Zusammenfassung
Wenn wir rekapitulieren, so lassen sich als wichtigste Ergebnisse festhalten:
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1.
Verzierung meint im 18. Jahrhundert die Säulenordnungen, sowie eine Reihe weiterer Gestaltungselemente aus den Gattungen Malerei und Skulptur. Die Säulenordnungen bilden das Reservoir der architektonischen Verzierungen. Die applizierende Funktion dieser Verzierungen wird zwar immer gesehen, bleibt zunächst jedoch durch ihre ikonographische Bedeutung überlagert.
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2.
Ordnung ist im 18. Jahrhundert jener allgemeine Begriff, der die formale Beschaffenheit eines Gebäudes regelt: Jede Schönheit kann nur eine ‚geordnete Schönheit‘sein. Die Einhaltung von Regeln ist unerläßlich. Deren wichtigste sind: Proportionen, Symmetrie, Mannigfaltigkeit, Zierlichkeit — im Sinne von: richtige Verwendung der Verzierungen — und Berücksichtigung des decorums. Im Wort Säulenordnungen erscheint auch der Inhalt des Begriffs: Die regelhafte Anwendung der Säulen garantiert die Ordnung der Gebäude, d.h. deren ‚richtige‘ Gestaltung bis ins Detail.
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3.
Bei der Begründung dieser ästhetischen Ordnung verweisen viele Theoretiker immer wieder auf architekturexterne Prinzipien: auf die Antike — d.h. auf Vorbilder in einer bestimmten Tradition —, auf die Natur — d.h. auf Vorbilder in der sichtbaren Außenwelt —, und auf die Mathematik — d.h. auf Vorbilder in den Regeln von den Zahlen und Formen. Während die Setzung von Leitbildern durch die Natur — abgesehen von Gestaltungsfragen bei Verzierungsdetails — strittig bleibt, wirkt die Antike am stärksten autoritätssetzend. Allerdings wird sie nach 1750 immer mehr der historisch-archäologischen Kritik unterworfen.
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Literatur
Weinlig 1782 ff., 3. Bd. S. 45
Anfangsgründe 1797, S. 269; s. auch oben S. 137 f., 98
S. oben S. 137
Wagner 1728, S. 15
Ebenda S. 123
Laugier 1756, S. 8; ähnlich Fünck 1747, S. 413; s. auch oben S. 136
S. unten S. 46 ff.
Algarotti 1769, S. 17
Weinlig 1782 ff., 2. Bd. S. 10
Ebenda S. 11 Auch in den Untersuchungen 1788, S. 61 ist von den willkührlichen Regeln, dergleichen die Alten bey ihren Tempeln beobachten die Rede; s. dazu Schütte 1979, S. 369 f. Anm. 10
Weinlig 1782 ff., 2. Bd. S. 11
Ebenda S. 11 f.
Ebenda S. 11
Ebenda S. 12
Weinlig versucht dies zunächst auch; s. unten S. 43
Kaufmann, E. 1933, S. 213 schreibt mit Recht: ‚Immerhin erkennt man an den Äußerungen von Schinkel, Hübsch, Semper, daß die Opposition gegen jegliche Nachahmung dauernd fortlebte, vor allem auch das typisch autonome Postulat der Materialechtheit.‘
Neue Bibliothek 21 (1778), S. 121
Weinbrenner 1809, S. 8; ähnlich ebenda S. 2, 3, 13 und ders. 1810 ff., 3. T. 1. Heft S. 1 f.; Schmidt 1790 ff., 1. T. S. 3; Genelli 1801 ff., 2. Heft S. 64
Z.B. bei L.C. Sturm 1708, S. 40:… alles Zerschneiden der Baukunst… ist vitiös, schmeckt nach einer irregulairen Gothischen Freyheit/und zeiget allezeit mehr eine Armuth als einen Vorrath von Erfindungen an… Weitere Nachweise bei Schütte 1979, S. 370 f. Anm. 19
L.C. Sturm schreibt bei Daviler 1747, 3. S. der Vorr.:… die Erfindung bestehet nicht in der Veränderung der Ordnungen, die die unumstößliche Kennzeichen einer geschickten Bau-Art sind, sondern in der Austheilung der Gebäude und in der Verzierung der vordem Wände, deren Veränderung genugsame Anleitung gibt, den Verstand zu üben…
Izzo 1773, S. 121; ähnlich Indau 1722, S. 3 und Voch 1780 ff., 1. T. S. 1
Schauff 1806, S. 52 f.
S. unten S. 88 und Schütte 1976, S. 371 Anm. 23
Laugier 1756, S. 91 Bezeichnend ist auch die Feststellung in der Vignola-Ausgabe von 1787, daß… sich inzwischen [!], sobald es auf Geschmack ankömmt, keine absolute Regel vorschreiben läst…; Vignola 1787, S. 27
Erdmannsdorf 1805, 1. S.
Goldmann 1696, S. 74
Böckler 1663, 5. S. der Vorr.
Z.B. Liebknecht 1724 ff., 2. Bd. S. 271; Anweisung 1752, 10. S. der Vorr., S. 82; Hederich 1756, S. 72; Vignola 1782, 2. S. des Vorher.; Sulzer 1792 ff., 1. T. S. 321; Bergmüller 1752, 2. S. schreibt, es sei nicht seine Absicht, in allen alten besondern Gesimsen und Leistenwerk jemand die Hände zu binden. Büsches 1800, S. 490 Bemerkung zu den Gliedern — Es ist zwar sehr viel willkührliches darin. Aber man geräht doch auf gewisse Regeln. — enthält noch die übliche Regel-Forderung.
