Kulturtheoretische und kulturvergleichende Ansätze

Zusammenfassung

Die Entwicklung der Ethnologie ist eng mit ihrer kulturtheoretischen Positionierung verknüpft. Fragestellungen der Kindheits- und Jugendforschung sind darin, Kultur- und Persönlichkeitsforschung sowie einige daraus entstandene ethnostatistische kulturvergleichende Arbeiten (crosscultural studies) ausgenommen, zumeist „nur“impliziter Bestandteil dieser Positionen. Überblicke, die die kulturtheoretischen und methodischen Entwicklungslinien der Ethnologie nachzeichnen, liegen in vielen Publikationen vor (z.B. Kohl 1993; Rossi 1980; Stagl 1974; Streck 2000). Insgesamt handelt es sich, im Hinblick auf Kindheits- und Jugendforschung, um einen komplexen, nicht ganz leicht zu überblickenden Hintergrund. Das liegt auch an dem unterschiedlichen Verständnis von Kindheit und Jugend. In vielen traditionellen Gesellschaften schließt Erwachsensein bzw. Übernahme von Verantwortung wie ein Erwachsener unmittelbar an die Kindheitsphase an, zumeist durch spezielle Übergangsriten markiert. Eindeutiger dagegen ist der von Stanley Hall (1907) eingeführte Begriff Adoleszenz als Zeit um die Pubertät. Der Verfasser versteht seine Aufgabe als Versuch, in diesem historisch gewachsenen Forschungsfeld eine vermutlich unkonventionelle Spur zu legen, die sowohl explizite als auch implizite Manifestationen des Themas berücksichtigt. Stationen dieser Spur sollen anhand typischer Publikationen kenntlich gemacht werden. Im Sinne eines Handbuchartikels, der den Benutzern detaillierte Informationen vermitteln will, handelt es sich hier nicht um den Versuch eines Überblicks, sondern um den eines werkorientierten Einblicks anhand charakteristischer Publikationen, ihrer Konzepte, Methoden, Resultate. Die Kapitelfolge entspricht in etwa der historischen Entwicklung.