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Minderheiten in fortgeschrittenen Industriegesellschaften

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Leben in der multikulturellen Gesellschaft
  • 28 Accesses

Zusammenfassung

Die Perspektive, unter der nun verfahren werden soll, ist deutlich. Es geht um Minderheiten, aber dies ganz bewußt innerhalb fortgeschrittener Industriegesellschaften — um hier einen Begriff des englischen Soziologen Anthony Giddens aufzugreifen. Genau besehen zielt die Argumentation auf die “Logik” solcher Gesellschaften, auf deren grundlegende Eigenschaften und — so ist die Vermutung — damit gleichzeitig auf die auch für Minderheiten konstitutiven Eigenschaften.

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Literatur

  1. Vgl. obiges Schema S.39.

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  2. Fortgeschrittene Industriegesellschaften lassen sich wohl, wie oben begründet, durch diese beiden grundlegenden Integrationsmuster kennzeichnen. Aber welche Prinzipien kommen jeweils zur Geltung? Darum muß es jetzt gehen.

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  3. Nicht der Weg zur modernen Rationalität, aber doch die Tatsache der Rationalität selbst ist heute wohl eher unbestritten. A.Bogner hat dies erst neuerdings wieder an einer vergleichenden Analyse von Max Weber, Norbert Elias und der Frankfurter Schule (Horkheimer, Adorno) zu zeigen vermocht. Es spricht von Rationalität im Sinn von Steigerung logischer Konsistenz, Adäquanz von Mitteln und Zweck, Prognosefähigkeit individueller und kollektiver, organisierter Handlungen. (A.Bogner: Zivilisation und Rationalisierung. Opladen 1989 S.189.)

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  4. In diesem Zusammenhang wäre an die Kritik von Herbert Marcuse an der “Irrationalität der technologischen Rationalität” oder an Max Horkheimers Kritik der “instrumentellen Vernunft” zu erinnern. Freilich wird hier der Rationalitätsbegriff ganz bewußt tiefer angesetzt und nicht gleich mit der technologischen Rationalität verbunden. wertrationalen Einstellung des Handelns, bei der das Handeln ganz betont bestimmten Wertsetzungen untergeordnet wird.

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  5. Man muß hier von einem ‘Projekt“ sprechen, weil - womit ich mich Max Weber anschließe - Rationalität ein idealtypischer Begriff ist, der nicht einen Zustand, sondern eine Perspektive darstellt, der man z.B. im Alltag tendenziell folgt - ohne sie freilich ständig einzulösen, ja ohne sie einlösen zu können. Im Gegenteil, man ist im Alltag in der Regel eher damit beschäftigt, Handlungen zu rationalen Handlungen zu erklären, als zweckrational zu handeln. (Vgl. B.E.Lehmann: Rationalilät im Alltag?. Münster 1988 5.157ff.)

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  6. Die sich heute in bestimmten Bereichen der Gesellschaft abzeichnende rassistische Umgangs-weise mit Minderheiten ist zweifellos keine wertrationale Umgangsweise, aber sie kaschiert sich gerne so. Man schiebt, schon um den blanken Rassismus zu verdecken, rationalisierende Argumente nach, wenn auf die Knappheit des Bodens, auf Gefahren durch Überfremdung, auf die Unterminierung der Grundlagen einer (zu dieser Zeit zukünftig erwarteten) deutschen Einigung usw. verwiesen wird. Besonders deutlich wird das an der modernisierten Fassung des am 27.11.1989 vorgelegten neuen Parteiprogramms der Republikaner.

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  7. Vgl. N.Luhmann: Soziale Systeme. Grundrisse einer allgemeinen Theorie. Frankfurt 1984 S.15ff.

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  8. Jürgen Habermas formuliert hier den Begriff einer Kolonialisierung der Lebenswelt, was dann gilt, wenn die Rationalisierung der Gesellschaft eindimensional gerät und dementsprechend die Ausbreitung einer solchen Rationalität innerhalb der Lebenswelt repressive Züge annimmt.

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  9. Genau an dieser Stelle klinkt Habermas den Diskurs ein, genauer den praktischen Diskurs (J.Habermas: Moralbewußtsein und kommunikatives Handeln. Frankfurt 1983,113 f.).

