Zusammenfassung
Etwa zur selben Zeit, als sich Albert Speer als Minister für Rüstung und Kriegsproduktion erste Gedanken über die Einrichtung eines Wiederaufbaustabes gemacht haben mag, die dann Ende 1943 erfolgte, wurden ähnliche ßberlegungen auf ganz anderer Seite angestellt. Am 8. Mai 1943 schreibt der Stuttgarter Architekt Richard Docker an Hugo Häring, den ehemaligen Sekretär des Berliner Architekten-Rings, der inzwischen in Berlin eine Private Schule für Gestaltung betreibt: „Mir ist zum Beispiel völlig unverständlich, warum nicht jetzt als wichtigste Maßnahme ein kleines, aber sehr produktives Zentralbüro oder ähnliches geschaffen wird, das mit wenigen Leuten (ca. 20 Mann) die Aufgabe sich stellt, für die Zukunft des Wiederaufbaus der Zerstörungen, wenigstens in Mitteleuropa — generelles, grundsätzliches aller dieser Probleme zu sammeln, zu entwickeln, vorzubereiten, zu sichten usw. und eventuell sogar an den Stellen, die klar liegen, Neuordnung systematisch anzusetzen in Richtlinien, Schemen, Grundsätzen für das Neue, das die Zukunft verlangen wird und muß. Eine solche Arbeitsgruppe beeinträchtigt die Totalität des Kriegseinsatzes in keiner Weise, im Gegenteil, sie könnte schon jetzt das Durcheinander des Arbeitseinsatzes und die vielerlei Methoden der Behebung der Schäden ausrichten, lenken und ordnen. Jetzt ordnen und bestimmen es die Juristen oder Fachleute ohne jede persönliche Kenntnis der Vielheit der Aufgaben und ihrer Verästelung! Jetzt schaltet jeder Gauleiter auf eigenes Gutdünken — ohne jede höhere Lenkung. Gelder, Materialien werden ausgegeben, Arbeitseinsätze hin und her geschoben, Dinge angefangen und wieder eingestellt usw. Was eben so bei Willkür und Launen nicht anders sein kann.“160
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© 1988 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig
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Durth, W. (1988). Vor dem Schweigen. In: Deutsche Architekten. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85487-2_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85487-2_12
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Print ISBN: 978-3-528-28705-4
Online ISBN: 978-3-322-85487-2
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