Zusammenfassung
Ist vom Wissenschaftsleben in der Epoche des reifen Stalinismus die Rede, so sieht man die Szene von seinen typischen Vertretern bevölkert:Von der einen Seite betreten die wissenschaftlich unproduktiven, aber durch ihre Parteihörigkeit avancierten Wissenschaftsadministratoren die Szene, von der anderen Seite die echten Wissenschaftler (mit einem leichten Glorienschein um das Haupt). Spielt die Handlung in den letzten Lebensjahren Stalins, liest man von der Stirn der aus den linken Kulissen tretenden Exponenten des Bösen unschwer die Losung: Gebt es den Kosmopoliten, rettet das russische Vaterland!, während unter den von rechts kommenden Darstellern nicht wenige Juden anzutreffen sind.1
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Notes
Der nach Kriegsende, mit Beginn des Kalten Krieges sich verschärfende Terror betraf besonders Intellektuelle und Künstler der Sowjetunion. Stalins damaliger Chefideologe Shdanow inszenierte einen Kampf gegen Kosmopolitismus und Kriecherei vor dem Westen, gegen Formalismus und Objektivismus in der Kunst, der eine deutlich antisemitische Ausrichtung hatte. Dies verdeutlichte der Mord an dem renommierten jüdischen Schauspieler und Vorsitzenden des Jüdischen Antifaschistischen Komitees, Solomon Michoels (1948). Der Stalinsche Terror der Nachkriegszeit kulminierte Anfang 1953, kurz vor Stalins Tod, in der Aufdeckung des Arzte-Komplotts, gerichtet gegen führende, vorwiegend jüdische Ärzte, die angeblich einen Anschlag gegen die Gesundheit der sowjetischen Führung geplant hätten. Allgemein mußte eine neue Terrorwelle befürchtet werden, u. a. Deportation der Juden aus den Großstädten; Anzeichen dafür war z. B. ein „bestellter“ Brief, der dies zum Schutz der Juden forderte und von jüdischen Repräsentanten bereits unterzeichnet war. [Anm. d. Übers.]
Diese absurde Anschuldigung gegen Mandelstam (1944 verstorben) hatte, ganz im Ungeist von 1937, ihren einzigen „Grund“ in Mandelstams 15jährigem Studienaufenthalt und Wirken in Straßburg bis zum Kriegsausbruch 1914. [Anm. d. Übers.]
W. A. Fock, Woprosy filosofii, Jg. 1953, Nr. 1, S. 168–174.
Siehe Kapitel 5.
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© 1995 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden
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Gorelik, G. (1995). Physik an Universität und Akademie — oder: Wissenschaft im starken sozialen Feld. In: „Meine antisowjetische Tätigkeit...“. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85253-3_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85253-3_10
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