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  10. Ich gehe damit - Max Webers Vorstellung vom Idealtyp konsequent durchbuchstabierend - über ihn hinaus. Dies hat seinen Grund in der hier verfolgten ethnomethodologischen Orientierung,nach der Rationalität immer nur etwas ist, was man im Blick auf die Umwelt herstellen möchte. Sie ist keine Eigenschaft irgendeiner sozialen Wirklichkeit. (Vgl. Lehmann: Rationalität. a.a.O. S.174 f.)

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  11. Es ist schon ernüchternd, aber auch faszinierend, wie offen die Medien zu dem Warencharakter ihrer Produktion stehen. Sie sprechen von Einschaltquoten, Auflagen, dem Unterhaltungswert und dem Nachrichtenwert “schlechter Nachrichten”. Der Sprecher einer regionalen Zeitung (der Badischen Neuesten Nachrichten) erklärt auf einer Podiumsdiskussion ganz offen, daB es ihm nur um die Auflage gehe. Die politische Richtung werde vom Verleger vorgegeben - und sei ihm gleichgültig (am 18. 4. 1989 in Linkenheim).

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  12. Die formale Rationalität hat dort ihre Grenze, wo es um grundsätzliche Fragen, die Klärung der Bedingungen der Möglichkeit, oder in der Sprache von Alfred Schütz - wobei ich hier interpretativ über dessen Anliegen in der Auseinandersetzung mit Max Weber hinausgehe - um “Weil-Motive”, um Wertentscheidungen usw. geht. (Vgl. A. Schütz. Der sinnhafte Aufbau der sozialenWelt. Frankfurt 1974 S.122ff.)

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  13. J.Habermas: Der philosophische Diskurs der Moderne. Frankfurt 1985 S. 373.

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  14. Im Gegenteil wird man wohl eher an eine Argumentation denken müssen, die sich auf verallgemeinerbare Interessen stützt. Das bessere Argument hat sehr viel z. B. mit Menschenrechten zu tun, also mit Verweisen auf Universalannahmen und damit mit einer allgemeinen Vemunftorientierung (vgl. Bukow, Ilaryora: Mitbürger. a.a.O. Teil 1.3 und 1. 4 ).

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  15. Die Ethnomethodologen sprechen von einer “multiplen Realität”.

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  16. Es gehört offenbar zur Dialektik der Entwicklung des soziokulturellen Feldes, auf der einen Seite eine “Massengesellschaft” zu erzeugen, womit in der Regel die soziokulturelle Vereinheitlichung der Bevölkerung gemeint ist, auf der anderen Seite aber auch die “Bricolage” neuer Einstellungen zu ermöglichen. Jedenfalls ist genau das das Ergebnis der Untersuchung jugendlicher Subkulturen, wie sie Vertreter des CCCS vorgelegt haben. Vgl. dazu Th.Ziehe: Die unablässige Suche nach Nähe und Gewißheit. In: Ästhetik und Kommunikation. 70/71 1989 S.19ff.

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  17. Während Nildas Luhmann folgert, das Subjekt würde angesichts der Ausdifferenzierung der Gesellschaft auf sich selbst zurückgeworfen, wird hier bloß betont, daß gat Subjekte gemeinsam entsprechende Orientierungen, Selbstidentifikation u.a.m. entwerfen müssen. Im SozialisationsprozeB werden alle miteinander sozial vernetzten Individuen angesichts dieser Moderne gleich. (Vgl.N.Luhmann: Gesellschaftsstruktur und Semantik Bd.3. Frankfurt 1989 S.246f.).

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  18. Dies ist ein in der soziologischen Diskussion sicherlich etwas ungewöhnlicher Begriff. Ich spreche aber ganz bewußt nicht in Anlehnung an Alfred Schütz vom “Prinzip der Reziprozität der Perspektiven” oder im Anschluß an George Herbert Mead von den “Bedingungen der Konstitution des Self” oder wie Jean Piaget vom “Assimilations-und Akkomodationszirkel”, sondern nehme auf eine Begrifflichkeit bezug, die einen gesellschaftsgeschichtlichen Hintergrund besitzt, der als solcher eben bei den eben genannten Autoren auch den Anstoß gegeben haben mag, aber dort weiter verarbeitet wurde.

