Zusammenfassung
Die Qualität einer Demokratie hängt wesentlich ab „von der Art und Weise, in der ihre Gesellschaft kommuniziert“1 — d.h. wie sich der Meinungsbildungsprozeß vollzieht, dessen jeweiliger Zustand, die „öffentliche Meinung“, sowohl das politische Verhalten der einzelnen Bürger wie die Entscheidungen der Parlamente und Regierungen beeinflußt. Eine bedeutende Rolle der öffentlichen Meinung ist in der Theorie des repräsentativen Parlamentarismus auch durchaus gewollt, zielt sie doch keineswegs auf eine abgehoben-isolierte Willensbildung innerhalb des Parlaments allein. Welchen Anforderungen der Prozeß der öffentlichen Meinungsbildung genügen sollte, tritt in den verschiedenen Varianten des Begriffs „öffentliche Meinung“ hervor:
-
Rationalität: Im Sinne älterer liberaler Tradition hat man unter „öffentlicher Meinung“ nicht das bloße dumpfe Meinen vieler, sondern das Ergebnis öffentlicher, von bestimmten Personen oder Organisationen verantworteter und sich Gegenargumenten stellender Meinungsäußerungen zu verstehen2. Betont ist hierbei der rationale, auf Wahrheit gerichtete Charakter des Meinungsbildungsprozesses.
-
Freiheit: Versteht man „öffentliche Meinung“ als die Ansichten, die man öffentlich zeigen kann, ohne sich zu isolieren (Konformitätsdruck)3, so wird es notwendig, die Freiheitlichkeit des Prozesses zu schützen und damit auch die Minorität Andersdenken-kender, welche „die Mißbilligung der Mehrheit nicht fürchtet“ und sich der herrschenden Meinung entgegenstellt4.
-
Mehrheit: Demokratische Mehrheitsorientierung schließlich tritt bei einer Identifizierung von „öffentlicher Meinung“ mit Mehrheitsmeinung im Sinne der Umfrageforschung hervor. Die Tatsache, daß seit den Tagen Konrad Adenauers jeder Bundeskanzler und die großen Parteizentralen kontinuierlich Repräsentativumfragen in Auftrag geben5, verdeutlicht den demokratischen Prozeß ständiger Rückkoppelung der Entscheidungsträger mit der Mehrheitsmeinung.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Jörg Aufermann u.a. (Hrsg.), Fernsehen und Hörfunk für die Demokratie, 2. A. Opladen 1981.
Frank E. Böckelmann (Hrsg.), Medienmacht und Politik, Berlin 1989.
Hans Mathias Kepplinger (Hrsg.), Angepaßte Außenseiter, Freiburg / München 1979.
Walter A. Mahle (Hrsg.), Medienangebot und Mediennutzung, Berlin 1989.
Hermann Meyn, Massenmedien in der Bundesrepublik, überarb. Neuaufl. Berlin 1990.
Elisabeth Noelle-Neumann u.a. (Hrsg.), Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation Frankfurt a. M. 1989.
Elisabeth Noelle-Neumann, Die Schweigespirale, München/Zürich 1982.
Heribert Schatz/Klaus Lange (Hrsg.), Massenkommunikation und Politik, Frankfurt a.M. 1982.
Rights and permissions
Copyright information
© 1991 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Rudzio, W. (1991). Die Medien als Mittler und Akteure. In: Das politische System der Bundesrepublik Deutschland. Uni-Taschenbücher, vol 1280. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85269-4_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85269-4_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-0939-5
Online ISBN: 978-3-322-85269-4
eBook Packages: Springer Book Archive