittel zur Analyse gesellschaftlicher Bewußtheit als auch ein erkenntnisförderndes Mittel zur Steuerung gesellschaftlichen Handelns sein kann. Eine Klärung dieses Problems suchen wir anhand von zwei Fragen herbeizuführen:
-
a)
Wie drückt sich gesellschaftliche Bewußtheit in der Kunst aus? Wir beziehen uns bei dieser Analyse auf das Kunstwerk.
-
b)
Wie kann gesellschaftliche Bewußtheit durch Kunst gelenkt werden? Bei diesen Überlegungen steht wieder die Funktion des Kunstwerks im Vordergrund, aufgegriffen wird auch der Funktionswert des Kunstschaffens.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
S. Kreitler, Symbolschöpfung und Symbolerfassung, S. 19, München etc. 1965.
F. Seifert, Bilder und Urbilder, S. 27, München etc. 1965.
Hans H. Hofstätter, Symbolismus, S. 30, Köln 1965.
C. G. Jung, Psychologische Betrachtungen, S. 51, Hrsg. J. Jacobi, Zürich 1945.
Ganz deutlich wird dieser Tatbestand in Kriegssituationen, bei Rassendiskriminierungen, allgemein bei massendemagogischem Handeln.
C. G. Jung, a.a.O., S. 554.
Das Oben und Unten ist nicht mit gesellschaftlicher Schichtung zu verwechseln, es bezeichnet die Schichtung der Psyche. Vgl. dazu Chr. Kellerer, Objet trouve und Surrealismus, S. 52 f., S. 42 f., S. 9, rde Nr. 289, Reinbek 1968.
F. Seifert, a. a. O., S. 27.
S. Read, Kunst und Gesellschaft, S. 99, Wien 1956.
Beim individuellen Kunstgenuß besteht ohnehin die Gefahr der geistigen Isolation des Betrachters. Ungeachtet dessen bleibt der Kunstgenuß für jedes Individuum eine Möglichkeit, seine einzigartige Psyche zu erbauen.
Literatur zur Manipulation durch Werbung:
Visuelle Kommunikation, Beiträge zur Bewußtseins-Industrie, Köln 1971.
Zeitschrift für Kunstpädagogik, Nr. 4 (1973), S. 221 ff.: Heil/Thomas, Verführungstechniken in der Werbung.
W. Heil, Werbung — Reklame im Kunstunterricht. Z. f. K. 5/72, S. 283 ff.
Heil/Thomas, Die Naturmythen der Reklame, Z. f. K. 6/72, S. 343 ff.
Heil/Thomas, Der Jugendkult in der Reklame, Z. f. K. 2/73, S. 96 ff.
Heil/Thomas, Dynamisierung der Werbung, S. 334 ff., in: Z. f. K. 6/73.
Roland Barthes, Mythen des Alltags, Frankfurt 1970.
Man denke z. B. an die Hippie- oder Jesus-People-Bewegung.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1975 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Kirn, E.M. (1975). Zur Bedeutung der Kunst für die planvolle Steuerung gesellschaftlichen Handelns. In: Schmidt, J.K.H.W. (eds) Planvolle Steuerung gesellschaftlichen Handelns. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86094-1_18
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86094-1_18
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11282-4
Online ISBN: 978-3-322-86094-1
eBook Packages: Springer Book Archive