Zusammenfassung
Nach der „Machtergreifung“ vom 30. Januar 1933 begannen die Nationalsozialisten systematisch damit, ihre Herrschaft auszubauen und den Staat total in ihre Hand zu nehmen. Dabei griffen sie nicht nur zu gewalttätigen Aktionen, sondern bedienten sich organisatorischer Maßnahmen und juristischer Regelungen. Unter letzteren ist von besonderer Bedeutung das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom April 1933, auf Grund dessen die neuen Machthaber Mißliebige aus Beamtenstellen entfernen konnten. Architekten in Hochschulen oder Verwaltungen, gehörten sie nun nach Ansicht der Nazis zu den „rassisch Minderwertigen“, zu den politisch nicht Konsensfähigen oder zu jenen, deren Entwürfe sich nicht mit denen der Nazis — deren „Führer“ war immerhin zugleich Vordenker und letzte Instanz in Sachen Architektur — vertrugen, verloren ihre Stellen, so u.a. Richard Docker, Hans Poelzig, Hans Scharoun, Fritz Schumacher, Bruno Taut und Martin Wagner. Zugleich wurden jene Männer in den Verwaltungen ihrer Posten enthoben, die bisher gerade solche Architekten und deren Konzeptionen unterstützt hatten, so u.a. der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, Ludwig Landmann (Frankfurt/Main) und Fritz Hesse (Dessau), — wegen angeblich unzulässiger Begünstigung bestimmter Architektengruppen oder unerlaubter Bauexperimente. Hesse, der der SPD angehörte, hatte noch 1932 das von Weimar nach Dessau umgesiedelte Bauhaus gegen wütende Angriffe seiner Gegner zu schützen versucht, schließlich aber unter dem Druck der NS-Mehr-heitsfraktion im Rathaus eine ßbersiedlung nach Berlin nicht verhindern können, wo das Bauhaus als „freies Lehr- und Forschungsinstitut“ in einer Fabrik provisorisch Unterkunft fand. Daß dieser Umzug aber letztlich die Auflösung des Bauhauses nur kurz hinauszögerte, zeigte sich, als im April 1933 auf Antrag der Dessauer Staatsanwaltschaft unter dem Vorwand, belastendes Material gegen Hesse zu suchen, eine Hausdurchsuchung durchgeführt wurde. Zudem setzten Pressionen gegen einzelne Lehrpersonen ein, da sie „nicht die Gewähr bieten, daß sie auf dem Boden der nationalsozialistischen Ideenwelt stehen“1. Im Juli 1933 mußte die Schule aufgelöst werden.
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© 1988 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig
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Durth, W. (1988). Die Partei als Agentur. In: Deutsche Architekten. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85487-2_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85487-2_6
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Print ISBN: 978-3-528-28705-4
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