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Part of the book series: Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften ((VG,volume 216))

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Zusammenfassung

Als in den Jahren 1973 und 1974 in der Volksrepublik China die Anti-Konfuzius-Kampagne ihrem Höhepunkt zusteuerte, schüttelte man gleichsam weltweit den Kopf über eine so seltsame Verquickung einer modernen Massenmobilisation mit „antiken“ Motiven: Aufrufe zu Selbstkritik und klassenkämpferischer Geschlossenheit gründeten sich mitunter auf höchst subtile Interpretationen aus einem über zweitausend Jahre alten Text, in ständig sich wiederholenden Schulungsversammlungen sahen sich Arbeiter und Bauern gehalten, über den Sinn einer knappen Sentenz des Konfuzius nachzusinnen, um etwa daraus zu lernen, wie man heute gegen Renegaten und Reaktionäre vorzugehen habe, die das Rad der Geschichte zurückdrehen wollen. Auf die chinesische Geschichte gewendet, wird aber ein Versuch der Überwindung jahrtausendealter Vergangenheitsorientierung, wie sie für die chinesische Tradition weithin kennzeichnend war, einsehbar, und es kann dann auch verständlich werden, warum man das von der Wurzel her zu bewältigen versucht. Es erweist sich jedenfalls auf eine den Westen (unter Einschluß seiner Sinologen) überraschende Weise die Dauerhaftigkeit der Wirkungen des Konfuzius — auch wenn diese im negativen Sinn gesehen werden — und die ungebrochene chinesische Geschichtsbewußtheit. Denn nicht nur werden Konfuzius und Konfuzianer als Ideologen des Ewiggestrigen verdammt, sondern in der Schule der sog. „Legalisten“ (oder „Legisten“) wird auch das positive Gegenbild der chinesischen Geistesgeschichte gezeichnet: dem Heute verpflichtet, auf wirtschaftlichen Fortschritt ausgerichtet, Gesetze für das Volk schaffend, wo die Konfuzianer nur der Aristokratie dienende Riten am Leben erhalten wollten. — Als dieser Beitrag konzipiert wurde, war von einer Anti-Konfuzius-Kampagne noch keine Rede. Da er nun für die Drucklegung fertiggestellt wird, ist sie auch schon nicht mehr akut. Dennoch muß darauf an geeigneter Stelle noch einmal Bezug genommen werden.

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© 1976 Westdeutscher Verlag GmbH Opladen

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Grimm, T. (1976). Meister Kung Zur Geschichte der Wirkungen des Konfuzius. In: Meister Kung Zur Geschichte der Wirkungen des Konfuzius. Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 216. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85942-6_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85942-6_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-07216-6

  • Online ISBN: 978-3-322-85942-6

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