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  19. M.Zuleeg: Die Vereinbarkeit des Kommunlawahlrechts für Ausländer mit dem deutschen Verfassungsrecht. In: Ders. (Hg.): Ausländerrecht und Ausländerpolitik in Europa. Baden-Baden 1987 S.133ff. hier 5. 154f.

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  20. D.Oberndörfer: Freizügigkeit als Chance für Europa: Europa als neuer Nationalstaat oder als offene Republik. In: Beauftragte der Bundesregierung für die Integration der ausländischen Arbeitnehmer und ihrer Familienangehörigen (Hg.): Bericht ‘89. Bonn 1989 (o.J.) S.227ff.

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  21. H.U.Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. I. München 1987 S. 237.

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  22. Ich möchte damit die Schattenseiten dieser Gesellschaftsutopie andeuten. Das republikanische Prinzip tritt keinesweg rein hervor, sondern wird weitgehend machtpolitisch gebrochen eingesetzt.

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  23. Das republikanische Prinzip dient dazu, die Position der eigenen Klasse im Verteilungskampf zu stärken. (Vgl. Wehler: Gesellschaftsgeschichte. a.a.O. S.238f.)

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  24. Vgl. Wehler: Gesellschaftsgeschichte a.a.O. S.506ff. sowie H.Zilleßen: Volk - Nation - Vaterland. In: Ders. (Hg.): Volk - Nation - Vaterland. Der deutsche Protestantismus und der Nationalsozialismus. Gütersloh 1970 S.13ff. hier S. 38f. In der folgenden Argumentation werden republikanische Konzepte und Nationalstaatsmodelle als konkurrierende Muster diskutiert. Dagegen betonen manche, z.B. Lutz Hoffmann, die Gleichursprünglichkeit von Nationalismus und republikanischen Ideen. Sie kommen deshalb letztendlich auch zu einer anderen Einschätzung des Nationalismus, sehen in ihm mitunter auch eine befreiende Kraft (etwa im Blick auf die Bedeutung des Nationalismus heute in verschiedenen Ländern der Dritten Welt). Ich halte diese Sichtweise für problematisch und für historisch betrachtet zu kurz gefaßt. (Vgl.L.Hoffmann: Das Wiederaufleben der deutschen Nationalstaatsdoktrin. In: Die Brücke Nr.47 1989/1 S.12ff.). Sie ist wohl auch von Erfahrungen mit regionalen Gruppen geprägt (J.Blaschke: Der Regionalismus in Westeuropa als Problem ethnischpolitischer Mobilisierung. In: P.Waldmann, G.Elwert : Ethnizität im Wandel. Saarbrücken 1989 S.237ff.)

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  25. H.D.Kahl: Einige Beobachtungen zum Sprachgebrauch von natio im mittelalterlichen Latein. In: H.Beumann und W.Schröder (Hg.): Aspekte der Nationenbildung im Mittelalter. Sigmaringen 1978 S.75ff. hier S.100. Ferner Zilleßen: Volk. a.a.O. S. 36f.

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  26. Speziell für den deutschen Sprachraum ist entscheidend, daß der Nationbegriff vom Volks-begriff her entwickelt wird. (Vgl. B.Zientara: Populus - Gens - Natio. In: O.Dann (Hg.): Nationalismus in vorindustrieller Zeit. München 1986 S.11ff.

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  27. L.Poliakow: Geschichte des Antisemitismus. Worms 1987 S.116ff.

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  28. Dies ist formal eine Alternative. Inhaltlich sind hier jedoch keine alternativen Modelle zur Disposition gestellt, sondern das nationale Modell soll das republikanische unterlaufen. Der republikanische “Universalismus” soll inkommensurabel werden. Es ist das gleiche Phänomen, das dann bei der fiktiven Behauptung einer homogenen Gesellschaft auftritt. Auch hier dient die Homogenität nicht als Alternative zu einer wie auch immer gestalteten Multiplizität, sondern es geht um das Ausklammern von Differenzierung (In der Sprache Bergflehts unter Rekurs auf Bataille: “um Ausscheidung von Aneignung” - G.Bergfleth: Theorie der Verschwendung. München 1985 S. 23 ).

