Zusammenfassung
Da sich das Sein nicht selbst erklären kann, liegt der Maßstab für die Erkennbarkeit des Seins beim Bewußtsein. Auf diesen Maßstab kommt es wesentlich in der Streitfrage an, inwieweit „objektive“Geschichtsschreibung möglich ist oder ob alle Geschichtsauffassung der „subjektiven“Betrachtungsweise verfällt. Es stehen sich in dieser Streitfrage nicht nur zwei extrem gegensätzliche Auffassungen gegenüber, sondern zwischen beiden Extremen sucht sich — wohl oder übel — jede Richtung den ihr angemessen erscheinenden Platz aus. Das eine Extrem verneint jegliche Autonomie des Bewußtseins und sieht in ihm nur das Bewußtwerden des Lebensprozesses, und zwar als bloße Widerspiegelung des Seins. Der Gegensatz zwischen Bewußtsein und Sein fällt also in sich zusammen, und es bleibt übrig das gewußte Sein, dem das noch nicht bekannte Sein gegenübersteht; wobei die Transformation des noch Ungewuß-ten in Gewußtes vornehmlich als Zeitfrage angesehen wird. Das gewußte Sein lasse sich nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten analysieren und darstellen und das Erkannte sowohl zum Diener der praktischen Bewältigung des gewußten Seins wie auch zur fortschreitenden Einverleibung des noch unbekannten Seins machen. Diesem Extrem steht ein anderes gegenüber, das ausschließlich die Autonomie des Bewußtseins gelten läßt, da alles das, was vom Sein erkannt werden könne, sich ausschließlich als Produkt des Bewußtseins entfalte.
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© 1987 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Hildebrandt, R. (1987). Einleitung. In: Kampf um Weltmacht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85782-8_1
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Print ISBN: 978-3-531-11800-0
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