Zusammenfassung
Die Literatur vermag es, mit bloßen Worten alle möglichen Kontaktformen zwischen den Menschen wie Annäherung und Entfernung, körperliche Berührung, Tonfall, Sprechtempo, Stirnrunzeln und Regung der Augen zu ersetzen. Sie kann alle Schichten menschlicher Verhältnisse über den schmalen Kanal verbaler Kommunikation darstellen. Die Weltliteratur konnte sich bei der Schilderung menschlichen Verhaltens psychologischer Leistungen rühmen, die mit den Mitteln der Wissenschaft erst wesentlich später zu erreichen waren. Selbstverständlich ist die psychologische Erkenntis nur eine Möglichkeit, aber kein notwendiger Bestandteil der Literatur. Ihr Reichtum läßt sich offenbar nicht auf eine noch so wertvolle künstlerische Ver-sinnlichung der Charaktere und Seelenzustände beschränken. Und es ist ebenfalls wahr, daß Charakterdarstellungen, Seelenkunde, Beschreibungen zwischenmenschlicher Beziehungen sicherlich nicht psychologischen Entdeckungen zuliebe vorgenommen werden. Wenn manchen Dichtern dieses Ziel auch recht nahe steht — wobei das keine Bedingung, wohl aber ein neuer Beweis ihrer Größe ist -, so dürfte dieser Aspekt ihrer Kunst als Nebenprodukt betrachtet werden.
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© 1993 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden
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Halász, L. (1993). Einführung. In: Dem Leser auf der Spur. Konzeption Empirische Literaturwissenchaft, vol 8. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85280-9_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85280-9_1
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-528-07328-2
Online ISBN: 978-3-322-85280-9
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