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  29. D.Oberndörfer: Die Bundesrepublik Deutschland, Europa und die Dritte Welt. In: M.Hättich (Hg.): Zum Staatsverständnis der Gegenwart. München 1987 S.221ff. hier S.223.

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  30. Ebd. S.509f.

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  31. So Hagen Schulze (Ders.: Gibt es überhaupt eine deutsche Geschichte? Berlin 1989 S.28). Er bezeichnet das als die eigentliche Konstante deutscher Identität.

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  32. Vgl. W.Tilgner: Volk, Nation und Vaterland im protestantischen Denken zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. In: ZilleBen: Volk. a.a.O. S.135ff. hier S.138ff.

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  33. J.Habermas: Eine Art Schadensabwicklung. Frankfurt 1987 S.166. Die Behauptung eines homogenen Staates ist von Beginn an eine Fiktion, was oben im Teil 1.2 bereits deutlich gemacht wurde. Dies muB betont werden, weil Mitteleuropa eben nicht erst heute eine multikulturelle Gesellschaft ist. Dementsprechend stellt sich überhaupt nicht die Frage, ob man eine multikulturelle Gesellschaft will oder nicht, weil diese Frage unhistorisch ist. Man kann nicht fordern, die Gesellschaft müsse sich auf eine “gar nicht mehr rein deutsche Realität” einstellen. Man muß fordern, die noch nie rein deutsche Realität zu akzeptieren (dagegen: Hoffmann: Wiederaufleben. a.a.O. S. 13 ).

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  34. G.Lojewski: Vorwort. In: Ders. (Hg.): Forum Berlin. Integration der Kinder ausländischer Arbeitnehmer? Köln 1982 S.7ff.

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  35. K.Goebel: Politisierung und Industrialisierung. In: K.Goebel, M.Wichelhaus (Hg.): Aufstand der Bürger. Wuppertal 1974 3.Aufl. S. 225ff.

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  36. Es dauert mit der Demokratisierung des Wahlsystems beispielsweise bis 1918. Erst zu diesem Zeitpunkt wird das Dreiklassenwahlsystem generell aufgehoben, sind Frauen wie Männer politisch gleichgestellt. (Vgl. Goebel: Politisierung. a.a.O. S.229.)

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  37. L.Hoffmann: Beiräte, Wahlrecht, Bürgerrecht. Frankfurt 1986 S. 75.

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  38. M.Heidegger: Sein und Zeit. Tübingen 1972 S.114–130 u. 167–180.

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  39. Ebd. S. 167–180. Dazu vgl. A.Schwann: Zeitkritik und Politik in Heideggers Spätphilosophie. In: A.Gethmann-Seitert, D.Pöggeler (Hg.): Heidegger und die praktische Philosophie, Frankfurt 1988 S.93ff.

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  40. M.Heidegger: Die Selbstbehauptung der deutschen Universität. Frankfurt 1983 S.15ff.

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  41. Vgl. H.Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biograhpie. Frankfurt 1988 S.268ff. sowie V.Farias: Heidegger et le nazisme. Lagrasse 1987 5.261ff.

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  42. Vgl. M.Heidegger: Beiträge zur Philosophie. Frankfurt 1989 S. 42.

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  43. Schwann: Zeitkritik. a.a.O. 5.100.ein. Spätestens an dieser Stelle sollte man auch die protestantische Theologie erneut einbeziehen. Auch sie reflekiert ja nicht nur abstrakte Ideen, sondern sich vollziehende oder doch vollziehen sollende soziale Konstruktionen.

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  44. Vgl. Zilleßen: Volk. a.a.O. S.158.

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  45. R.Thalmann, E.Feinermann: Die Kristallnacht. Frankfurt 1988 S.172f. Hier wird von “Ariern” im Konzentrationslager berichtet. Sie sollen offenbar so etwas wie re-arisiert, also wieder zu Volksgenossen gemacht werden.

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  46. Bukow, Llaryora: Mitbürger. a.a.O. S.75ff.

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  47. Vgl. H.Kreuzberg: Grundrecht auf Asyl. Köln, Berlin 1984 S. 5f.

