Zusammenfassung
Der Erste Weltkrieg begann am 25. Juli 1914 mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien, der anschließenden russischen Mobilmachung gegen Österreich und der darauffolgenden Kriegserklärung Deutschlands an Rußland am 1. August und Frankreich am 3. August 1914 sowie der Kriegserklärung Englands an Deutschland am 4. August, nachdem Deutschland am 2. August vom neutralen Belgien ultimativ freies Durchmarschrecht für die deutschen Truppen zur Durchführung des Schlieffen-Plans gefordert hatte und bereits am 3. August in Belgien einmarschiert war. Doch der Kriegsbeginn war nur eine Freisetzung von Spannungen, die sich seit langer Zeit angestaut und zuletzt immer gefährlicher zugespitzt hatten. Die Frage scheint müßig, ob die führenden Männer und Mächte des Juli/August 1914 den Krieg wirklich „gewollt“ haben oder ob sie in ihn hinein taumelten und stolperten, „vielleicht aus Torheit“, wie Lloyd George meinte. Nichts außer dem Tod ist unvermeidlich. Insofern hätte sich auch dieser Krieg natürlich vermeiden lassen. Dennoch bleibt es eine Tatsache, daß lange vor 1914 viele Anzeichen darauf hindeuteten, daß das Gleichgewicht der europäischen Mächte gestört war und die Wiener Ordnung von 1815 vor ihrem Zusammenbruch stand. Übersteigerter Nationalismus, Militarismus und Wettrüsten, dazu Hegemoniestreben, Imperialismus und ein gefährlicher Bündnisautomatismus hatten bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine explosive Situation geschaffen, in der es nur noch eines Funkens bedurfte, um den Brand zu entfachen. Viele hielten daher den Krieg lange vor seinem tatsächlichen Ausbruch für unvermeidbar, und nicht wenige begrüßten ihn in nationalistischer Gefühlsaufwallung mit beklemmend machender Begeisterung als Befreiung.
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© 1983 Leske Verlag + Budrich GmbH, Leverkusen
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Görtemaker, M. (1983). Der Weg in den Ersten Weltkrieg. In: Deutschland im 19. Jahrhundert. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85488-9_21
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85488-9_21
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-0219-8
Online ISBN: 978-3-322-85488-9
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