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Was die produktiven Kräfte der Arbeit verbessert

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Das Leistungsprinzip

Part of the book series: Universitätstaschenbücher ((2809,volume 533))

  • 427 Accesses

Zusammenfassung

Ein hohes Entgelt für die Arbeit fördert nicht nur die Fortpflanzung, es spornt auch den einfachen Mann zu größerem Fleiß an, der, wie jede andere menschliche Eigenschaft in dem Maße zunimmt, in dem er angeregt wird. Reichlicher Unterhalt erhöht den körperlichen Einsatz des Arbeiters. Er wird sich bis zum äußersten anstrengen, wenn er wirklich hoffen kann, daß sich seine Lage verbessert und er im Alter sorgenfrei, vielleicht sogar gut leben kann. Dort, wo die Löhne hoch sind, finden wir daher die Arbeiter immer fleißiger, gewissenhafter und auch schneller bei der Hand als dort, wo sie niedrig sind. So sind sie zum Beispiel in England einsatzfreudiger als in Schottland und im Einzugsbereich großer Städte eifriger als auf dem flachen Land. Einzelne Arbeiter allerdings verdingen sich wöchentlich nur für vier Tage und faulenzen die restlichen drei Tage, wenn ihr Verdienst für die ganze Woche ausreicht, doch ist dies keineswegs die Regel, im Gegenteil, gut bezahlte Akkordarbeiter neigen häufig sehr dazu, sich zu überanstrengen und ruinieren dadurch ihre Gesundheit in wenigen Jahren. So soll ein Zimmermann in London oder an einigen anderen Orten seine anstrengende Tätigkeit höchstens etwa acht Jahre voll durchhalten können. Ähnliches passiert auch in anderen Gewerben, wenn der Arbeiter nur nach der Stückzahl entlohnt wird, was in Manufakturen üblich ist und selbst für manche Landarbeiter zutrifft, sobald ihr Lohn höher als normal ist. Fast jeder Handwerker ist einer spezifischen Krankheit ausgesetzt, eine Folge übermäßiger Anstrengung bei ganz bestimmten Arbeiten. Ramuzzini, ein berühmter italienischer Arzt, hat über solche Berufskrankheiten eigens ein Buch geschrieben. Selbst unter unseren Soldaten, die gewiß nicht zu den fleißigsten Menschen zählen, kamen solche Fälle vor, wenn man sie nämlich für bestimmte Arbeiten eingesetzt und großzügig nach Stücklohn bezahlt hat. Dann mußten ihre Offiziere des öfteren mit den Unternehmern übereinkommen, daß sie nicht mehr als eine bestimmte Summe am Tage unter Berücksichtigung des Lohntarifs verdienen durften. Bis dahin führten gegenseitiger Wetteifer und der Wunsch nach mehr Verdienst haufig dazu, daß sie sich überarbeitet und ihre Gesundheit durch Überanstrengung ruiniert haben. Übertriebener Einsatz an vier Tagen in der Woche ist oft auch der wahre Grund für das Faulenzen an den drei anderen, das so viel und so laut beklagt wird. Konzentrierte geistige und körperliche Arbeit, über mehrere Tage hinweg, weckt in den meisten Menschen natürlicherweise ein starkes Bedürfnis nach Entspannung, das fast unwiderstehlich ist, wenn es nicht durch Gewalt oder starken Zwang verdrängt wird. Es ist gleichsam die Stimme der Natur, die nach Erholung und Schonung ruft, sei es durch bloße Ruhe, sei es durch Zerstreuung und Ablenkung. Wird dem natürlichen Verlangen nicht entsprochen, sind die Folgen häufig gefährlich, manchmal verhängnisvoll und führen zumeist früher oder später zur bekannten Berufskrankheit. Würden die Unternehmer stets die Gesetze der Vernunft und der Menschlichkeit beachten, müßten sie oftmals den Einsatz ihrer Arbeiter eher mäßigen als animieren. Wie ich glaube, dürfte für jede Art Beschäftigung gelten, daß, wer so maßvoll arbeitet, daß er es regelmäßig tun kann, sich nicht nur seine Gesundheit am längsten bewahrt, sondern auch im Laufe des Jahres am meisten arbeitet.

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Günter Hartfiel

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© 1977 Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen

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Cite this chapter

Smith, A. (1977). Was die produktiven Kräfte der Arbeit verbessert. In: Hartfiel, G. (eds) Das Leistungsprinzip. Universitätstaschenbücher, vol 533. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85262-5_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85262-5_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-0160-3

  • Online ISBN: 978-3-322-85262-5

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