Psychobiographie

Zusammenfassung

Begriff. — Die Psychobiographie (P) untersucht den Einfluß der Lebensgeschichte eines Menschen auf seine Persönlichkeit und seine Verhaltensweisen. Die lebensgeschichtliche Erklärung menschlichen Verhaltens bedarf theoretischer Annahmen über Persönlichkeitsentwicklung und Erlebensverarbeitung. Allgemein läßt P sich somit kennzeichnen als Lebensbeschreibung auf der Grundlage einer expliziten Persönlichkeitstheorie (Glad 1973, 296). Die theoretische Orientierung von Pn ist im allgemeinen psychoanalytisch. Diese Grundorientierung umfaßt heute ein breites Spektrum möglicher Ansätze. Man untersucht z.B., wie innere Konflikte oder unterdrückte Bedürfnisse sich auswirken auf politisches Handeln. Man geht der Frage nach, welche Grundmuster zwischenmenschlichen Verhaltens jemand seit frühester Kindheit erlebt und unwissentlich gelernt hat und wie diese dann sein späteres Verhalten bestimmen. In letzter Zeit erkannte man die Bedeutung von Selbstbild und Selbstwertgefühl mit ihren vielfältigen Auswirkungen; im politischen Bereich z.B. Größenvorstellungen, Uberwältigungsängste, Führer- und Feindbilder und die gefühlshafte Besetzung von Macht und Ohnmacht. Solche theoretischen Annahmen sollen keinen einzelnen Fall ganz erfassen; sondern sie dienen als orientierender Ausgangspunkt und werden durch das Fallmaterial verfeinert oder entkräftet.