Zusammenfassung
„Jetzt erklären Sie mir mal bitte, wo bei Ihrem Thema die politikwissenschaftliche Relevanz liegt!“ So oder so ähnlich lauteten die typischen Kommentare der etablierten Politikwissenschaftler, wenn man, zum Beispiel als junger Doktorand, in den 80er Jahren ein Thema präsentierte, das sich im weitesten Sinne mit Medien befasste. Für diese Themen seien entweder die Publizistikwissenschaftler zuständig, im Zweifelsfalle die Soziologen oder auch Ökonomen und Juristen. Wenn überhaupt, hatten Medien im politikwissenschaftlichen Curriculum allenfalls in Verbindung mit ihrem Einfluss auf die Wahlentscheidung bzw. die Wahlkommunikation ihren Platz. Bis auf ganz wenige Ausnahmen1 blenden traditionell orientierte Politikwissenschaftler die Medien aus und diese Tradition ist bis heute weit gehend ungebrochen. Natürlich, so beeilt(e) man typischerweise hinzuzufügen, berücksichtige man im Rahmen der Politikwissenschaft die Medien, entweder unter dem Gesichtspunkt der Regierungskommunikation oder aber im Sinne eines weiteren gesellschaftliches Subsystems, dem allenfalls eine Sozialisationsfunktion zukomme (vgl. hierzu die Übersicht bei Schultz 1997: 24–46). Diese beiden „scholastischen“ Perspektiven blenden die Medien als politische Institution weitgehend aus, sie werden nicht als eigenständiger Akteur der politischen Meinungs- und Willensbildung angesehen, sind keineswegs gleichwertig mit klassischen Gegenständen wie Regierungen, Parlamenten, Parteien oder Interessengruppen. Ein Blick in die etablierten Textbücher und universitären Curricula belegt die Dominanz dieser Perspektive.
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Gellner, W. (2002). Politikwissenschaft und Medien. In: Schatz, H., Rössler, P., Nieland, JU. (eds) Politische Akteure in der Mediendemokratie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85133-8_21
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