Zusammenfassung
Das Dilemma ist bekannt: auf der einen Seite die große Bevölkerungsmehrheit, deren Dritte Welt-Bewußtsein erbärmlich ist — ein Gemisch aus Vorurteilen (die berühmten „goldenen Betten“), Desinteresse (was geht das mich an) und gelegentlicher Barmherzigkeit (Spenden für Katastrophenopfer und Hungernde). Durch die Massenmedien überhäuft mit Schreckensmeldungen aus der Dritten Welt rangieren diese Probleme dennoch ganz weit unten auf der Skala dessen, was Bevölkerungsmehrheiten Sorge macht oder sie beunruhigt. Sie spiegeln darin nur die Haltung von Regierung und Opposition, denen der Verlust von 1 Million Wählerstimmen mehr Schrecken bereitet als der Hungertod von 1 Million Menschen (E. Epplef).
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Literatur
Ausführliche Überlegungen zu dem Hintergrund dieser „Solidarisierung nach unten“ finden sich in: H.-J. Benedict, Internationalismus und Ökumene. Probleme praktizierter Solidarität, Stuttgart 1975, 66 ff.
Auf diese Schwäche der sozialistischen Propaganda machte besonders E. Bloch aufmerksam, s. das Interview mit ihm im Kursbuch Nr. 39.
Inzwischen ist eine zweite veränderte Auflage erschienen, zu beziehen beim BMZ Referat Öffentlichkeitsarbeit, Friedrich-Ebert-Allee 14, 53 Bonn.
Empirische Untersuchungen der Einstellungen zur Entwicklungspolitik in der Bevölkerungsmehrheit zeigen dies immer wieder, s. K. F. Schade, Dem Volk aufs Maul geschaut — Umfrageergebnisse und was sie enthüllen, in: der Überblick, H.2/1972, 18 ff.
Egon Bahr, Entwicklungspolitik ist rationale Politik — Zusammenarbeit im Interesse aller Beteiligten, BMZ-Broschüre, S. 8. Trotz der betont herausgestellten Kontinuität mit seinem Amtsvorgänger ist der Rückzug vom Versuch einer wirklich an den Bedürfnissen der Empfängerländer orientierten Politilc nicht zu übersehen; s. E. Eppler, Nach dem Rücktritt die Warnung, DIE ZEIT Nr. 29,12. 7. 74.
J. Galtung, Eine strukturelle Theorie des Imperialismus, in: D. Senghaas (Hrsg.), Imperialismus und strukturelle Gewalt, Frankfurt 1973, 39 f.
Zit. ebd., 36.
Eine erste Beschreibung entwicklungspolitischer Aktionen bietet der Band: H. Falkenstörfer/K. Lefringhausen (Hrsg.), Aktion Entwicklungshilfe.4 Aktionen zur Bewußtseinsänderung, Wuppertal 1973. Wer sich laufend über Fragen der Dritten Welt und Aktionen informieren will, sei auf folgende Informationsdienste verwiesen: Information Dritte Welt, Weissenburgerstr. 23, 4600 Dortmund; Blätter d. Informationszentrums Dritte Welt, Postfach 5328, 7800 Freiburg; epd. Entwicklungspolitik, Friedrichstr. 2–6, 6000 Frankfurt; Antiimperialistisches Informationsbulletin, Liebigstraße 46, 3550 Marburg; Entwicklungspolitische Korrespondenz, Postfach 2846, 2000 Hamburg 19.
Es wäre allenfalls auf die Bewegung gegen Kernkraftwerke zu verweisen. Darauf bin ich ausführlich eingegangen in dem Aufsatz „Solidarität mit der Dritten Welt?“ In: Gewaltfreie Aktion H. 28/29/30, 1976, 31 ff.
E. Eppler, Ende oder Wende. Von der Machbarkeit des Notwendigen, München 1976, 75.
S. dazu M. Stöhr, Angola-Sonntag in: Wissenschaft und Praxis H. 4, 1974, 175–180.
Über die neuere Entwicklung der kirchlichen Erwachsenenbildung in Hessen-Nassau berichtet E. Meueler, Pädagogische Ansätze zur Entschulung der kirchlichen Erwachsenenbildung in: Theologia Practica H. 2, 1976, S. 107–123 und in diesem Band. Aus dem Bereich der Gewerkschaften sind ähnliche Entwicklungen höchstens in der Jugendbildung zu beobachten — entwicklungspolitische Sensibilisierung ist dort ein gröblich vernachlässigter Bereich; eine Ausnahme ist der Versuch, den G. Breidenstein in diesem Band berichtet.
Die Rückkoppelung und Evaluation von Gruppenprozessen und Aktionsverläufen können Dritte Welt-Gruppen mit Hilfe der Video-Technik übrigens auch selbst durchführen. Insgesamt werden die Möglichkeiten audiovisueller Medien von ihnen zu wenig genutzt, s. dazu die wichtige Selbstdarstellung des Zentrums für audiovisuelle Öffentlichkeitsarbeit München „Dritte Welt ist überall“ in: medium, März 1977, 32 ff. Der Vorschlag dieser Gruppe, bei Strukturidentitäten zwischen Erster und Dritter Welt anzusetzen und mit Hilfe der AV-Medien „dem Zuschauer Material zur Bildung eines geschichtsmaterialistischen Begriffs von Entwicklung zu liefern, der weder der persönlichen Entwicklung des Zuschauers noch der gesamtgesellschaftlichen Realität der BRD äußerlich bleibt“ (ebd. 35) entspricht dem hier vorgestellten Ansatz.
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Benedict, HJ. (1977). Erwachsenenbildung als Nebenprodukt?. In: Gronemeyer, M., Bahr, HE. (eds) Erwachsenenbildung Testfall Dritte Welt. Uni-Taschenbücher, vol 656. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85586-2_10
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