Zusammenfassung
Bauwerke sind heutzutage allzu häufig gefallsüchtige Gebilde. Gebaut zum Ruhme ihrer Besitzer und Architekten, scheren sie sich um ihr architektonisches und oftmals auch um ihr soziales Umfeld wenig, wenn sie beides nicht sogar bewußt zu negieren trachten. Streng schematisch gibt sich der Grundriß, getreu dem Funktionalitätsdogma; und in der Gestaltung der Fassade — wo sie nicht der bloßen Abschirmung nach außen dient — offenbart sich die Reduktion auf einen einzigen Zweck: das Auge (im rein physiologischen Sinn) zu bannen, clever aus dem Musterkoffer durchdesignt oder auch, umgekehrt, jedem Muster spottend. Optische Signale, die man in den Aufriß eingebaut hat, wollen sich weder vom Kopf noch vom Gefühl her interpretieren lassen; denn außer, daß es sie nun einmal gibt, wollen sie nichts weiter bedeuten. Sie bilden sich auf der Netzhaut ab — und Schluß der Vorstellung.
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Anmerkungen
Wie bekannt, nahm László Moholy-Nagy eine ähnliche Einladung, gefolgt von Mies van der Rohe, nach Chicago an, um ein Institut aufzubauen, das schließlich das Chicago Institute of Design of the Illinois Institute of Technology werden sollte.
Walter Gropius et son école/Walter Gropius: The Spread of an Idea, in: Architecture d’Aujourd’hui, Sondernummer, Februar 1950
Genetrix: Personal Contributions to American Architecture, in: Architectural Review, Sondernummer, Mai 1957
Peter Blake, in: The Bulletin of the Museum of Modern Art, Bd. 16, Nr. 1, 1949
M. Breuer, Marcel Breuer: Buildings and Projects 1921–1961, London 1962, S. 214
Willy Boesiger (Hrsg.), Le Corbusier et Pierre Jeanneret: Oeuvre Complète, 1929–1934, Zürich 1935, S. 48. Obwohl Le Corbusier das Haus Errazuris als ausgeführten Entwurf beschrieben hat (Abb. 2, 3, 7, 9, 10 und 11), belegen andere Quellen, daß es in Wahrheit nie gebaut worden ist.
Walter Gropius, Die Stellung des Architekten innerhalb unserer industriellen Gesellschaft, in: Architektur. Wege zu einer optischen Kultur, Frankfurt a.M. und Hamburg 1956; Frankfurt 1982, S. 85. Zuerst veröffentlicht als: Gropius, Apraises Today’s Architect, in: Architectural Forum, Mai 1952
Victor Lundy, Art alone, Untiring, Stays to Us, in: AIA Journal, Mai 1959, S. 15
Paul Rudolph, Architectural Education in the USA, in: Zodiac, Bd. 8, Juni 1961, S. 162–165; und John Johansen, in: John M. Johansen Declares Himself, in: Architectural Forum, Januar/Februar 1966, S. 64–67
Vincent Scully, Doldrums in the Suburbs, in: Perspecta 9/10, 1965, S. 290
Colin Rowe, Neoclassicism and Modern Architecture (1957), in: Oppositions 1, 1973, S. 1–29
Walter Gropius, Frühentwicklung der modernen Baukunst, in: Architektur. . . a.a.O., S. 71; zuerst veröffentlicht als: The Formal and Technical Problems of Modern Architecture and Planning, in: Journal R.I.B.A., Mai 19, 1934
Ebd.
Ein noch weit größerer Kontroverse ausgesetztes Hochhaus mit zweidimensionalem oberen Abschluß ist Johnsons AT&T-Gebäude, wenn man den Medienrummel, der darum gemacht wird, in Betracht zieht. (Die jüngste derartige Nachricht kommt von der New York Times, die in ihrer Ausgabe vom 12. Januar 1982 einen Bericht über eine Benefiz/Haute-Volée Auktion des Architekturmodells besagten Hochhauses veröffentlicht hat.) Obwohl das AT&T-Gebäude zwischen ähnlichen neuen Hochhäusern in Central-Manhattan eingezwängt sein wird, gelangt sein Standortportrait in die Presse, als handle es sich um ein freistehendes Gebäude, das von weither auszumachen ist.
Man fühlt sich an E.H. Gombrichs Axiom in: Meditations on a Hobby Horse of the Roots of Artistic Form erinnert: „Je größer der Wunsch zu reiten ist, desto jämmerlicher kann die einem Pferd angemessene Erscheinungsform ausfallen.“ In: Frank Lloyd Wright (Hrsg.), Aspects of Form, Bloomington: Indiana University Press, 1951, S. 218
Francis Bacon, Of Counsell in: Essays (dt.: Essays, übertr. v. Gustaf Böcker, München 1927, S. 89f)
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© 1988 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig
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Herdeg, K. (1988). Harvard-Architekten und Bauhaus-Ethos. In: Die Geschmückte Formel. Schriften des Deutschen Architekturmuseums zur Architekturgeschichte und Architekturtheorie. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85311-0_1
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