Zusammenfassung
Die entscheidende Differenz, die Kleist von den matrilinear Sozialisierten trennt, ist das Fehlen visuellen Halluzinierens von Kindheitserinnerungen. Das Manko in seiner Kleinfamilienidentitätsinszenierung ist die Tatsache, daß auditive Halluzinationen bei Kleist keine visuellen auslösen. Ganz anders bei Kleists Dichterkollegen. Tiecks „Franz Sternbald“ sieht unter dem Anklang des Waldhorns eine Bilderwelt früher Kindheitserinnerungen und Wünsche auftauchen, die dem Halluzinierenden sein Begehren und das Verbot seiner Erfüllung bedeuten (1). Jean Pauls „Schulmeisterlein Maria Wutz“ weiß unterm Einschlafen von einer „tanzenden, taumelnden Phantasie“ zu berichten, und E.T.A. Hoffmanns „Ferdinand“ schließlich sieht die Sängerin seiner Sphärenmusik im Traumbild. Kleist hingegen lauscht nur einem Rauschen, ohne jemals nur von einer visuellen Halluzination berichten zu können (2). Aber gerade jene Bilder aus der Kindheit rücken in die Position einer unbewußten Übersetzung jener sphärenmusikalischen Klänge. Die wissenschaftliche Form dieser Hermeneutik wird Freuds „Traumdeutung“ sein.
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© 1986 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Haase, F. (1986). Übersetzungsschwierigkeiten. In: Kleists Nachrichtentechnik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85798-9_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85798-9_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11825-3
Online ISBN: 978-3-322-85798-9
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