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  48. Die folgend wiedergegebene Position (D.Obemdörfer: Bundesrepublik. a.a.O. S.236) ist freilich keineswegs unbestritten. Vgl. A.Schwann: Verfassungspatriotismus und nationale Frage. In: W.Weidenfeld (Hg.): Materialien zum Staats-und Nationalbewußtsein in der Bundesrepublik Deutschland. Bielefeld 1989 S.135ff. hier S.141f.

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  49. Oberndörfer: Bundesrepublik. a.a.O. S.226ff.

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  50. Sehr plastisch formuliert das der Staatsrechtler H.Meyer:“Die Forderung der Verfassung bedeute nur, daß die Staatsgewalt ‘nicht von Gott, einer Dynastie oder einer Partei’ ausgehe, sondern eben vom Volk” (zitiert nach Der Spiegel 9/10/1989 Nr.41 S.100).

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  51. Ich kann hier M.R. Lepsius nicht vorbehaltlos zustimmen, der von einer radikalen “Entlegitimierung des deutschen Nationalismus” nach 1945 spricht. Gerade angesichts der heutigen Situation ist das wohl kaum zu halten (Ders.: Das Erbe des Nationalsozialismus und die politische Kultur der Nachfolgestaaten des “Großdeutschen Reiches”. In: M.Haller, H.J.Hoffmann-Nowotny, W.Zapf : Kultur und Gesellschaft. Frankfurt 1989 S.247ff. hier ibs S.255.) M.Zuleeg: Der unvollkommene Nationalstaat als Einwanderungsland. In: Zeitschrift für Rechtspolitik 20/1987/6 S.188ff.

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  52. Obemdörfer: Freizügigkeit a.a.O. 5.231 - vgl. J.Habermas: Eine Art Schadensabwicklung. Frankfurt 1987 S.173. Habermas spricht ausdrücklich von “Verfassungspatriotismus” und möchte damit an westliche Verfassungstraditionen anknüpfen.“Die abstrakte Idee der Verallgemeinerung von Demokratie und Menschenrechten bildet statt dessen (statt der nationalen Identität - W.D.B.) das harte Material, an dem sich nun die Strahlen der nationalen Überlieferung brechen - der Sprache, der Literatur und der Geschichte der eigenen Nation.” (Ebd. S.174)

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  53. In letzter Zeit hat sich in diesem Zusammenhang eine spannende Diskussion entwickelt. Und auch derjenige, der diesen Begriff des Verfassungspatriotismus ursprünglich geprägt hat, meldet sich wieder zu Wort (D.Sternberger: Verfassungspatriotismus. Frankfurt 1990 ibs. S.17ff.). Dolf Sternberg selbst meinte damit bloß eine Besinnung auf die “freiheitlich demokratische Grundordnung” z.B. angesichts einer “basisdemokratischen” Interpretation des Grundgesetzes.

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  54. Schwann: Verfassungspatriotismus. a.a.O. S.143.

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  55. Im Art. 1 heißt es:“Deutscher im Sinne dieses Grundgesetzes ist vorbehaltlich anderweitiger gesetzlicher Regelung, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder als Flüchtling oder Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit oder als dessen Ehegatte oder Abkömmling in dem Gebiet des Deutschen Reiches nach dem Stand des 31.12.1937 Aufnahme gefunden hat.”

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  56. Der Volksbegriff wird mehr und mehr “völkisch” untergraben. Dieser Eindruck entsteht z.B. auch bei den Verhandlungen des Bundesverfassungsgerichtes anläßlich des Prozesses über das Ausländerwahlrecht am 26.u.27.Juni 1990 (FAZ 28/6/1990 “Was ist das Volk?”).

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  57. L.Niethammer: Entnazifizierung. Nachfragen eines Historikers. In: H.Funke: Von der Gnade der geschenkten Nation. Berlin 1988 S.115ff. In der Einschätzung der Ineffizienz dieser Maßnahme herrscht weithin Übereinstimmung. Vgl. dazu ferner: R.Stöß: Die extreme Rechte in der Bundesrepublik. Opladen 1989 S.53ff.

