Zusammenfassung
Als sich im 17. und 18. Jahrhundert in Europa der Gedanke ausbreitete, die Menschen seien entgegen dem Anspruch feudaler, ständischer und absolutistischer Herrschaft von Natur aus frei geboren und somit Gleiche, waren nicht alle Menschen gemeint: Der Anspruch auf politische und geistige Selbstbestimmung, auf individuelle Mündigkeit wurde im wesentlichen von Männern erhoben und in politische Aktion umgesetzt, von Männern einer bestimmten Schicht und Bildung unter Ausschluss des großen Rests der Bevölkerung: Arbeitern, Sklaven (in den USA), Leibeigenen, Kolonisierten und Frauen. Es dauerte allerdings nicht lange, bis das große Versprechen von Freiheit und Gleichheit auch unter den bisher Ausgeschlossenen umging. Analog zur Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte durch die Revolutionäre in Amerika und Frankreich verfasste Olympe de Gouges 1791 die Erklärung der Frauen- und Bürgerinnenrechte. Die Sklavenemanzipation wurde ebenso zum politischen Thema wie die Befreiung des Vierten Standes. Entsprechend eng waren im 19 Jahrhundert die Verbindungen zwischen Frauenbewegung(en) und anderen sozialen Bewegungen, zumal viele Protagonistinnen wussten oder ahnten, dass die untergeordnete Stellung des „zweiten“ Geschlechts tief in den gesellschaftlichen Strukturen verankert war und dass die rechtliche Gleichstellung einschließlich Wahlrecht eine notwendige, aber noch keine hinreichende Bedingung für die Befreiung der Frauen darstellte.
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Literatur
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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Pinl, C. (2004). Umbaumaßnahmen im Elfenbeinturm. In: Bauhardt, C. (eds) Räume der Emanzipation. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85139-0_3
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