Kultur und Institution: Vergleichende Selbstbeobachtungen im Vergleich

Zusammenfassung

Kultur und Institution sind zwei zentrale Begriffe der vergleichenden Politikwissenschaft, die gegenwärtig beide unter einer doppelten Selbstverständlichkeit leiden: Zum einen gehören sie zu den Begriffen, die der Politikwissenschaft helfen auf ihre Gegenstände zuzugreifen; zum anderen erscheinen beide häufig als so selbstverständlich, dass eine explizite Definition sowohl des einen als auch des anderen Begriffes oft nicht erfolgt. Genau dies erscheint aber zunehmend notwendig, da inzwischen so viele verschiedene Gegenstände unter dem Kulturbegriff oder dem Institutionenbegriff firmieren, dass sich beide Begriffe kaum noch zur Bezeichnung eigener Gattungen, geschweige denn eigener Gegenstandsbereiche eignen.¹ Hinzu tritt das Problem, dass derselbe Gegenstand nicht nur als eine Institution, sondern auch als Teil der politischen Kultur begriffen werden kann. Demokratietheoretisch verschärft sich die Situation für beide Begriffe, wenn man, wie Jürgen Habermas (1994), die Institutionalisierung demokratischer Prozeduren auch noch unter die Bedingung einer ‚entgegenkommenden politischen Kultur‘ stellt, so dass Institution und Kultur in einen engen Zusammenhang treten. Wie aber lässt sich diese Situation begrifflicher Unübersichtlichkeit überwinden?