Zusammenfassung
Das Leben in einer multikulturellen Gesellschaft könnte angesichts der Eigenschaften fortgeschrittener Industriegesellschaften eine eher selbstverständliche und fraglos hingenommene Angelegenheit sein. Doch das Gegenteil ist der Fall. Das Leben in einer multikulturellen Gesellschaft wird nicht nur in Frage gestellt oder in Zweifel gezogen, sondern die Sachlage selbst wird geleugnet, ja verdrängt, tabuisiert, und entsprechende Erfahrungen werden blockiert2. Stattdessen geht man nach wie vor von der imaginären Vision einer in sich mehr oder weniger einheitlichen, geschlossenen und ethnisch reinen Gesellschaft, ja von einem Nationalstaat aus. Wenn man dann gleichwohl auf eine multikulturelle Realität trifft, nimmt man dies zum Anlaß, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um “Ordnung” herzustellen.3 Eine der ersten Maßnahmen ist, einen Diskurs über den “Ausländer” zu beginnen, um ihn zu “skandalisieren”4. Und schon dies wird dann für alle besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen, nämlich die ethnischen Minderheiten5, sehr schnell brisant.6
“Sobald die Nationalität zum höchsten Wert in einem Staat wird, wird der Mensch zu Bestie. Diesen Weg sind viele Völker gegangen. Das deutsche Volk ist ihn zum Beispiel bis zum Ende gegangen. ”1
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Literatur
M.Brumlik: Was heißt Integration? In: A.Bayaz, M.Damolin, H.Ernst (Hg.): Integration: Anpasssung an die Deutschen. Weinheim 1984 S.75ff.
U.Beck: Gegengifte. Die organisierte Unverantwortlichkeit. Frankfurt 1988 z.B. S.103ff. Seine Argumentation gilt nicht nur gegenüber der Um-, sondern auch der Mitwelt.
H.Dubiel: Das Gespenst des Populismus. In: Ders. (Hg.): Populismus und Aufklärung. Frankfurt 1986 S.33ff.
Vgl. U.Rödel, G.Frankenberg, H.Dubiel: Die demokratische Frage. Frankfurt 1989 Teil VI.
Vgl. H.P.Duerr: Grenzen des Fortschritts. In: FAZ 4/411989 S.B2.
Hier verweise ich auf K.-O.Apel: Die Konflikte unserer Zeit und das Erfordernis einer ethisch-politischen Grundorientierung. In: Ders.u.a. (Hg.): Praktische Philosophie/Ethik Bd.1 Frankfurt 1980 S.267 ff., hier S.292.
Vgl. z.B. die Bemerkungen von L.Hoffmann: Wie ausländerfeindlich sind die Deutschen. Ergebnisse einer Allensbachuntersuchung. Bielefeld 1986; oder die sehr sorgfältige Arbeit von A.Treibel: Engagement und Distanzierung in der westdeutschen Ausländerforschung. Stuttgart 1988. Gerade Anette Treibel kann zeigen, wie unmittelbar die politische Stimmung in den wissenschaftliche Arbeiten zur Ausländerproblematik “durchschlägt”. Sie spricht von einem häufig “fragwürdigen ‘Angebot’” der Forschung (Ebd. S.76) und bezieht das besonders auch auf die Qualität der einschlägigen Beiträge.
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Bukow, WD. (1993). Zur Sache. In: Leben in der multikulturellen Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85849-8_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85849-8_1
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