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Computer und Mythos

Metaphern eines geregelten Alltags

  • Chapter
Computerwelten — Alltagswelten

Part of the book series: Sozialverträgliche Technikgestaltung ((STH,volume 7))

Zusammenfassung

Die Frage nach Anzeichen für ein neues Verhältnis zwischen Mensch und Technik, das sich in einer Computernutzung im Alltag ausdrückt oder gar hiervon bewirkt wird, hat es meines Erachtens mit zwei Unbestimmtheiten zu tun: Wodurch sich eigentlich dieses Neue bestimmen läßt und was unter der Nutzung eines Computer zu verstehen ist? Im Rahmen eines Workshops möchte ich versuchen, diese Vorabbestimmungen in unsystematischer und spekulativer Weise anzugehen.

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Anmerkungen

  1. Vergl. J. D. Bolter: Turing’s Man, London 1984, Seite 1 Iff.

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  2. Im Bereich des „software-engineering“entdeckt man hier den Menschen wieder, weil die Leistung, eine große semantische Differenz zu überwinden, besondere psychische Bedingungen erfordert.

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  3. Bei Programmiersprachen gibt es eine Entwicklung, Programme nicht mehr (ausschließlich),für den Rechner’ zu schreiben, sondern, etwa durch erzwungene Kommentierung, für den Programmierer bzw. dessen Nachfolger. Wie bei allen Versuchen, die Maschinenlogik der menschlichen Kommunikation anzupassen, stellt sich auch hier die Frage, inwieweit sich der Mensch bei solchem Verwischen der Grenze zum Anderen nicht der fremden Logik anpaßt.

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  4. Aus Japan hört man von exotischen Beispielen in Form von begrüßenden Türen und ermahnenden Heizungsthermostaten. Die Perfektion einer linguistischen Welt wird aber auch von „Computer-Logiken“vorangetrieben, die es erlauben, analoge Meßwerte eines Maschinensystems in sprachliche Einheiten umzusetzen, welche den Bediener dann mit Anweisungen konfrontieren:,Bei dieser hohen Temperatur ist der Druck zu groß; Sie müssen Schalter 7 umlegen’. Umgekehrt treten die Probleme vieler Informatiker im Umgang mit,freier’ Rede auch als ökonomisches Problem immer deutlicher in Erscheinung, weil deren Produkte oft nicht den,unpräzise(formulierten Wünschen der Kunden entsprechen.

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  5. Eine populäre Darstellung des mathematischen Konzepts der Turingmaschine findet sich zum Beispiel in J. Weizenbaum: Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft, Frankfurt 1977.

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  6. Ein Modul ist ein Unterprogramm, das (nur) als Teil eines Ganzen funktioniert, aber in seiner Spezifikation selbstständig ist, sofern seine Verbindung mit dem Rest — seine Schnittstelle — formal festgelegt ist Strenggenommen läßt sich erst auf dieser Ebene von Rekursion oder Selbstbezüglichkeit reden. Radikale Übertragungen einer solchen Modularisierung auf die.Lebenswelt’ lassen sich etwa in den Plänen zur Büroautomation (Büroinformationssystemen) ausmachen.

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  7. In diesem Sinne analysiert Foucault die organisierenden.Transzendentalien’: Leben, Arbeit und Sprache für die Wissensformen der Biologie, Ökonomie und Sprachwissenschaft. (Vergl. M. Foucault: Die Ordnung der Dinge, Frankfurt 1971).

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  8. Vergl. N. Luhmann: Soziale Systeme, Frankfurt 1984, Seite 100ff.

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  9. Die Vorherrschaft der Syntax vor dem Bezug auf eine Realität außerhalb der symbolischen Ordnung scheint mir ein wichtiges Erklärungsmoment für Erscheinungen des.Konformismus’ in modernen Gesellschaften zu sein. So wäre etwa das Phänomen zu verstehen, daß Politiker sich nach Skandalen anscheinend nicht mehr verantworten müssen, sofern sie sich nur beim „error-handling“den Regeln der Medien gemäß verhalten.

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  10. Der (notwendige) Verzicht auf universale Theorien läßt sich in vielen Wissenschaften beobachten: etwa in der Physik in Form von jeweils gegenstandsspezifischen, nichtlinearen Systemen oder in der.Künstlichen Intelligenz’ als Triumph des gesunden Menschenverstandes, wo ad-hoc Lösungen durch einen von Fall zu Fall zu ergänzenden Regelkatalog „systematisiert“werden.

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  11. Debugging „bezeichnet den Vorgang der Fehlersuche in Programmen und.updating“die Aktualisierung und Anpassung von Programmsystemen an veränderte Umstände und neue Systemkomponenten. Die Tätigkeit des „debugging“stellt vielfältige und zugleich sehr spezifische geistige Anforderungen. Sie gleicht einerseits einer Detektivarbeit und setzt eine tendenziell paranoide Einstellung voraus; andererseits ist zur Fehlerbehebung ein synthetisches Denken vonnöten, das mit lokalen Anpassungstricks operiert. Zusammen mit einer hohen.Frustrationstoleranz’ beschreibt dies eine psychische Konstitution, die dem Individuum in einer ausdifferenzierten Gesellschaft auch im sozialen Umgang abverlangt wird.

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  12. In C. Lévi-Strauss: Strukturale Anthropologie, Frankfurt, 1967, Seite 217ff

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  13. Auch neuere Therapieformen wie das neurolinguistische Programmieren oder,body-reading’ beruhen in diesem Sinne auf den Prinzipien der Computertechnologie.

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  14. Vergl. C. Lévi-Strauss: Die Struktur der Mythen, a.a.O., Seite 226ff.

