Zusammenfassung
Die Kybernetik wurde von einer Gruppe von Wissenschaftlern auf den Gebieten der Ingenieurwissenschaften, der Physiologie und der Mathematik bei einem wissenschaftlichen Kongreß im Jahre 1943 in Princeton/USA aus der Taufe gehoben — geboren wurde sie allerdings schon viel früher 2. Im Mittelpunkt der Tagung stand der amerikanische Mathematiker Norbert Wiener, der die Kybernetik durch sein 1948 erschienenes Buch »Cybernetics« 3 erst bekannt machte. Er fand auch im Jahre 1947 den Namen für das neue Gebiet. Mit dieser Namensgebung wollte er die Leistung von Clerk Maxwell 4 anerkennen, der bereits im Jahre 1868 eine theoretische Untersuchung über kreiskausale Rückkopplungsprozesse geschrieben hatte, und damit eine gut entwickelte Rückkopplungstheorie vorgelegt hatte. Maxwell nannte seinen »Regler« »Governor« und Wiener übernahm den griechischen Stamm dieses Wortes, »ϰυβερνήτης« (Kybernetes), welches »Steuermann« bedeutet, für die neue Wissenschaft. Die Kybernetiker haben erkannt, daß das Problem der Regelung von Systemen in allen Wissenschaftszweigen ähnlichen »Gesetzmäßigkeiten« gehorcht und deshalb in allen diesen Bereichen mit ähnlichen Methoden zu erforschen ist.
Vgl. dazu Frank, Helmar (Hrsg.): Kybernetik, Brücke zwischen den Wissenschaften, Frankfurt a. M. o. J. [6. Aufl., 1966].
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Vgl. dazu Frank, Helmar (Hrsg.): Kybernetik, Brücke zwischen den Wissenschaften, Frankfurt a. M. o. J. [6. Aufl., 1966].
Inbesondere hatte Hermann Schmidt bereits 1940 bei einem Vortrag eine »Allgemeine Regelungskunde« vorgeschlagen: »Über… technische(n) Regelungsaufgaben hinaus finden wir die Regelung in der Pflanze, beim Tier und beim Menschen. … Auch der Staat kann hinsichtlich mancher seiner Äußerungen schematisch als Regler des freien Kräftespiels angesehen werden…« (Schmidt, Hermann: Regelungstechnik. Die technische Aufgabe und ihre wirtschaftliche, sozialpolitische und kulturpolitische Auswirkung, in: VDI-Zeitschrift, Bd. 85, Heft 4, Berlin 1941, S. 81–88, hier S. 82 (Hervorhebungen i. O.) und vgl. derselbe: Denkschrift zur Gründung eines Instituts für Regelungstechnik, Berlin 1941; 2. Aufl. als Beiheft in: Grundlagenstudien aus Kybernetik und Geisteswissenschaft, Bd. 2, Quickborn 1961.)
Wiener, Norbert: Cybernetics or Control and Communication in the Animal and the Machine, New York 1948.
Maxwell, J. Clerk: On Governors, Proceeding of the Royal Society of London, vol. 16 (1868), S. 270–283. Vor Maxwell hatte allerdings schon 1785 James Watt den Fliehkraftregler erfunden und bereits als »Governor« bezeichnet.
Vgl. Wiener, Norbert: Kybernetik. Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine, 2. Aufl., Düsseldorf-Wien o. J. [1965], S. 53 f.
Ebenda, S. 54.
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Baetge, J. (1974). Zur Allgemeingültigkeit kybernetischer Fragestellungen. In: Betriebswirtschaftliche Systemtheorie. Moderne Lehrtexte: Wirtschatswissenschaften, vol 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85437-7_2
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