Zusammenfassung
Klaus Manns Roman „Mephisto“ verdankt seinen späten Erfolg sicherlich der Dramatisierung durch Ariane Mnouchkine und der Verfilmung durch Istvan Szabo. Beide richteten ihr Interesse in erster Linie auf die Hauptfigur des Romans und ihr Vorbild Gustaf Gründgens — allgemeiner: auf das Thema des Opportunismus und der Macht. Statt als lehrreiches Drama einer verkauften Seele — als satirischer Prolog zu Thomas Manns „Dr. Faustus“ gewissermaßen — könnte man „Mephisto“ auch als eine Geschichte lesen, die von den dunklen Seiten der Kunst, der Macht und der Erotik erzählt. In Klaus Manns Roman stoßen wir rasch darauf, daß nicht allein die Politik eine Form der Macht darstellt, sondern ebenso die Kunst und die Erotik. Und schon die zweideutige Uberschrift des ersten Kapitels — „Vorspiel“— signalisiert, daß die Macht sich als Kunst und Erotik zu inszenieren versteht. Wir erfahren, daß gerade die faschistische Herrschaft sich nicht auf die Formel von den Beherrschenden und Beherrschten, von Tätern und Opfern, reduzieren läßt. Kunst-Macht-Erotik gehen im „Mephisto“ den Teufelspakt ein.
„Auch die Kultur, die alle Welt beleckt, Hat auf den Teufel sich erstreckt.“
J. W. v. Goethe
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Literatur
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Bogdal, KM. (1999). KUNSTMACHTEROTIK. Schreiben, Verführen, Widerstehen. In: Historische Diskursanalyse der Literatur. Historische Diskursanalyse der Literatur. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85121-5_12
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Online ISBN: 978-3-322-85121-5
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