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“... nahm sie statt der Flöte das Schwert”

Über den Zusammenhang von bürgerlicher Revolution und musikalischer Bewegungsfreiheit von Frauen

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‚Der Menschheit Hälfte blieb noch ohne Recht‘
  • 284 Accesses

Zusammenfassung

Musizierende Frauen haben — auf den ersten Blick — wenig mit Revolutionen zu tun.’ Das liegt an ihrem unbegrifflichen Medium, das politische Botschaften nur mit Hilfsmitteln, zum Beispiel Texten, oder mit umständlichen Chiffrierungen transportieren kann. In Malerei und Literatur, die gesellschaftliche Realität unmittelbarer ausdrücken und beeinflussen können, sind revolutionäre Inhalte direkter eingegangen; auch der historischen Recherche erschließen sich diese Inhalte leichter. Keine der bürgerlichen Revolutionen hat im Konzertsaal oder im Opernhaus stattgefunden, und erst recht eignet sich die Hausmusik, der wichtigste Raum weiblichen Musizierens um 1800, nicht zur politischen Proklamation. Als 1830 in Brüssel mit Aubers “La muette de Portici” eine Opernaufführung zum Fanal des Aufstandes wurde, war die Musik, oder mehr noch das Li­bretto, nicht der Ort der Revolution, sondern nur ihr auslösendes Mo­ment. Die Beispiele, wo im revolutionären Geschehen musizierende Frauen vorkommen, sind entsprechend selten: etwa der Fall der Pianistin und Komponistin Hélène de Montgéroult, 1795 bis 1798 Professorin am Pariser Nationalkonservatorium, die bereits zur Guillotine verurteilt war und ihr Leben nur dadurch retten konnte, daß sie sich bereit erklärte, vor dem Tribunal des “Comité du salut public” die Marseillaise zu spielen.2 Oder, falls eine Lithographie von Auguste Raffet nicht nur metaphorisch gemeint ist, die Revolutionärinnen, die 1789 Trommel schlagend durch die Pariser Straßen zogen.

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Literatur

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© 1991 Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden

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Hoffmann, F. (1991). “... nahm sie statt der Flöte das Schwert”. In: Brandes, H. (eds) ‚Der Menschheit Hälfte blieb noch ohne Recht‘. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85254-0_9

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