Zusammenfassung
Das Spezifische an der psychoanalytischen Jugendforschung ist die durch die psychoanalytische Methode angeleitete Untersuchung der unbewußten Dimension, in der sich „Jugend“ (die Zeit von der Geschlechtsreife bis zum Beginn des Erwachsenenalters) abspielt. „Unbewußt“ bedeutet hier all das, was dem Individuum — aus was für Gründen auch immer — nicht bewußt werden darf: 1. die Geschichte seiner Sexualität, also die Aufeinanderfolge der oralen, analen, phallischen und genitalen Phase samt den darin implizierten sozialen Beziehungsmustern; 2. die Summe all dessen, was im Verlauf der individuellen Entwicklung persönlicher Konflikte wegen unbewußt gemacht werden mußte, seien es Traumata, Lustgewinne und -fìxierungen, Wünsche oder Versagungen: und 3. die gesellschaftlich produzierte Unbewußtheit, die sich aus der Verflochtenheit des Individuums mit Institutionen (Familie, Schule, Peergroups, Berufslehre, Militär, etc.) ergibt. Als psychoanalytische Jugendforschung im engeren Sinn bezeichne ich die mittels der psychoanalytischen Methode (vgl. A. Freud 1936, Eissler 1958, Morgenthaler 1978) gewonnenen Theorien über den Zusammenhang zwischen Jugend und Kultur; im weiteren Sinne zähle ich auch die Ansätze dazu, die mit Hilfe der psychoanalytischen Theorie (aber ohne ihre Methode) Materialien erarbeitet haben.
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Erdheim, M. (1988). Psychoanalytische Ansätze in der Jugendforschung. In: Krüger, HH. (eds) Handbuch der Jugendforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85702-6_3
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