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  58. A.Klönne: Zurück zur Nation? Kontroversen zu deutschen Fragen. Köln 1984 S. 148f.

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  59. J.Habermas: Moralbewußtsein und kommunikatives Handeln. Frankfurt 1983 hier ibs. S.11Off. - vgl. C.Offe: Fesseln und Bremse. In: A.Honneth u.a. (Hg.): Zwischenbetrachtungen. Im Prozeß der Aufklärung. Frankfurt 1989 S.739ff. hier S.755f.

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  60. Vgl. z.B. G.Auernheimer in: Das Argument 31/1989/1 Nr.173 S.157ff.

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  61. In diese Richtung weist z. B. die Äußerung des Kultusministers von Baden-Württemberg in der Landtagssitzung vom 1.12.1988, die islamische Religion sei mit der Verfassung der Bundesrepublik nicht vereinbar, weil sie z.B. der Frau eine der Verfassung widersprechende Stellung zuweise.

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  62. So vertritt der Herausgeber der “Brücke”, Necati Mert, mehr und mehr die These, die Minderheiten müßten ihre nationale Identität bewahren, entfalten und zu einem konstitutiven Merkmal ihrer Existenz in der Bundesrepublik machen. Er denkt dabei beispielhaft an die kurdische Minderheit in der BRD und bezieht sich letztlich auf die Erfahrungen der Kurden in der Türkei. Hier wird schlagartig sichtbar, was es bedeutet, wenn der Nationalismus - auf welcher Seite auch immer - zum Grundmuster wird.

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  63. Oben wurde ganz knapp auf die für Industriegesellschaften typische “kulturelle Verschwendung hingewiesen”. Auch hier kann man sicherlich eine allgemeinere Tendenz erkennen, die blaß heute besonders zum Zuge kommt und ökonomisch überzeichnet. Georges Bataille zeigt das am Phänomen des Potlatsch (Vgl. Bergfleth: Theorie. a.a.O. S.12f.).

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  64. Vgl. Habermas: Schadensabwicklung. a.a.O. S.166.

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  65. Vgl. TAZ 6/9/1989 und dort der Bericht über “Hessische CDU unter brauner Flagge”

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  66. O.Negt u.A. Kluge machen in ihrer Arbeit (Dies.: Geschichte und Eigensinn. Frankfurt 1982) darauf aufmerksam, wie das Freund-Feind-Schema allmählich in die Gesellschaft hinein verlagert wird.

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  67. Vgl. unten 3.1 sowie 5.1.

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  68. Vgl. Bukow, Llaryora: Mitbürger. a.a.O. Teil 2. 3.

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  69. Besonders aussagekräftig für den Aspekt der Identifikation ist hier die repräsentative Untersuchung des Wählerverhaltens anläßlich der Wahlen in Berlin vom 29.1. 1989. Dabei zeigt sich nämlich, daß die Wählergruppe, die die betont ausländerfeindliche Partei der Republikaner unterstützt, sich aus solchen Menschen rekrutiert, die sich besonders stark mit den Leitwerten der Gesellschaft identifiziert, ohne gleichzeitig die Chance zu haben, von dieser auch zu profitieren. Nach der Wahlanalyse handelt es sich vorwiegend uni Männer (mit der Vorgabe der Beruf sorientierung), die in “modernen” Wohnsilos leben (mit der Vorgabe eines “schönen Wohnens”), häufig zwischen 18 und 24 bzw 45 und 60 Jahren sind (Ein-und Aufstiegsphase) und oft keine angemessene Arbeit finden bzw. arbeitslos sind. Diese Bevölkerungsgruppe sieht sich ganz massiv in einen Verteilungskampf gestellt und identifiziert sich gleichzeitig mit denjenigen, die die Verteilung schon zu ihren Gunsten entschieden haben. Sie reagieren also immanent.

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  70. Diese Parole findet sich auf übermalten Plakatwänden insbesondere der Universitätsstädte Tübingen und Köln - angesichts von in der Volkszählung von 1987 festgestellten über vierhundert-fünfzigtausend freien Wohnungen.

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Bukow, WD. (1993). Minderheiten in fortgeschrittenen Industriegesellschaften. In: Leben in der multikulturellen Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85849-8_3

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