Laugier 1768, S. 198
Wagener 1768, 1. T. S. 5 ist sich der Bedeutung dieses Wandels bewußt: Endlich wird auch ein mässiger Kenner zugestehen müssen, daß sich die Einrichtung, die Bauart, und der Geschmack bey Ausführung der Architectonischen Wercke, seit nicht gar langer Zeit, um ein merckliches geändert hat: Weßwegen die Säulen-Ordnungen der Alten, auch theils neuern Auctorum, ohne einige Änderung, heutiger Bau-Art gemäß, nicht wohl zu gebrauchen sind.
Genelli 1801 ff., 2. Heft S. 71
Anfangsgrü nde 1797, S. 257; s. auch unten S.
ff. Stieglitz 1792 ff., 1. Bd. S. 171 definiert darum: Die zufälligen Regeln, die nicht allemahl strenge beobachtet werden dürfen, beschäftigen sich mit den Dingen, ohne welche ein Gebäude zwar fehlerfrey, aber nicht zierlich seyn wird, sie betreffen nur den Schmuck und die Verzierung eines Gebäudes
Belidor 1757 f., 5. Bd. S. 41
Moritz 1793, S. 30
Vignola 1804, S. 4
Goethe 1789, S. 83
ebenda, S. 86 f. über Raphael: Am meisten im Sinne der Alten dünken mich die Arabesken in einem Zimmercher [!] der Villa, welche Raffael mit seiner Geliebten bewohnte… die halb leichtsinnigen, halb soliden Zieraten dieses Zimmerchens atmen Freude, Leben und Liebe.
Dieser Satz von Friedrich Schlegel stammt aus den Jahren 1799–1801; s. Polheim 1966, S. 124. Die Beziehung Groteske — Chaos wird auch schon von Lippert (1767) gesehen und — natürlich — negativ gewertet; s. unten S. 151 Sumowski 1970, S. 107 erwähnt K.Ch.Fr. Krauses Beurteilung von Runges Tageszeiten. Für ihn sind die Arabesken ein Welt, die in ein schönes Chaos zurückspielt.
S. unten S. 207, Anm. 129
Zum Einfluß auf Runge s. Polheim 1966, S. 27 f.
Zur allegorischen Arabeske s. Polheim 1966, S. 34 f.; Werner 1970, S. 152; Berefeld (o.J.), S. 224 ff.; ders. 1972; Träger 1975, S. 114 ff. außerdem: Böttiger 1803; Anteros 1804; Semler 1806; Böttiger 1834; Böttiger 1834a; Kugler 1834; Kugler 1834a
Bartels 1792, S. 718 f.; ähnliche Zitate bei Schütte 1979, S. 373 Anm. 42
Goethe, 1978, S. 242 ff.
Ders. 1773, S. 31, 37
Ders. 1789, S. 83
… man erzeigt ihm viel zu viel Ehre, wenn man ihm nur einen Funken Einbildungskraft zuschreibt; Goethe 1978, S. 243 Goethe spricht auch von Elementen dieser Unschöpfung; s. ebenda S. 247.
Goethe ebenda: Unsinn, Tollheit, Wahnsinn, dieses Tollhaus Bartels 1792, S. 718 schreibt von dem pallagonischen Prinzen: dieser selbst einem Monstro änelnde, alte, dürre, zusammengetrocknete Mensch, der nur ins Leben zurückgerufen werden kann, wenn man ihm mit Ideen von neuen Ungeheuern unterhält!
Goethe 1978, S. 245
Milizia 1784 ff., 1. Bd. S. 98 f. Auch Le Roi 1763 f., 1. T. S. 2 nennt zwei Abwege. Der eine bestehe darin, daß man keine Regeln akzeptiert — was nur zum Eigensinn führte -, der andere darin, daß man eine gar zu große Menge Regeln annehme — wodurch allerdings die Einbildungskraft zu sehr einschränke.
S. unten S. 150 f. Riedel 1797a, S. 56 formuliert für die Architekturtheorie grundsätzlich: Ein vollständiges Lehrgebäude über Schönheit, wissenschaftlich, jedoch frey entwickelt, und auf jeden in der Baukunst vorkommenden Fall anwendbar gemacht, ist (…) noch zu wünschen.
Ghisler 1970 und auch Oesterle 1984
Neue Bibliothek 51 (1793), S. 218
Moritz 1793, S. 28
Ghisler 1970, S. 54 Früher wird die Autonomie der Verzierung rigoros abgelehnt; so bei Hagedorn 1762, 1. T. S. 468: Ein jeder Zierrath (…), der nur Zierrath heißt, ist zu viel.
S. Goethe 1788, 1795
Moritz 1793, S. 18
Aus dem Vorwort geht deutlich hervor, daß mit Ornamente jene der Architektur gemeint sind.
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Schütte, U. (1986). Ordnung und Verzierung im 18. Jahrhundert. In: Ordnung und Verzierung. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86020-0_7
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Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag
Print ISBN: 978-3-528-08703-6
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