Zusammenfassung
Auf der Suche nach einer Erklärung für die Niederlage im Ersten Weltkrieg, die sie selbst möglichst wenig belastete, entwickelten führende Militärs eine Kriegstheorie, die der Zivilbevölkerung eine entscheidende Rolle im Kriegsgeschehen zuschrieb und diese deshalb auch mit für den Kriegsausgang verantwortlich machen konnte. Die zuerst in der ‚Dolchstoßlegende‘ politisch wirksam gewordene Lehre vom ‚totalen Krieg‘, die in den zwanziger und dreißiger Jahren immer weiter ausgebaut und verfeinert wurde, besagte, daß der Kampf mit den Waffen nur ein Element des ‚modernen‘ Krieges sei, neben dem der wirtschaftliche und geistige Kampf als gleichberechtigte, wenn nicht ausschlaggebende Faktoren ständen. Entsprechend sei ein künftiger Krieg, der weithin als eine Art Naturnotwendigkeit angesehen wurde, nicht nur militärisch und ökonomisch, sondern auch propagandistisch vorzubereiten. Diese die wirtschaftliche und technische Entwicklung wie die Kriegserfahrungen durchaus reflektierende und zum Teil auch in anderen Staaten vertretene Kriegstheorie fand gerade in konservativen Kreisen der deutschen Bevölkerung so große Resonanz, nicht nur, weil sie die Militärs entlastete, sondern auch, weil sie sich als politische Waffe gegen die Träger der abgelehnten Weimarer Demokratie einsetzten ließ und darüber hinaus einen Weg wies, die durch den Versailler Vertrag erzwungene militärische Abrüstung durch ‚geistige‘ Aufrüstung zumindest partiell zu kompensieren.
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Sywottek, J. (1976). Zusammenfassung. In: Mobilmachung für den totalen Krieg. Studien zur modernen Geschichte, vol 18. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85966-2_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85966-2_12
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-05063-8
Online ISBN: 978-3-322-85966-2
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