Zusammenfassung
Anscheinend ist in der Sozialpsychologie wie in der PPs die Furcht des Forschers weitverbreitet, er könnte in der akademischen Welt vornehmlich über sein Forschungsobjekt identifiziert werden. Denn kaum anders dürfte erklärbar sein, warum vergleichsweise nur wenig an Theoriebildung und empirischer Forschung über ein soziales →Vorurteil vorliegt, das offenbar, universell verbreitet, als wesentlicher Verursacher unsagbaren menschlichen Leidens gilt. Gemeint ist der Ethnozentrismus (E). Schreckliche Ereignisse wie Genocid und Holocaust, Archipel Gulag, Apartheid und →Diskriminierung werden kausal dem E zugeschrieben. Hussiten, Hugenotten, Zigeuner, Kurden, Neger und Juden sind und waren einige der sozialen Gruppen, die zum Objekt und Opfer von E wurden. Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfurcht und Ausländerfeindlichkeit dürften einige der augenfälligsten Konkretionen sein. Auf den ersten Blick weniger deutlich, aber von Inhalt wie Struktur her sind sicherlich die gesellschaftlich weitverbreiteten Vorurteile gegen Homosexuelle, gegen Alte („Jugendzentrismus“), gegen Kriegsdienstverweigerer oder Behinderte ebenfalls ethnozentrisch. Und unter einem weitgefaßten E-Begriff wird man auch geschlechtsbezogene Einstellungen, wie Frauenhaß (Misogynie) oder Machismo subsumieren können. Gesellschaftliche und/oder militärische „Feindbilder“ schließlich lassen sich, zumindest partiell, als Instrumentalisierung von E begreifen.
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Literatur
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© 1983 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Lippert, E., Wakenhut, R. (1983). Ethnozentrismus. In: Lippert, E., Wakenhut, R. (eds) Handwörterbuch der Politischen Psychologie. Studienbücher zur Sozialwissenschaft, vol 46. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85710-1_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85710-1_11
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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