Zusammenfassung
Funktionserweiterung und hierarchischer Aufstieg der Materialwirtschaft haben zu einem Umdenken bei der Erfolgsmessung für diesen Unternehmensbereich geführt. Das Vordringen entscheidungsvorbereitender und beratender Tätigkeiten sowie die Verlagerung von Entscheidungsprozessen in die Materialwirtschaft haben den Anteil der früher überwiegend rein exekutiven Tätigkeiten stark zurückgedrängt. Aber gerade auf letztere bezogen sich viele Kontrollmaßstäbe, die über die Messung der quantitativen Arbeitsergebnisse — wie bei exekutiven Arbeiten üblich — die Einkaufsleistung kontrollieren. Kennziffern wie
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Zahl der Bestellungen pro Einkäufer
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Zahl der getätigten Anfragen pro Bestellung
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Einkaufsvolumen pro Einkäufer
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Bestellkosten pro Bestellung haben ihre Bedeutung weitgehend verloren. Sie versagen bei der Beurteilung beratender, entscheidungsvorbereitender und entscheidender Tätigkeiten, geistiger Aktivitäten, die sich der Beurteilung durch Kennzahlen entziehen und sich letztlich nur am Ergebnis bzw. Erfolg würdigen lassen. Aber worin besteht der Einkaufserfolg, und wie ist er zahlenmäßig belegbar? Wie gewinnbringend und wettbewerbsstärkend werden die großen Ausgaben des materialwirtschaftlichen Bereichs eingesetzt? Hier versagen Kennzahlen, die auf rein quantitativer Basis aufgebaut sind. Es wurden in den letzten Jahren Beurteilungskriterien entwickelt, die Erfolgskontrolle indirekt über eine Kostenkontrolle oder direkt über eine Leistungskontrolle der Materialwirtschaft gewährleisten. Bevor im folgenden hierauf näher eingegangen werden soll, muß darauf hingewiesen werden, daß selbst bei befriedigender Lösung des sicheren Nachweises bestimmter Ergebnisse im materialwirtschaftlichen Bereich die Tatsache bestehen bleibt, daß diese Erfolge bzw. Mißerfolge in ganz erheblichem Maß von abteilungsexternen Faktoren beeinflußt werden. Zu diesen externen Faktoren gehört der Beschaffungsmarkt, der durch Konjunktur- und Marktstrukturbewegungen, Aufkommen neuer Problemlösungen und außerökonomischer Engpaßbzw. Überschußsituationen die Ergebnisse materialwirtschaftlicher Tätigkeit herabmindern bzw. überhöhen kann. Die gleichen Wirkungen können ferner von anderen Bereichen des eigenen Unternehmens ausgehen, wobei beispielhaft auf Eilanforderungen durch den Fertigungsbereich und das Drängen auf Gegengeschäfte von seiten des Absatzes hingewiesen sei. Endlich wird das materialwirtschaftliche Ergebnis ohne Zutun der dort Tätigen durch Maßnahmen der Beschaffungspolitik beeinflußt, etwa durch Festlegung bestimmter Vergleichsfaktoren und deren Gewichtung sowie eine bestimmte Markt- und Lieferantenpolitik. Diese abteilungsfremden Einflußgrößen müssen bei jeder Art der Kosten- und Leistungskontrolle berücksichtigt werden. Sie haben auch großen Einfluß auf die Auswahl der Prüfungsverfahren: Zeit-, Betriebs-, Soll-/Ist-Vergleich. Der Zeitvergleich scheidet wegen der temporären Schwankungen des Beschaffungsmarktes aus, der Betriebsvergleich wegen der Unvergleichbarkeit mehrerer Unternehmen infolge unterschiedlicher Einflüsse anderer Unternehmensbereiche auf die Materialwirtschaft, so daß heute überwiegend der Soll-/Ist-Vergleich angewandt wird.
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© 1990 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Arnolds, H., Heege, F., Tussing, W. (1990). Kontrolle der materialwirtschaftlichen Funktionserfüllung. In: Materialwirtschaft und Einkauf. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85914-3_15
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