Vom repräsentativen Selbstverständnis eines MdB

Zusammenfassung

Was immer man kritisch zur parlamentarischen Arbeit des „durchschnittlichen“ MdB anmerken kann und gerade in den beiden Kapiteln II und IV selbstkritisch anmerken mußte, in einem, vielleicht dem entscheidenden Bereich, decken sich Selbstverständnis, Rollenerwartungen und tatsächlich gespielte Rollen eines Volksvertreters in der überwiegenden Zahl der Fälle: In der Bedeutung nämlich, die seiner Arbeit im Wahlkreis zukommt. Ganz sicherlich gilt diese Feststellung für den direkt gewählten Abgeordneten. Nach den Beobachtungen und Erfahrungen des Verfassers trifft sie aber auch weitgehend auf den sogenannten Listenabgeordneten zu. Wie schon im Kapitel 1 dargestellt, übernimmt zumindest in der SPD (194) jeder Listenabgeordnete einen Bundestagswahlkreis für seine Partei als Betreuer. Es wird also hier kein Unterschied zwischen Direktabgeordnetem und Listenabgeordnetem gemacht, zumal in der Regel jeder einigermaßen aussichtsreiche Listenkandidat gleichzeitig in einem Wahlkreis direkt kandidiert. Im nördlichen Rheinland-Pfalz zwischen 1972 und 1976 war es darüber hinaus so, daß sich zwei Listenabgeordnete (Buchstaller und Schweitzer) sowie ein Direktabgeordneter (Ahlers) zusätzlich zu ihrem „eigenen“ Wahlkreis in die Betreuung eines weiteren Bundestagswahlkreises ohne Direkt- oder Listenabgeordneten teilten.