Zusammenfassung
Empirische Sozialwissenschaft kann zum Zwecke interkultureller Vergleiche bzw. vergleichender Beschreibungen nur von Daten ausgehen — allerdings von solchen, die nach Fragestellung, Datenerhebung und -analyse vergleichbar und für die zwei oder mehreren zu vergleichenden Systeme annähernd gleichermaßen zuverlässig sind. Das ist besonders problematisch, wenn es sich dabei nicht nur um Aggregatdaten offizieller Statistiken, sondern vor allem um Umfragedaten und Ergebnisse spezieller, anspruchsvoller soziologischer und sozialpsychologischer Untersuchungen (z. B. über Berufsfindungsverhalten) handelt. Dabei steht zunächst die gleichartige methodologische Bonität in Frage; die Aussagekraft mancher Untersuchungen in der DDR ist bis vor kurzem — am internationalen Standard gemessen — vielfach durch einen unübersehbaren Methodenrückstand beeinträchtigt. Ferner steht dem eine unterschiedliche Publikationsstrategie im Wege, die — im Falle der DDR — manche Untersuchungsergebnisse nicht oder nur sehr partiell und kaum rekonstruierbar veröffentlicht. Der „distanzierte Blick registrierender Objektivität“ (Rüdiger Thomas) 1 muß sich deshalb notgedrungen auf akzeptable und transparent publizierte Studien beschränken, zu denen in der Bundesrepublik vergleichbare Materialien vorliegen. Dies ist eines der Auswahlprinzipien für die in den übrigen Beiträgen dieses Heftes folgenden Darstellungen. Dabei bleibt man mehr oder weniger auf der ersten Stufe der von Stein Rokkan 2 formulierten Vergleichsprozeduren stehen: Themenbezogene Materialien aus unabhängigen Recherchen der verschiedenen Systeme heranziehen und vorsichtig vergleichen und analysieren.
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Jaide, W., Hille, B. (1977). Über Probleme und Möglichkeiten interkultureller Vergleiche bei Jugendlichen in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. In: Jaide, W., Hille, B. (eds) Jugend im doppelten Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85776-7_1
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