Zusammenfassung
In der klassischen kinetischen Gastheorie, entwickelt von Clausius, Maxwell, Boltzmann und Gibbs, betrachten wir das System Σ, das wir zunächst physikalisch beschreiben wollen. Es sei Σ ein hochverdünntes Gas von N Molekülen, die in einem Kasten K vom Volumen V eingeschlossen sind. Die Temperatur sei so hoch und die Dichte sei so gering angenommen, daß jedes Molekül als ein klassisches Teilchen mit wohldefiniertem Ort und Impuls betrachtet werden kann. Weiterhin nehmen wir an, daß die Moleküle stets als unterscheidbar angesehen werden können. Wir treiben also klassische Physik. Die Wände des Kastens seien Flächen, die auf ein auftreffendes Gasmolekül nur so wirken, daß sie es elastisch reflektieren. Weiter nehmen wir an, daß das Gas so hoch verdünnt ist, daß die Moleküle in keiner Weise aufeinander wirken; außerdem sollen keine Kräfte von außen wirken. Wir machen noch die schwerwiegende Einschränkung, daß zwischen den Molekülen auch keine Stöße auftreten. Diese Einschränkung machen wir nur gezwungenermaßen. Es ist ja gerade ein Vorzug der klassischen Boltzmannschen Theorie, Stöße zu berücksichtigen; allerdings handelt es sich in dieser Theorie nur um Zweierstöße. Die Möglichkeit, daß drei oder mehr Moleküle gleichzeitig stoßen, wird vernachlässigt. Die Theorie führt dann zur berühmten Boltzmannschen Transportgleichung. Erst in letzter Zeit wurden von physikalischer Seite Dreier- und Viererstöße berücksichtigt und die Boltzmannsche Gleichung in dieser Hinsicht erweitert. Es stellte sich aber heraus, daß dann in der Gleichung divergente Terme auftreten (E. G. D. Cohen und I. R. Dorfmann). Aber auch die Boltzmannsche Theorie birgt große mathematische Schwierigkeiten in sich.
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Literatur
Zur Ergodentheori verweisen wir auf das Buch
V. I. Arnold und A. Avez, Problèmes ergodiques de la Mécanique Classique, Gauthier Villard.
Zu den Untersuchungen von Ja. G. Sinai vgl
Ja. G. Sinai, Uspeki mat. Nauk 25, Nr. 2 (152) 141–192 (1970), welche das ebene Billiard behandelt.
E. Hlawka, Symposia Mathematica IV (Istituto Nazionale di Alta Matematica (1970) 81–97, und
Sitzungsberichte der österr. Akademie der Wissenschaften 174 (1965) 287–307 und 178 (1969) 1–12.
M. Lipschutz-Yevick, Probability and Determinism, American Journal of Physics 25 (1957) 570–580, gibt noch weitere interessante Beispiele zu dem in dieser Arbeit vertretenen Gesichtspunkt.
(Auf diese Arbeit von Lipschutz-Yevick hat mich P. Turan aufmerksam gemacht.)
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© 1974 Westdeutscher Verlag GmbH Opladen
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Hlawka, E. (1974). Mathematische Modelle der kinetischen Gastheorie. In: Mathematische Modelle der kinetischen Gastheorie. Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol N 240. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85934-1_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85934-1_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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