Zusammenfassung
Die Ermordung des Jakobiners Jean Paul Marat durch die junge Charlotte Corday am 13. Juli 1793 provozierte unzählige künstlerische Darstellungen. Dabei wurde das spektakuläre historische Ereignis mit symbolischen Deutungen aufgeladen, die in ganz unterschiedlicher Weise auf den revolutionären Parteienkampf, aber auch auf den Geschlechterkampf Bezug nehmen.1 Angesichts der Übermacht der ästhetischen Deutungsmuster erscheint es sinnvoll, zunächst die geschichtlichen und politischen Koordinaten des Attentats anzugeben: Zum Zeitpunkt des Mordes an Marat waren die Girondisten gerade entmachtet worden, hatten die Jakobiner in Paris die Führung der immer deutlicher durch die Ausübung von Terror bestimmten Revolution übernommen.2
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Christine Westphalen, Gedichte, 3 Bände, Hamburg 1809–1811, hier besonders angesprochen das Gedicht “An die Gleichgültigen”, Bd. 1, S. 159–161.
Karl August Böttiger, Literarische Zustände und Zeitgenossen, 1838, Reprint Frankfurt/M. 1972, Bd. 2, S. 43, 45. Böttiger schreibt dies anläßlich eines Besuches der Familie v. Axen, aus der Christine Westphalen stammt.
Zu den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen in Hamburg um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert vgl.: Walter Grab, Demokratische Strömungen in Hamburg und Schleswig-Holstein zur Zeit der ersten französischen Republik, Hamburg 1966, S. 22–23. Antje Kraus, Die Unterschichten Hamburgs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Stuttgart 1965, S. 24.
Methodische Anregungen für die Analyse des Dramas gab: Helen Fehevary, Die erzählerische Kolonisierung des weiblichen Schweigens, in: Reinhold Grimm/Jost Hermand (Hrsg.), Arbeit als Thema in der deutschen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Königstein/Ts 1979, S. 174. Die Frage nach den besonderen Merkmalen einer weiblichen Ästhetik und Produktivität leitet auch die Analyse der WestphalenTragödie bei: Dagmar von Hoff, Dramen des Weiblichen. Deutsche Dramatikerinnen um 1800, Opladen 1989, S. 89–95.
In dieser Hinsicht ähnelt sie Friedrich Schillers “Jungfrau von Orleans”. Vgl. dazu auch: Inge Stephan, Hexe oder Heilige. Zur Geschichte der Jeanne d’Arc und ihrer literarischen Verarbeitung, in: Argument-Sonderband 96, Berlin 1983, S. 58.
Gerhard Sauder, Die Jungfrau von Orleans, in: Walter Hinderer (Hrsg.), Schillers Dramen. Neue Interpretationen, Stuttgart 1979, S. 335–336.
Vgl. z.B. die Argumentation des Regierungspräsidenten in: Jean Paul, Über Charlotte Corday. Ein Halbgespräch am 17. Juli, in: Norbert Miller (Hrsg.), Jean Paul. Werke in 12 Bänden, Bd. 11, S. 335 f.
Vgl. Charlotte Corday, wie Anm. 22, 2. Akt, B. und 9. Szene, 5. 107–120.
Zu Georg Kerner vgl.: Hedwig Voegt (Hrsg.), Georg Kerner. Jakobiner und Armenarzt. Reisebriefe, Berichte, Lebenszeugnisse. Berlin 1978, S. 5 ff. Eine Kurzbiographie enthält auch: Otto Joachim Grüsser, Justinus Kerner 1786–1862, Berlin 1987.
Vgl. Hedwig Voegt, wie Anm. 38, S. 96 ff. Dort findet sich Kernen Würdigung Charlotte Cordays in Verbindung mit der Würdigung des Mainzer Jakobiners Adam Lux, bes. S. 98 f.
In der Namensgebung orientiert sich Christine Westphalen an den historischen Personen. Der öffentliche Verteidiger der Corday hieß Chauveau-Lagarde. Vgl.: Pernoud/S. Flaisser, wie Anm. 3, S. 266.
Zur Autonomieästhetik Jean Pauls s.: Burkhardt Lindner, Jean Paul. Scheiternde Aufklärung und Autorrolle, Darmstadt/Neuwied 1976, S. 121 ff.
Geschichte, inhaltliche und formale Forderungen des bürgerlichen Dramas beschreiben: Jochen Schulte-Sasse, Drama, in: Rolf Grimminger (Hrsg.), Hansen Sozialgeschichte der deutschen Literatur, Bd. 3: Deutsche Aufklärung bis zur Französischen Revolution 1680–1789, München/Wien 1980, S. 423 ff. Arnold Hauser, Sozialgeschichte der Kunst und Literatur, 1970, S. 603 ff.
Eckart KleBmann, Geschichte der Stadt Hamburg, Hamburg 1981, S. 329–333.
Eine informationsreiche Darstellung der politischen Ereignisse in dieser Epoche liefert immer noch: Adolf Wohlwill, Neuere Geschichte der freien und Hansestadt Hamburg von 1789 bis 1815, Gotha 1914, S. 194–1%.
Adolf Wohlwill, Hamburg im Todesjahre Schillers, in: Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten 22, 1904, Hamburg 1905, S. 13 f.
Ludwig Wollrabe’s Chronologie sämtlicher Hamburger Bühnen, Hamburg 1847, S. 131.
Z.B. muß der Theaterdirektor Friedrich Ludwig Schröder eng mit dem Haus Westphalen verbunden gewesen sein. Christine Westphalens Mann war Vermittler in einem Konflikt zwischen Schröder und seinen Schauspielern. Vgl. Ludwig Wollrabe, wie Anm. 72, S. 97.
Max Mendheim, Engel Christine Westphalen, In: Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 42, 1897, S. 217.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1991 Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Süllwold, E. (1991). “Charlotte Corday” in Hamburg. In: Brandes, H. (eds) ‚Der Menschheit Hälfte blieb noch ohne Recht‘. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85254-0_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85254-0_5
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag
Print ISBN: 978-3-8244-4066-5
Online ISBN: 978-3-322-85254-0
eBook Packages: Springer Book Archive