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  15. Vergl. J. Pflügen Maschinenraunen, in Kursbuch 73, Berlin 1983.

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  16. Desgleichen scheinen mir auch die moderne Physik oder Kosmologietheorien hinter ihrem gänzlich unanschaulichen mathematischen Apparat immer mehr von dieser Erzählstruktur anzunehmen, was denn auch Anlaß für mancherlei mystische Anbindungen gibt.

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  17. Die Computervernetzte Welt produziert auch ganz reale Märchen: So kann etwa die Verbreitung von „Computer-Viren“in Datenbanken zu einer völlig imaginären Wissensrepräsentation führen, in welcher der Mond aus Käse besteht; und der kleine gewitzte Junge hat wirklich die Chance, die Welt aus den Angeln zu heben.

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  18. Die narzißtische Unabgeschlossenheit ist sowohl zeitlich wie.territorial’ im Sinne einer Standortbestimmung zu verstehen. Damit gewinnt die Frage nach einer inhaltlichen Bestimmung der allseits beschworenen Selbstbezüglichkeit neues Gewicht. Wahrscheinlich ist die behauptete Tendenz generell mit der Ablösung eines Substanzdenkens durch eine funktionale Relativierung verbunden; in der Welt der Programme findet sie aber sicher ihre reinsten Bilder.

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  19. Von hier aus können auch die Ansätze, die im begeisterten Programmierer einen Philo-baten sehen, dem es nur auf seine,skilT ankommt, überdacht werden. (Vergl. etwa G. Johnson: Der Computer und die Technologisierung des Inneren, in Psyche 1980 (9), Seite 790–811) Seine Tätigkeit würde sich dann nicht als Weltflucht, sondern als deren Darstellung bestimmen. In der Tendenz, das Subjekt zu,modularisieren\ versucht man im Bereich des „software-engineering“, etwa in der Konzeption des,egolosen Pro-grammierens’, dem Individuum die Identifikation mit dem Produkt seiner Arbeit abzutrainieren. So schreibt G.M. Weinberg: „Instead, the problem of the ego must be overcome by a restructuring of the social environment and, through this means, a restructuring of the value system of the programmers in that environment.“Was hier von Weinberg sogar progressiv, im Sinne einer gleichberechtigten Teamarbeit, gemeint ist, läuft auf die Konzeption eines maschinellen Funktionierens hinaus, in der sich Menschlichkeit nur noch negativ fassen läßt: „Average people can be trained to accept their humanity — their inability to function like a machine — and to value it and work with others so as to keep it under the kind of control needed if programming is to be successful.“(Vergl. G.M. Weinberg: The Psychology of Computer Programming, New York 1971, Seite 56).

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  20. Man kann versuchen, die Konzeption der Institutionen bei A. Gehlen, die einer Welt-und Selbstdeutung erst soziale und psychische Dauer verleihen, in einer informationstechnologisch geprägten Gesellschaft in den Prinzipien einer,Computerkultur’ zu begründen. Im Unterschied zu einer Kultur, die das Individuelle hypostasiert, würde eine etablierte.Institution der Berechenbarkeit’ wohl durchaus archaische Elemente wieder aufnehmen, worin auch irrationale Tendenzen problemlos integrierbar wären. (Vergl. A. Gehlen: Urmensch und Spätkultur, Bonn 1956)

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  21. Auch im Bereich der Computertechnologie selbst kann deren physische Realität diesseits der logischen nicht als determiniert ablaufend aufgefaßt werden.

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  22. Das Vorgehen der Informatik, bei ihren Problemen und Lösungsstrategien immer auch deren Komplexität mitzudenken, könnte als Denkweise durchaus positive Wirkungen haben, wenn etwa bei technologischen Großprojekten deren Folgen schon bei ihrer Planung mitabgeschätzt würden.

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  23. Vergl. M. Foucault: Sexualität und Wahrheit (1), Der Wille zum Wissen, Frankfurt 1977.

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  24. C. Lévi-Strauss, a.a.O., Seite 217.

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  25. Die Ergebnisse dieser Studie sind zusammen mit einer kulturanthropologischen Reflexion dieser Thematik in dem Buch J. Pflüger, R. Schurz: Der maschinelle Charakter, Opladen, 1987 veröffentlicht. Der empirische Teil basiert auf Fragebögen, Experimenten und einigen narrativen Interviews; alle Versuchspersonen hatten mit Computern zu tun. Die Auswertung erfolgte durch statistische Korrelationstechniken und multivariate Verfahren. Wir haben versucht, für die verschiedenen Lebensbereiche und den darin ausmachbaren Regulierungstendenzen (statistische) Faktoren zu eruieren, deren wechselseitige Zusammenhänge wir dann untersucht haben. Im folgenden beschränke ich mich jedoch auf die Angabe einiger korrelativer Beziehungen, die in der Studie in um-fasserenden Faktoren aufgegangen sind. Die aufgelisteten Behauptungen beziehen sich auf Items der Fragebögen; sie sind als statistische Tendenzaussagen zu lesen und sollen nicht mehr als ein „Weltbild der Regel“illustrieren.

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  26. Ambivalenz’ wurde von uns als Gegenbegriff zur Formalisierung entwickelt (Vergl. J. Pflüger, R. Schurz: Algorithmus und Ambivalenz, in Computer und Psyche, Frankfurt 1988).

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Werner Rammert

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© 1990 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Pflüger, J. (1990). Computer und Mythos. In: Rammert, W. (eds) Computerwelten — Alltagswelten. Sozialverträgliche Technikgestaltung, vol 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85465-0_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85465-0_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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  • Online ISBN: 978-3-322-85465-0

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