Zusammenfassung
„Interaktive Medien“: das ist ein seltsamer Begriff. Denn er streift die Grenze zum Oxymoron — ist also so etwas wie ein hölzernes Eisen. Warum? Weil der Begriff „Interaktion“ in den Sozial-, Kommunikations-und Kulturwissenschaften ziemlich präzise eingeführt ist und bezeichnet, was technische Medien (bislang!) nicht leisten können. Interaktion meint nämlich, daß ego und alter bzw. (je nach terminologischer Präferenz) mehrere Menschen, Subjekte, Bewußtseine, Leute etc. so zusammen sind, daß sie nicht umhin kommen können, miteinander zu kommunizieren. Wenn A agiert, muß auch B agieren. Selbst Unterlassungen werden deshalb in Interaktionen automatisch als kommunikative Handlungen gewertet. Was in solchen und ähnlichen Formulierungen abstrakt klingt, läßt sich mit vielen Beispielen schnell und suggestiv illustrieren. Wenn ein Kollege einen anderen grüßt, der aber nicht zurückgrüßt (so etwas soll tatsächlich vorkommen), so ist auch dieses Nichttun ein kommunikativer Akt. Spätestens seit Watzlawick ist das eine Binsenweisheit der Kommunikationswissenschaft: wir können nicht nicht kommunizieren — unter Interaktionsbedingungen. Ansonsten gilt der doppelte Negationssatz selbstredend nicht.
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© 1999 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Hörisch, J. (1999). Aus Sicht der Kulturwissenschaften: Das Medium ist die Botschaft: Zurück zur Interaktion. In: Berghaus, M. (eds) Interaktive Medien — interdisziplinär vernetzt. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85123-9_1
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